Tirols Skihütten wurden im Herbst mit Bier, Wein und Co. eingedeckt. Dann kam der dritte Lockdown. Nun wandert jeder Liter retour ins Tal. Unmengen müssen vernichtet werden.
Prekär war die Lage am Tiroler Biermarkt aufgrund der Corona-Krise schon im Frühjahr 2020. Ausgefallene Events und geschlossene Gastronomiebetriebe führten zu Umsatzeinbußen bei den Brauereien, die „Krone“ berichtete. Im Sommer entspannte sich die Lage, alle hofften und rechneten mit einer halbwegs normalen Wintersaison. Auf den Skihütten wurden Bier, Wein und Co. schon fleißig eingelagert. Doch dann kam der dritte Lockdown.
Was passiert nun mit den Getränken und wie geht es den Betrieben jetzt? Die „Krone“ hat nachgefragt.
„Bei einem der Kunden waren es 5000 Kisten“
Wie Bernhard Prosser von der Brauerei Starkenberger in Tarrenz es treffend auf den Punkt bringt, handelt es sich bei dem, was gerade passiert, „um eine absolute Katastrophe“. Denn im Herbst wurden die Kunden in den Bergen fleißig beliefert. „Jetzt bekommen wir jeden einzelnen Liter wieder retour.“
Bei einem Kunden – einer sehr großen Skihütte, deren Namen Prosser nicht nennen darf – waren es 5000 Kisten Radler. Nur eines von vielen Beispielen. Die gesamte Ware ist aufgrund des Ablaufdatums nun unverkäuflich. „Wir müssen alles wegschütten.“ Den Kunden verrechne man das nicht, betont Prosser. „Schließlich wollen wir sie nicht verlieren. Und ihre finanzielle Lage ist ja auch überaus dramatisch.“
„Rund 80 Prozent unserer Kunden aus der Gastronomie“
Ein ähnliches Bild zeichnet Martin Lechner von der Brauerei Zillertal Bier. „Rund 80 Prozent unserer Kunden sind Gastronomiebetriebe.“ Darunter, wie bei Starkenberger, ebenfalls mehrere Skihütten. „Das Bier, das wir geliefert haben, müssen wir wieder zurücknehmen und vernichten.“ Um wie viele Liter es sich in Summe handelt, „möchte ich nicht sagen“, meint Lechner mit einem Seufzer.
Auch andere Getränke nicht mehr brauchbar
Doch nicht nur Bier wurde in großen Mengen in die Berge geliefert. Die Firma Morandell International GmbH mit Sitz in Wörgl beliefert Kunden auch mit Weinen. Laut der Geschäftsführung „ist klar, dass der Großteil der Ware retour kommen wird, da Ausschank nur in den seltensten Ausnahmefällen möglich war“. In den meisten Fällen seien die Hütten frühestens ab April erreichbar. „Bis zu diesem Zeitpunkt werden gewisse Sortimente die Mindesthaltbarkeit überschritten haben.“
„Wegschütten zum Glück bei uns kein Thema“
Von der Thematik, Bier wegzuschütten, nicht betroffen ist die Brauunion, wie Pressesprecherin Gabriela Maria Straka sagt: „Das ist bei uns zum Glück nicht das große Thema.“ Man produziere seit Pandemieausbruch wesentlich weniger und könne relativ gut planen. Thema sei aber, dass die Gastronomie noch immer zu ist. „1400 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit.“ Nicht anders ist die Situation bei Starkenberger, Zillertal Bier und auch bei Morandell.
Forderung nach mehr Effizienz bei Finanzhilfe
Als wäre die Situation nicht schon dramatisch genug, gibt es auch bei den Hilfspaketen des Staates nach wie vor Probleme. Laut Lechner „schaut jedes Hilfspaket anders aus und überall steckt viel bürokratischer Aufwand dahinter“. Prosser fordert, dass der Staat „schnell, unkompliziert und unbürokratisch“ helfen müsse. Straka wünscht sich „gerade bei der Kurzarbeit klare Regeln“, da sich diese dauernd ändern würden.
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