Notfallpläne

Blackout: Im Ernstfall würde Tirol zur Strom-Insel

Tirol
18.02.2021 14:00

Am Nachmittag des 8. Jänner schrammte Europa nur knapp an einem großflächigen katastrophalen Stromausfall („Blackout“) vorbei. Die Tiwag und der Netzbetreiber Tinetz trugen als „Feuerwehr“ dazu bei, die Lage zu stabilisieren. Im ärgsten Fall würde sich Tirol selbst versorgen.

Im gleichnamigen Buch warf das Schreckensszenario „Blackout“ die Gesellschaft komplett aus der Bahn - doch auch die Realität ist bedrohlich genug. Was war Anfang Jänner passiert?

Der Notfall
Die europäischen Stromnetze werden miteinander betrieben. Wesentlich ist es, die Waage zwischen Verbrauch und Erzeugung in jedem Augenblick im Gleichgewicht zu halten. Der Frequenzeinbruch am 8. Jänner 2021 um 14.04 Uhr war laut Tinetz „nicht unkritisch“. Auslöser war eine Kettenreaktion („Kaskade“ genannt). Ausfälle von Leitungen und Schaltanlagen in Kroatien zogen eine Trennlinie im kontinentalen Stromnetz, sie führte durch die Länder Kroatien, Serbien und Rumänien. Im Südosten gab es einen Erzeugungsüberschuss mit einem Frequenzanstieg auf 50,6 Hertz, im Westen einen Abfall auf 49,7 Hertz. Ein Blackout war daher im schlimmsten Szenario zu befürchten gewesen.

(Bild: Christof Birbaumer)

Tirol fuhr rasch alles hoch, was möglich war
In Österreich und Tirol wurden die Reserven aktiviert, zu 80 Prozent bestehend aus Wasserkraft. Es wurden dabei alle in Betrieb befindlichen Tiwag-Maschinen (Kaunertalkraftwerk, Kraftwerk Imst, Kraftwerk Jenbach usw.) automatisch von der Leistungsregelung auf Drehzahlregelung umgeschaltet. Vereinfacht gesagt: Dieser „netzstabilisierende Betrieb“ bedeutet, dass die Maschinen entsprechend der Frequenzänderung des Netzes die Leistung automatisch anpassen. Auch eine im Stillstand befindliche Maschine im Kraftwerk Silz wurde in kürzester Zeit ans Netz gebracht. Nach gut einer Stunde konnten die getrennten Netzbereiche wieder verbunden werden.

Notfall-Simulationen mit den Nachbarstaaten
Die Verordnung 2017/2196 der EU-Kommission verpflichtet alle Beteiligten (Kraftwerks- und Netzbetreiber, Behörden, Großverbraucher) zu einem Netzwiederaufbauplan. Die Tinetz übernimmt bei einer Großstörung. Trainings und Simulationen zum Thema Blackout gibt es in der DACH-Region (Ö, D, CH) bis hinab zu den Bezirkshauptmannschaften.

Die Strominsel Tirol
Ein Blackout hätte laut Tinetz weitreichende Konsequenzen. Im Ernstfall wäre ein Netzwiederaufbau im „Inselbetrieb“ geplant. Die wichtigste Rolle spielen dabei Kraftwerke, die ohne externe Stromversorgung gestartet werden können. Im Wesentlichen handelt es sich um die Speicherkraftwerke (z. B. Prutz, Sellrain-Silz, Achensee-Kraftwerk, Amlach, Kalderbach).

Nachhaltig günstigen Strom zu bekommen, ist nur über einen Anbieterwechsel mittels Wechseldienst möglich. (Bild: Pixabay.com © blindguard CCO Public Domain)
Nachhaltig günstigen Strom zu bekommen, ist nur über einen Anbieterwechsel mittels Wechseldienst möglich.

Plan: In fünf Stunden die Finsternis beheben
Je nach Wasserangebot wäre eine Vollversorgung möglich, aber auch nur eine zyklische Flächenversorgung – z. B. Regionen abwechselnd stundenweise versorgen. Generell rechnet die Tinetz im Blackout-Fall schon nach 1,5 Stunden mit ersten Lastzuschaltungen, die Grundversorgung könne man nach rund fünf Stunden wiederherstellen. Tirol als „Strom-Insel der Seligen“.

Die Cyber-Gefahr
Dem Risiko von Hackerangriffen begegnen Tiwag und Tinetz mit einem zertifizierten System. Ein Grundsatz ist die strikte Trennung der „Bürowelt“ (IT) mit der Steuerungs- und Regelungstechnik (OT). Zur Unterstützung steht der heimischen Energie-Industrie ein Notfallteam (sieben Tage, 24 Stunden) zur Verfügung.

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