Die Schwarzarbeit floriert in der Steiermark: Seit April gab es in unserem Bundesland durch die Finanzpolizei knapp 800 Anzeigen. Ein ausgeklügeltes System mit inländischen Scheinfirmen macht Ermittlern das Leben schwer.
Die Corona-Krise stellt für die steirische Wirtschaft eine Zäsur nie geahnten Ausmaßes dar - viele Unternehmen strampeln im Moment regelrecht um ihr Überleben. Doch es gibt auch solche, die sich jetzt mit unlauteren Methoden zu bereichern versuchen. Der Sozialbetrug feierte in der Steiermark durch Corona ein stilles Comeback. Vor allem die Schwarzarbeit floriert wie in ihren „besten“ Zeiten.
Kurve geht nach oben
„Wir haben seit April 2020 allein in der Steiermark 2160 Kontrollen durchgeführt und dabei in insgesamt 783 Fällen Strafanzeige bei der Bezirksverwaltungsbehörde eingereicht. Der Großteil davon betrifft eben Schwarzarbeit“, führt Wilfried Lehner, Chef der österreichischen Finanzpolizei, aus.
Teilzeit-Schmäh
Die Masche der Betrüger ist dabei stets die gleiche: Arbeitnehmer werden geringfügig oder als Teilzeitkräfte angestellt, arbeiten dann aber bis zu zwölf Stunden am Tag - die „Überstunden“ bekommen sie brutto für netto ausgezahlt. Den einfallsreichen Unternehmern (vornehmlich aus der Baubranche, aber auch aus der Industrie und anderen Sparten) spülen derartige Praktiken natürlich jede Menge Geld in die Kassa.
Einfacher Trick
Durch Scheinrechnungen an Firmen mit eher überschaubarer Lebensdauer werden dann die Bilanzen gedrückt - schließlich soll ja nicht das Finanzamt von diesen findigen Praktiken profitieren. „Das Geld wird überwiesen und am nächsten Tag behoben und zurückgetragen. Das System ist nahezu perfekt - wir sind erschrocken, wie einfach das zu funktionieren scheint“, ist Wilfried Lehner ehrlich.
Legale Firmen bleiben auf Strecke
Die meisten der angezeigten Firmen bedienen sich bei dubiosen Personalbereitstellern. „Die ausländischen Scheinfirmen sind in der Krise einfach durch österreichische substituiert worden. Für uns ist es mitunter gar nicht so einfach, diese sehr komplexen Sachverhalte darzustellen. Für jene Arbeitskräfteüberlasser, die legal arbeiten, ist das natürlich tödlich, weil sie bei den Preisen niemals mitkommen.“
Geldwäsche-Renaissance
Ein Phänomen, das in der Krise auch wieder vermehrt aufpoppt, ist laut dem obersten Finanzpolizisten und Wahlsteirer auch die Geldwäsche. „Diesbezüglich bekommen wir ebenso immer mehr Meldungen herein. Wir gehen davon aus, dass allein in den vergangenen Monaten in Österreich bis zu 30 Millionen Euro über diverse Bilanzen reingewaschen wurden.“
Auch Kammer aktiv
Kontrolliert werden die Unternehmen aber nicht nur von der Finanzpolizei. Auch der Erhebungsdienst der Wirtschaftskammer Steiermark führte 2020 insgesamt 1755 Kontrollen durch, stellte dabei 149 Anzeigen aus und notierte 110 Verwarnungen. „Wir sehen unsere Hauptaufgabe in der Beratung und Kontrolle - schwere Verstöße werden angezeigt. Wie die Zahlen zeigen, wurde und wird der Pfusch leider umfangreich betrieben“, sagt Leiter Leopold Strobl.
Strafen für Arbeitskraft
Probleme drohen natürlich nicht nur den Betrieben - auch als Arbeitskraft macht man sich strafbar. Von einer Bagatelle ist der Pfusch weit entfernt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.