„Mitten in der dritten Welle“ hat Gesundheitsminister Anschober am Sonntag „maßgeschneiderte“ Maßnahmen angekündigt. „Wir müssen den Mut haben, in einzelnen besonders stark betroffenen Regionen die Notbremse zu ziehen“, erklärte der Grüne Politiker. Besonders die britische Variante dominiere das Infektionsgeschehen. Er warnte von den Folgen eines Zusammenbruchs des Gesundheitssystems: „Harte Triagen dürfen in Österreich niemals Wirklichkeit werden.“
Die aktuelle Lage sei von der britischen Variante geprägt, die bei mittlerweile österreichweit bei rund drei von vier Corona-Fällen verzeichnet wird. Sie führe auch u schwereren Verläufen - auch bei jüngeren Erkrankten. Die Ausbreitung der britischen Variante liege im Burgenland bereits bei 95 Prozent, in Kärnten bei 84 Prozent, und in Wien bei 80 Prozent.
Starke Unterschiede gibt es auch bei der Auslastung der Intensivstationen zu verzeichnen. „Jedenfalls muss mit den Maßnahmen sichergestellt sein, dass es nirgendwo in Österreich zu einem Kollaps in den Intensivstationen kommt - harte Triagen dürfen in Österreich niemals Wirklichkeit werden“, führte Anschober aus, warum man auf regional unterschiedliche Maßnahmen setze.
Maßnahmen haben „Bremsweg“ von drei Wochen
Die Lage könne in einzelnen Regionen sogar noch dramatischer als im Herbst werden, wenn man nicht gegensteuere. Am Sonntag seien 410 Covid-Patienten auf der Intensivstation, bis Ende des Monats wird ein Anstieg auf 515 Intensivpatienten prognostiziert. Der sogenannte „Bremsweg“ - die Zeitdauer, bis sich die Maßnahmen auf die Auslastung der Intensivstationen auswirkt - wird auf fast drei Wochen geschätzt, so der Gesundheitsminister.
Momentan werden in Niederösterreich 80 Intensivpatienten betreut (Höchststand Herbst: 115) und in Wien 152 (Höchststand Herbst: 162). „Wir müssen den Mut haben, in einzelnen besonders stark betroffenen Regionen die Notbremse zu ziehen“, sonst werde die Situation in den Spitälern dramatisch, warnte Anschober. Auch in Deutschland würde es derzeit Debatten über Verschärfungen geben - dabei weise dort die 7-Tages-Inzidenz nicht einmal die Hälfte des österreichischen Werts auf.
Auch Mediziner warnen vor Knappheit an Intensivbetten
Auch Intensivmediziner machten auf die „zunehmend dramatische“ Lage am Sonntag aufmerksam. Intensivstationen seien bereits weitgehend oder sogar vollständig ausgelastet „und die Kolleginnen und Kollegen arbeiten am Anschlag“, so die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. Für viele sei das schwer vorstellbar. „Doch wir müssen uns klarmachen, dass wir hier über viele einzelne Schicksale sprechen, über Menschen, die vielleicht bald nicht mehr die Behandlung bekommen können, die sie benötigen würden“, so der Präsident der Organisation, Klaus Markstaller.
Quelle: APA
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