Ein „Krone“- Bericht über Tagelöhner in den Wiener Covid-Teststraßen, die teilweise nicht einmal selbst getestet sind, schlägt Wellen: ÖVP, Grüne und FPÖ sorgen sich um die Qualitätssicherheit und fordern ein Ende der schlechten Arbeitsbedingungen. Der Samariterbund verkündet das Aus für Leiharbeiter bis nächste Woche.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) fungiert für die Stadt als eine Art Generalunternehmer zur Durchführung von Massentests. Für die Covid-Aufträge kassierte der ASB allein im Vorjahr 37,7 Millionen Euro, wie eine Anfragebeantwortung durch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigt. Umso erstaunlicher, dass die Organisation Tagelöhner um zehn Euro die Stunde anheuern muss. „Eine Übergangslösung, weil in kurzer Zeit viele neue Teststraßen entstanden sind“, so Samariterbund-Sprecherin Stefanie Kurzweil. 900 ASB-Mitarbeitern stünden derzeit 100 Leiharbeiter gegenüber.
Arbeiter-Samariter-Bund spricht von „Einzelfällen“
Aber nicht mehr lange. Die 100 Aushilfskräfte einer Leihfirma werden bis Ende nächster Woche durch eigenes Personal ersetzt. Kurzweil: „Wir nehmen Leute auf.“ Leiharbeiter hatten in der „Krone“ über schlechte Arbeitsbedingungen (keine ausreichenden Pausen etc.) geklagt. Zudem seien sie selbst nicht getestet worden. „Einzelfälle“, meint der ASB.
Stadtrat Hacker muss dafür sorgen, dass alle Tester täglich getestet werden.
Ingrid Korosec (ÖVP)
Die Leihfirma habe Führungskräfte vor Ort, die sich um ihre Leute kümmern würden. Grüne und ÖVP fordern ein sofortiges Ende der Missstände. „Prekäre Jobs finanziert durch öffentliche Mittel darf es nicht geben“, sagt Gemeinderätin Barbara Huemer (Grüne). Und Ingrid Korosec (ÖVP): „Stadtrat Hacker muss dafür sorgen, dass alle Tester täglich getestet werden.“ FPÖ-Chef Dominik Nepp wettert: „Ein Skandal, dass der rote Samariterbund 38 Millionen Euro erhält und unqualifizierte Leiharbeiter einsetzt, die selbst nicht getestet sind.“
Leiharbeiter machen keine Nasen-Rachen-Abstriche
Was dürfen die Tagelöhner? Daten aufnehmen, Material schlichten, Flüssigkeiten auf die Testkits träufeln und befunden, das alles ja. Allerdings nicht (!) in Nase oder Rachen herumstochern und Abstriche machen. Das darf überall nur das medizinische Personal (Ärzte/Sanitäter). Der Samariterbund widerspricht damit seinen eigenen Angaben vom Vortag und entschuldigt sich dafür: „Aufgrund eines Missverständnisses mit der Teamleitung in Schönbrunn ist diese Fehlinformation mit den Abstreichern entstanden“, erklärt Kurzweil. Übrigens: Am Samstag geht die nächste Teststraße in Betrieb. Im Simmeringer Schloss Neugebäude. Infotelefon: 1450.
Unterstützung auch in anderen Bundesländern
Auch in den übrigen Bundesländern helfen zum Teil Leiharbeiter aus - allerdings nur bei administrativen Arbeiten. Abstriche dürfen in allen Bundesländern nur von medizinisch geschultem Personal genommen werden, betonen die Verantwortlichen. Hauptsächlich sind das Mitarbeiter der Rettungsdienste und Kräfte des Bundesheers. Im Vorfeld gab es aber auch Schulungen zur Abstrichnahme.
Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes werden in der Regel zweimal wöchentlich getestet. Zudem könne sich jeder Tester „immer selbst testen lassen, auch, um die Abläufe zu proben“, heißt es etwa aus Niederösterreich. Davon werde „selbstverständlich regelmäßig Gebrauch gemacht“, heißt es aus Tirol.
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