Heftig wurde beim Corona-Gipfel am Montag diskutiert: Während die meisten Landeschefs auf ein Hochfahren des gesellschaftlichen Lebens noch vor Ostern drängten, bremsten die Virologen aufgrund der düsteren Prognosen und der hohen Infektionszahlen - durchgesetzt hat sich die Politik. Noch vor Ostern, am 27. März, dürfen etwa Gastgärten öffnen. Die Regierung setzt aber auch auf regionale Maßnahmen: So darf Vorarlberg, das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz, bereits Mitte März erste Lockerungen durchführen - sofern die Infektionszahlen bis dahin nicht explodieren. „Das ist ein interessanter Moment“, sagte Landeshauptmann Markus Wallner.
Wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach einem wahren Gesprächsmarathon mit Experten, den Parlamentsparteien und schließlich den Landeshauptleuten in einer Presskonferenz bekannt machte, wird es eine Sondergenehmigung für Vorarlberg geben. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte an, in den nächsten Tagen dazu mit Wallner Gespräche zu führen. Es sollen jedenfalls „sehr deutliche Schritte“ in Kultur, Sport und Gastronomie ab Mitte des Monats möglich sein, sagte Kurz.
„Öffnungen verantwortungsvoll, aber mit Mut“
Man werde die Öffnungen „verantwortungsvoll“, aber „mit Mut“ vornehmen, so Wallner. Die Zeit bis zum 15. März werde man brauchen, die Details werde man mit der Bundesregierung koordinieren. In Vorarlberg laufe es derzeit sehr gut - nicht nur was die Inzidenzen, sondern auch das Testen und das Contact Tracing angehe. Die Gastronomie-Öffnungen werde man „sehr professionell“ vorbereiten, vor allem aber gehe es ihm darum, wieder sportliche und kulturelle Kontakte unter Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. „Sie brauchen diesen gleichaltrigen Kontakt“, so Wallner, der für den Nachwuchs einen „gezielten Öffnungsschritt“ setzen will.
Nötig seien dafür aber bessere Einsatzmöglichkeiten für die durchgeführten Selbsttests - diese sollten als Nachweis gelten dürfen, nicht nur jene Tests in Teststraßen oder Apotheken. Nicht zwingend müssen diese Tests zu Hause gemacht werden - herangezogen werden könnten etwa jene „Nasenbohrertests“, die auch in den Schulen zur Anwendung kommen.
Vorarlberg mit Sieben-Tage-Inzidenz deutlich unter 100
In Österreich gibt es derzeit nur zwei Bundesländer, die bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 liegen: knapp in Tirol trotz der grassierenden vermutlich impfresistenteren Südafrika-Variante, und deutlicher in Vorarlberg. Die am Sonntag vermerkten 72,8/100.000 sind aber auch schon wieder ein Anstieg. Vor einigen Tagen lag der Wert in Vorarlberg noch nahe an der Wunschmarke von 50.
Im Osten wächst das Infektionsgeschehen hingegen stark - warum, ist Gegenstand unterschiedlicher Überlegungen. Einerseits soll sich hier die infektiösere britische Variante früher breitgemacht haben, andererseits haben gerade in Wien und Niederösterreich die Schulen eine Woche früher geöffnet, was ebenfalls einen größeren Effekt haben könnte.
Die Idee, Öffnungen an regionale Zahlen zu koppeln, ist nicht neu - Deutschland und Italien ziehen sie für Entscheidungen heran, und auch Experten hatten sie in der „Krone“ für sinnvoll befunden. Allerdings sollten nicht nur die Inzidenz bzw. die Fallzahlen entscheidend sein, sondern auch die Anzahl der Tests, die Auslastung der Spitäler oder die Kontaktverfolgung. Mit der Corona-Ampel hätte man das passende Werkzeug.
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