Corona-Unterricht

Kinder mit Behinderung in Schule benachteiligt

Steiermark
09.04.2021 06:30

Schüler mit Handicap haben es in Zeiten von Corona besonder schwer. Eine steirische Studie ortet Mängel bei Unterlagen und in der Lehrerbildung. Digitale Coaches sollen helfen.

Das Lernen zuhause plagt so manchen Schüler - aber für Kinder mit Behinderung ist es besonders schwer. Das zeigt jetzt eine Umfrage der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Die Forscher richteten ihre Fragen an 142 Volksschullehrer in der Steiermark aus Inklusionsklassen.

Tenor: „Vielfach fehlen digitale Endgeräte und Assistenz-Technologien“, erklärt Projektleiterin Edvina Bešic. Das können etwa Lupen oder Vorlese-Hilfen für sehbehinderte Schüler sein. Kurzum: Die digitale Welt hat viele Barrieren, die die Kinder alleine kaum schaffen. Inklusionsforscherin Bešic fordert in der Lehrerbildung außerdem einen Schwerpunkt für inklusive Medienbildung.

Fest steht: Diese Mängel müssen behoben werden. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Österreich verpflichtet, für jedes Kind inklusiven Unterricht zu ermöglichen. Immer wieder bricht daher auch die Diskussion um die Sonderschulen los: Braucht es sie wirklich oder wäre die Integration in den normalen Schulverbund besser? In der Krise blieben die Sonderschulen großteils im Präsenzunterricht.

Entwicklung geht zum inklusiven Unterricht
17 Sonderschulen gibt es in der Steiermark noch. Auch wenn es schon länger keine Schließungen mehr gab, gehe die Entwicklung hin zum inklusiven Unterricht und weg von der Sonderschule, erklärt Bildungslandesrätin Juliane Bogner Strauß. Für sie stellt sich allerdings keine Entweder-oder-Frage, „sondern wir brauchen hier beide Einrichtungen, abhängig von den Bedürfnissen jeden Kindes.“

Susanne Maurer-Aldrian ist Geschäftsführerin der Lebenshilfen Soziale Dienste. (Bild: Harry Schiffer Photodesign)
Susanne Maurer-Aldrian ist Geschäftsführerin der Lebenshilfen Soziale Dienste.

Inklusiver Unterricht sei „wünschenswert, aber nicht immer möglich. In Sonderschulen wird mit gebündelten Kräften daran gearbeitet, die Entwicklung der Kinder bestmöglich zu fördern.“ Die Bildungslandesrätin ortet bei vielen Eltern noch immer den Wunsch, ihr Kind in einer Sonderschule unterrichten zu lassen. „Ihnen dieses Angebot nicht mehr bieten zu können, kann keine Option sein.“

85 Prozent aller Kinder mit sogenannten Sonderpädagogischem Förderbedarf befinden sich in der Steiermark im Regelschulbereich, rund 50 Prozent der schwerbehinderten Schüler werden in inklusiven Settings unterrichtet. Für Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner gilt, „gerade im Bereich der Kinder mit besonderen Bedürfnissen den Ist-Stand bei den Schulen genau zu analysieren, ehrlich zu bewerten und Wege zu beschreiten, die von Lehrern und Eltern getragen werden.“

Lebenshilfe entwickelt digitale Lösungen
Die Debatte um die Sonderschulen wird wohl noch weiter gehen - um Menschen mit Behinderung den Alltag zu erleichtern, hat die Lebenshilfe sogenannte „Digi Coaches“ ausgebildet, die Wissen an andere Beeinträchtigte weitergeben. Mit „Frag Tobi “ wurde außerdem ein barrierefreier Suchmaschinen-Assistent entwickelt. Das Angebot werde bislang „sehr gut angenommen“, sagt Susanne Maurer-Aldrian Geschäftsführerin der Lebenshilfe Graz.

Porträt von Birgit Samer
Birgit Samer
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