Weltärztebund-Chef:
„Gesundheitspersonal nicht mit AstraZeneca impfen“
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sollten medizinisches Personal und Pflegekräfte nicht mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca geimpft werden. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen, „doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren“, so Montgomery, der für eine gesteigerte Impfbereitschaft auch eine Entscheidungsfreiheit für einen bestimmten Impfstoff fordert.
Vor Kurzem wagte das Personal des Wiener AKH einen „Impfaufstand“, da es nicht mit dem weniger wirksamen Impfstoff des britischen Herstellers AstraZeneca geimpft werden möchte. Sie forderten stattdessen - wie ursprünglich auch vorgesehen - eine Immunisierung mit einem der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer oder Moderna. Auch in Innsbruck und in der Steiermark hat sich zuletzt Widerstand geregt. Seit vergangener Woche wird das Vakzin von AstraZeneca auch in den steirischen Spitälern verimpft. Seither kam es vermehrt zu Rücktritten vom Impfwunsch - mehr als es bei Biontech/Pfizer der Fall war. Von einer dreistelligen Zahl an Mitarbeitern kann ausgegangen werden.
Gesundheitspersonal braucht „wirksamere Vakzinen“
In der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe) meldete sich nun auch der Vorsitzende des Weltärztebundes zu Wort. „Die geringe Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren“, erklärt Montgomery: „Ich halte es für geboten, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit wirksameren Vakzinen zu impfen.“ Er habe Verständnis für medizinisches Personal, das sich nicht mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen wolle.
Imageproblem von AstraZeneca
Anders sieht der Weltärztebund-Chef die Situation bei jüngeren Menschen - diese würden durch wenige Kontakte und einem geringeren Risiko für schwere Verläufe nach einer Infektion von einer Impfung mit AstraZeneca profitieren. Er forderte: „Es muss eine Auswahlmöglichkeit der Impfstoffe für die Menschen geben, damit die Impfbereitschaft hoch bleibt.“ Leider habe der Impfstoff von AstraZeneca ein Imageproblem, und es sei „genau die Verunsicherung aufgetreten, die alle vermeiden wollten.“
Kein Impfstoff für Senioren?
Zuletzt hatte es Berichte über eine geringere Wirksamkeit des AstraZeneca-Vakzins gegen neu aufkommende Virusvarianten gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch weiterhin den Einsatz des Impfstoffs. Österreich baut seine Impf-Strategie in wesentlichen Teilen auf dem Wirkstoff des britisch-schwedischen Konzerns auf, musste seinen Plan aufgrund von Lieferengpässen aber bereits anpassen.
Dabei sollen vorerst auch nur Unter-65-Jährige damit immunisiert werden. Während die Mittel von Moderna und Biontech/Pfizer eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei AstraZeneca nach einer neuen Studie nach der ersten Impfung 76 Prozent und nach der zweiten bis zu 82 Prozent.
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