Ein sogenannter Grüner Pass nach israelischem Vorbild, der europaweit einheitlich und anerkannt Reisen für Geimpfte, Genesene und Getestete ermöglicht. So lautet der Vorschlag von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der in seiner eigenen Partei und der Tourismusbranche erwartungsgemäß großen Zuspruch findet. Der Kanzler will den „Grünen Pass“ beim Donnerstagnachmittag beginnenden EU-Gipfel vorschlagen.
Deutschland, Frankreich und andere Länder äußerten zunächst Vorbehalte, weil unklar sei, ob Geimpfte das Virus weitergeben. Die Gegner befürchten zudem eine Impfpflicht durch die Hintertür.
Tourismusländer für „Grünen Pass“
Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow, wo der Sommertourismus ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist, stellte sich unterdessen hinter die Forderung. Er habe sich mit Österreich, Griechenland und anderen Ländern auf einen Vorschlag für den „Grünen Pass“ geeinigt, erklärte er. Er solle „all jenen Erleichterung verschaffen, die geimpft wurden oder die Krankheit durchgemacht haben“.
„Hoffentlich kommt das“, sagte auch die Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Petra Stolba.
Pass ermöglicht viele Freiheiten
In Israel können Bürger, die zwei Impfdosen gegen das Coronavirus erhalten haben, einen „Grünen Pass“ ausgestellt bekommen. Dieser ermöglicht ihnen unter anderem, wieder Fitnessstudios, Schwimmbäder, Theater oder Hotels zu besuchen. Zudem hat Israel bereits mit den EU-Ländern Griechenland und Zypern Abkommen geschlossen, welche die Einreise von Menschen mit Impfnachweis ab April ermöglichen soll.
Ablehnung durch SPÖ und FPÖ
Skeptisch zeigten sich die heimischen Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ. Gesundheitssprecher Philip Kucher (SPÖ) verwies darauf, dass in Israel bereits 88,7 Prozent die erste Impfung erhalten hätten, in Österreich aber erst 4,5 Prozent. FPÖ-Chef Norbert Hofer sieht in den Privilegien durch den „Grünen Pass“ gar den „Höhepunkt einer gefährlichen und inhumanen Entwicklung“.
FPÖ vermutet Ablenkungsmanöver
Hofer vermutet in dem Kurz-Vorstoß ein Manöver, „um von den Problemen rund um den Finanzminister und das Impfdebakel abzulenken“. Der blaue Delegationsleiter im Europäischen Parlament, Harald Vilimsky, steht einem möglichen Alleingang Österreichs im Falle einer Ablehnung in Brüssel skeptisch gegenüber.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach sich in einer Aussendung für den „Grünen Pass“ aus, fordert aber eine europaweite Umsetzung. Auch der Flughafen Wien unterstützt den Vorstoß als „wichtige Initiative“. Die Entscheidung müsse jetzt fallen, bis April zuzuwarten, sei zu spät.
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