Durch die Corona-Krise haben die Österreicher deutlich mehr Geld beim Einkaufen ausgegeben. Die Haushaltsausgaben für frische Lebensmittel und Fertiggerichte (ohne Brot und Gebäck) stiegen 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 14 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, wie aus der aktuellen Agrarmarktanalyse der AMA-Marketing hervorgeht. Es wurden auch viel mehr Tiefkühlprodukte gekauft.
Die Frischwaren-Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel stiegen um 13 Prozent auf 5 Milliarden Euro, bei Diskontern um 14 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro und bei weiteren Vertriebsquellen (u. a. Ab-Hof-Verkauf, Bauernmärkten, Fleischhauer) um 21 Prozent auf 713 Millionen Euro. Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für frische Lebensmittel pro Haushalt lagen laut RollAMA-Erhebung im Corona-Jahr 2020 bei 169 Euro, 2019 waren es noch 150 Euro. Für den Lebensmitteleinzelhandel habe es „fette Pluszeichen“ gegeben, für den Großhandel aufgrund der Corona-bedingten Gastronomie- und Hotelleriesperre aber ein „fettes Minus“, sagte der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass. Laut dem Gastropanel der Firma Gastrodata sanken die Umsätze 2020 im Gastronomie-Großhandel um 28 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.
Für die sogenannte RollAMA führen 2800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, inklusive den Diskontern Hofer und Lidl. Die Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit den Marktforschern GfK und KeyQU-EST durchgeführt. Basis ist das GFK-Haushaltspanel.
Haltbare Lebensmittel boomten
Aufgrund der Corona-Lockdowns gab es die stärksten Frischenwaren-Umsatzsteigerungen für die Einzelhändler im zweiten Quartal (20 Prozent), gefolgt vom vierten (14 Prozent) und dritten Quartal (13 Prozent). Von Juli bis September lag das Erlösplus vor allem wegen der geöffneten Gastronomie aber nur bei sieben Prozent. Die mengenmäßig größten Zuwächse gab es bei Kohlgemüse (plus 33 Prozent), Gemüsekonserven (plus 28 Prozent), Pilze und Trocken-Fertiggerichte (jeweils plsu 22 Prozent) und Tiefkühl-Obst (plsu 21 Prozent). Länger haltbare Produkte hätten „besonders gepunktet“, sagte der AMA-Marketing-Chef.
Mehr Menschen greifen zu Bio-Produkten
Aufgrund der Corona-Krise war die Kundenfrequenz in den Supermärkten hoch, weniger Preisaktionen waren für die Händler notwendig um die Frequenz zu steigern. Die Aktionsanteile sind im vergangenen Jahr laut RollAMA in allen Warengruppen leicht zurückgegangen. Die meisten Preisaktionen gab es bei Fertiggerichten sowie Fleisch und Wurst. „Für den Lebensmitteleinzelhandel war es nicht notwendig, so zu schleudern“, sagte Blass. Daraus sei aber „keine Trendwende ableitbar“. Der Bio-Anteil bei den gekauften Lebensmitteln erreichte mit zehn Prozent erstmals einen zweistelligen Wert. „Wir werten das als Zeichen für ein gesteigertes Qualitätsbewusstsein der Konsumenten“, so der AMA-Marketing-Chef. Die Themen Regionalität, Bio und Qualität würden auch nach der Corona-Pandemie für die Konsumenten wichtig bleiben.
Die Qualität der Lebensmittel ist den Konsumentinnen und Konsumenten besonders wichtig.
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP)
Viele heimische Bauern haben von der gesteigerten Nachfrage im Corona-Jahr profitiert. „Wenn wir uns etwas positiv aus dem Jahr 2020 mitnehmen wollen, dann ist das sicher der bewusste Konsum von Lebensmitteln“, kommentierte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die aktuellen AMA-Marketing-Daten. „Die Qualität der Lebensmittel ist den Konsumentinnen und Konsumenten besonders wichtig.“
So viele Tiefkühlprodukte wie nie zuvor gekauft
Die Österreicher kauften 2020 aber auch so viele Tiefkühlprodukte wie nie zuvor, hieß es von Iglo. Demnach kaufte jeder Haushalt im Durchschnitt 25 Kilogramm Tiefkühlpizza, Gemüse, Fisch und Co. Das waren um drei Kilo mehr als 2019.
Insgesamt wurden voriges Jahr demnach 100.000 Tonnen Tiefkühlpizzas und Co. von österreichischen Haushalten eingekauft (alle Angaben ohne Eis und Torten). Somit wurde ein Gesamtumsatz im Lebensmitteleinzelhandel von 537 Millionen Euro erzielt. Die Erlöse dieser Nahrungsmittel-Kategorie im Lebensmitteleinzelhandel wuchs im vergangenen Jahr um 19 Prozent, also fast um ein Fünftel. Besonders hohe Wachstumsraten verzeichneten die Segmente Fisch und Meeresfrüchte (plus 24,5 Prozent auf fast 170 Millionen Euro), Erdäpfel (plus 17,9 Prozent auf gut 61 Millionen Euro) und Gemüse (plus 17 Prozent auf gut 116 Millionen Euro).
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