Was Gott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch einen Tunnel verbinden. Dieser Spruch über den Arlberg beschreibt die Vorarlberger perfekt. Sie genießen ihre Abgeschiedenheit an Österreichs Peripherie. Sie sind gern was Besonderes und sprechen eine eigene Sprache. Auch in der Pandemie.
Zwölf Tage nach Öffnung der Kultureinrichtungen und Gastronomie hat die Modellregion zwar im Moment mit ansteigenden Infektionszahlen zu kämpfen, die sind aber auf zwei Cluster in einem Kindergarten und einer Schule zurückzuführen. Ansonsten ist das „Experiment Freiheit“ auf Schiene. Pro Woche finden 145.000 Tests statt. Alle Über-80-Jährigen sind bereits durchgeimpft. Ein im Land entwickeltes digitales Melde- und Registrierungssystem kontrolliert die neue Normalität. Ein Coup des Landeshauptmanns Markus Wallner und ein Akt alemannischer Selbstbestimmung.
So hoch war das Ost-West-Gefälle noch nie. Während der Osten in einen vierten Lockdown schlittert, auch wenn es „Osterruhe“ genannt wird, genießen die Bewohner des westlichsten Bundeslandes den Frühling und das Leben. Einfach mal auf einen Eiskaffee oder ein Bier gehen, für dieses lang vermisste Gefühl testen sich die Vorarlberger gerne frei. Motto: Wenn jeder Einzelne aufpasst, dann haben alle etwas davon.
Keiner weiß, wie dieses Experiment ausgehen wird. Aber eines weiß man jetzt schon. Positive Anreize regen Menschen eher zum Mitmachen an als Verbote und Strafen und der Teufel an der Wand.
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