Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt - das gilt für die SPÖ nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Kärnten. In den Bezirksstädten Villach, St.Veit und Wolfsberg fuhren die Genossen starke Resultate ein, eine schwere Schlappe gab es hingegen in Spittal. In der Landeshauptstadt gibt es eine Zitterpartie. Die Kärntner Freiheitlichen wiederum mussten Verluste hinnehmen, die ÖVP siegte in Feldkirchen und war auch in Oberkärnten stark.
So einen Wahlabend hat die erfolgsverwöhnte und mächtige Landes-SPÖ lange nicht erlebt: Es war eine Achterbahnfahrt zwischen Triumph und ziemlicher Tristesse. Laut vorläufigem Ergebnis kommt die SPÖ kärntenweit bei den Kommunalwahlen auf 38,2% (-0,9%), die ÖVP auf 28,4% (+3,5%), die FPÖ auf 13,7% (-3,2%), die Grünen auf 2,1% (-1,3%), die NEOS auf 0,15% (+0,15%) und das Team Kärnten auf 0,7% (+0,2%).
Grafik: Alle Gemeindeergebnisse im Überblick
Der krone.at-Liveticker vom Wahltag zum Nachlesen.
Sensationelles Ergebnis für SPÖ in St. Veit
Beginnen wir dort, wo es für Landeshauptmann Peter Kaiser und seine Genossen Grund zur Freude gibt. Die Bürgermeister von Villach, Wolfsberg und St. Veit siegen haushoch, der in Völkermarkt klar, vor allem Martin Kulmer als politischer Newcomer lieferte in der Herzogstadt ein sensationelles Ergebnis ab. Auch Günther Albel, Hannes Primus und Markus Lakounigg marschierten am Sonntag direkt durch die Rathaustür. Daran werden die Wahlkarten nichts ändern.
Die SPÖ war, ist und bleibt die klare Nummer eins im Land. Wir sind auch die Bürgermeister- und Kommunalpartei. Aber es gibt einige schmerzhafte Wermutstropfen.
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser
Team Kärnten mit Köfer in Spittal auf Platz eins
Katastrophal endete die Wahl für die SPÖ in Spittal, wo Gerhard Köfer als klare Nummer eins in die Stichwahl geht. Gerhard Pirih und die SPÖ verloren auch Prozentpunkte, die Genossen sind vor dem endgültigen Wahlergebnis im Gemeinderat nur noch Nummer zwei hinter Köfers Team Kärnten. Auch in Hermagor droht der Bürgermeister verloren zu gehen, miserabel ist das rote Ergebnis in Feldkirchen.
Stichwahl in Klagenfurt
Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) muss in zwei Wochen in eine Stichwahl. Ihr Konkurrent, Vorgänger Christian Scheider (Team Kärnten), hatte - ohne Wahlkarten - die Nase knapp vorn. Bei der Gemeinderatswahl erzielte die SPÖ 30 Prozent, das Team Kärnten kam auf 24,6 Prozent.
ÖVP in Feldkirchen stark
Die Kärntner Volkspartei kann auf Oberkärnten zählen, aber nicht nur das. In den vielen Gemeinden des Oberen Drautals oder des Gailtals schneiden die Türkisen stark ab, getoppt wird das alles aber vom Ergebnis aus Feldkirchen. Dort montierte Bürgermeister Martin Treffner die SPÖ buchstäblich ab. Die Genossen verloren 16 Prozentpunkte, die eins zu eins zur ÖVP wanderten. Treffner scheint im Amt pragmatisiert zu sein. Auch die ÖVP-nahe Namensliste in Althofen schnitt siegreich ab, neuer Bürgermeister ist nach einem Start-Ziel-Sieg Walter Zemrosser.
Das ist die Bestätigung eines guten Trends für die ÖVP. Aber es gibt noch einiges zu tun. Es gab keine massive Wechselstimmung in den Gemeinden, bedingt durch die Situation.
Martin Gruber (ÖVP)
FPÖ rettet in Gurk das Erbe Sigi Kampls
Wechseln wir zu den Freiheitlichen, die schon glorreichere Tage erlebt haben. Nach der Parteispaltung reichte es in Klagenfurt nicht für die Stichwahl, auch in den Bezirksstädten haben die Blauen nichts zu melden. Gernot Darmann und seine Partei dürfen sich damit trösten, in Gurk das Erbe Sigi Kampls gerettet zu haben, in Deutsch-Griffen, Mühldorf, Trebesing und Afritz zu gewinnen. Die jahrelange blaue Hochburg Feld am See ging desaströs verloren.
Entgegen den Prognosen gab es keine Bundes- und Landestrends zu sehen. Für die Stichwahlen in zwei Wochen werden wir als Freiheitliche keine Empfehlungen abgeben.
Gernot Darmann (FPÖ)
Corona, Babyelefant & Co. spielten keine Rolle
Eines zeigten die Wähler eindeutig: Corona, Babyelefanten, Parteien sind ihnen bei Bürgermeisterwahlen egal. Es geht um Persönlichkeiten, um Kandidaten mit Charisma und Ideen, um Bürgermeister mit Bürgernähe und Gemeindechefs ohne Chefallüren. Was für die Zukunft zu überlegen wäre, ist die Verkürzung der Zeit bis zu den Stichwahlen auf eine Woche. Das wäre im Sinne der Sparsamkeit, denn weitere sündteure Plakat- und Prospektwellen wären kaum möglich. Wer sich jetzt und in den nächsten sieben Tagen keine Meinung gebildet hat, der wird das wohl auch in 14 Tagen nicht schaffen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.