Die Freude über die fixierten Öffnungsschritte ab 15. März hält sich bei vielen Vorarlberger Gastronomen sehr in Grenzen. Eine große Öffnungswelle dürfte ausbleiben, denn die „sehr schwierigen Rahmenbedingungen“, wie die Sperrstunde um 20 Uhr oder der erforderliche Zwei-Meter-Abstand zwischen den Tischen, rechnen sich für viele Betriebe finanziell nicht.
Vorarlbergs Gastronomen begrüßen zwar die Öffnung als ersten Schritt, fordern aber ein rasches Nachverhandeln wichtiger Forderungen wie Selbsttests und einen Meter Abstand. „Dem überwiegenden Teil der Rückmeldungen der Gastronomen zufolge geht sich eine Öffnung für viele wirtschaftlich so nicht aus“, so Mike Pansi, Fachgruppen-Obmann der Gastronomie. Auch der ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer plädiert für weitere Lockerungen: „Anstatt für Klarheit zu sorgen, bleibt für die Beschäftigten die Unsicherheit“, bemängelt Stemmer.
Nachverhandlungen erwünscht
Nun beginne für jedes einzelne Unternehmen das Rechnen, ob eine Öffnung betriebswirtschaftlich überhaupt möglich und sinnvoll ist. Pansis Telefon jedenfalls läute Sturm. Für ihn war auch klar, „dass wir nachverhandeln müssen“ - konkret nannte er dazu die Selbsttests, die Anzahl der Gäste an einem Tisch oder eben auch die Zwei-Meter-Abstandsregel. Ebenso hoffte er auf eine Adaptierung der Ausgangsbeschränkungen, um längere Betriebszeiten zu erreichen. Nachschärfungen sollten bis spätestens Ostern vorgenommen werden, so Pansi.
Viele lassen ihr Lokal lieber geschlossen
Stefan Köb, Spartenobmann-Stellverteter und Mit-Geschäftsführer des „Pier 69“ in Bregenz, ist einer der Gastronomen, der sein Lokal vorerst noch lieber geschlossen hält. In einem Posting auf Facebook teilt er am Mittwoch gemeinsam mit seinem Kompanion Lukas Buttazoni seine Entscheidung mit: „Das ist kein Rahmen, in dem wir unserem Geschäft als Gastgeber erfolgreich nachkommen können. Wir hoffen, euch zu Ostern, unter leichteren Bedingungen bei uns begrüßen zu dürfen!“
Zu großer Aufwand
Für Spitzenköchin Denise Amann ist die Regelung ein weiterer Rückschlag in der Corona-Odyssee. Richtig emotional wird sie beim Thema Sperrstunde: „Was soll das bringen? Entweder man öffnet bis 23 Uhr oder man lässt es gleich bleiben.“ Sie wird unter diesen Bedingungen ihr Restaurant „mizzigreen“ in Frastanz auch vorerst geschlossen halten. „Der Aufwand steht für uns in keiner Relation zu einer derartigen Öffnung“, so Amann.
Kritik für zu strenge Auflagen
Auch im Vorarlberger Landtag wurden am Mittwoch die ab 15. März geplanten Lockerungen der pandemiebedingten Auflagen diskutiert. Landeshauptmann Markus Wallner sprach von „kontrollierten, verantwortungsvollen Öffnungsschritten“. Die Opposition sah unter anderem zu kurze Vorlaufzeiten und zu strenge Auflagen, prinzipiell wurden die Lockerungen aber begrüßt. Großes Missfallen gab es am Umgang der Bundes-FPÖ mit der Pandemie.
Die Rahmenbedingungen
Vorarlbergs Gastronomie-Betriebe dürfen ab kommendem Montag sowohl im Innen- als auch im Außenbereich öffnen. Gäste müssen sich registrieren lassen und einen negativen Antigentest (nicht älter als 24 Stunden) oder einen negativen PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden) vorweisen, die Kontrolle soll durch die Betriebe erfolgen. Pro Tisch sind maximal vier Personen erlaubt, sofern sie nicht im selben Haushalt wohnen. Der Mindestabstand zwischen den Tischen muss zwei Meter betragen. Weiters gilt: Aufgrund der aufrechten Ausgangsbeschränkung (20.00 Uhr) ist ein Abendbetrieb nicht möglich.
Kickl sieht in Vorarlberg „Murks der Sonderklasse"
Auf scharfe Kritik stoßen die Öffnungsschritte in Vorarlberg bei der BUndes-FPÖ: Klubchef Herbert Kickl ortete am Mittwoch wegen der Testpflicht einen „Murks der Sonderklasse“ und einen „Schildbürgerstreich“. Es handle sich um die weitere „Etablierung eines Bestrafungs- und Überwachungssystems“, polterte Kickl. Auch im Vorarlberger Landtag wurden die Öffnungsschritte diskutiert, fanden großteils aber positive Zustimmung.
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