Niedergelassene Ärzte hätten in Wien eigentlich bereits Ende März mit Corona-Impfungen starten sollen. Wegen Impfstoff-Lieferengpässen hat sich der Start nach hinten verschoben, nun ist es aber so weit: Wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, am Montag bekannt gaben, werden in der Bundeshauptstadt, die wohl vor einer Verlängerung des Lockdowns steht, ab sofort Corona-Vakzine in eigenen Impfboxen verabreicht. Dafür werden sogenannte Schnupfen-Checkboxen, in denen sich bisher Menschen mit grippalen Symptomen untersuchen lassen konnten, umfunktioniert. Fünf dieser Container werden zu Mini-Impfstraßen.
Konkret erhalten laut Hacker und Steinhart Boxen in den Bezirken Meidling, Favoriten, Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt eine neue Bestimmung. Es handelt sich zunächst um ein dreiwöchiges Pilotprojekt, das ab sofort in Angriff genommen wird. Hausärzte mit Kassenvertrag können für ihre Patienten Termine in diesen Räumlichkeiten buchen. Ab kommender Woche wird dann auch in den Ordinationen geimpft - vorerst bei Kassenärzten aus dem allgemeinmedizinischen Bereich und bei Fachärzten für Innere Medizin bzw. Pulmologie.
180 Ärzte haben bereits Slots in Impfstraßen reserviert
Wegen der Lieferverzögerungen bei den Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson hieß es bereits Ende März von Hacker, dass Impfungen im niedergelassenen Bereich „ab Mitte April realistisch“ seien. In den vergangenen Wochen fanden weitere Detailgespräche zum Impfstart im April statt. Eine der Überlegungen lautete, pro Woche und Ordination jeweils 50 Impfdosen zur Verfügung zu stellen. Etwa 1000 Ärzte haben sich bereit erklärt, die Impfungen durchzuführen, 180 von ihnen haben inzwischen bereits Slots in den Impfboxen reserviert.
Tausenden Patienten auf den Wartelisten
Vorerst werden im niedergelassenen Bereich aber nur 560 Ärzte tatsächlich mit dabei sein. Dies liege an den begrenzten Impfstoffmengen. Wird das Projekt fortgeführt, dann ist laut Hacker angedacht, sämtliche 30 Schnupfen-Container hier mit einzubeziehen. Man stehe „Spritze bei Fuß“, versicherte Steinhart. Dass Impfstoff übrig bleibt, ist offenbar ebenfalls nicht zu befürchten: „Wir haben schon Wartelisten mit Tausenden Patienten liegen.“ Viele würden sich offenbar lieber bei ihrem Arzt impfen lassen als etwa in einer der großen Impfstraßen - von denen in Wien derzeit jene im Austria Center in Betrieb ist.
Keine Bedenken gegen Einsatz von AstraZeneca-Impfstoff
In Wien haben bisher 310.791 Personen eine erste Teilimpfung erhalten, 112.573 auch schon die zweite. Bei den Über-80-Jährigen haben bereits rund 80 Prozent den ersten Stich absolviert, rund die Hälfte dieser Gruppe ist bereits voll immunisiert. Bei den 70- bis 80-Jährigen liegt die Impfrate bei knapp 40 Prozent. Für den April sind vergangene Woche mehr als 100.000 Impftermine freigeschaltet worden - 75.000 davon für die Altersgruppe über 65 Jahre sowie für 22.500 Hochrisikopatienten, sagte Hacker, der außerdem betonte, keine Bedenken gegen den Einsatz des Impfstoffes von AstraZeneca zu haben.
Steinhart fordert Einsatz des Wirkstoffs Budesonid
Steinhart forderte am Montag außerdem, den Einsatz des Wirkstoffs Budesonid gegen Covid-19 „tatkräftig zu unterstützen“. In einer im Fachmagazin „The Lancet“ publizierten Studie konnte durch Einsatz des inhalierten Wirkstoffs, auf dem einige gängige Asthmasprays basieren, die Wahrscheinlichkeit von schweren Verläufen um 90 Prozent reduziert werden. „Das kann ein bedeutender Fortschritt für uns sein, weil die Behandlung mit dem Wirkstoff drei Tage nach Symptombeginn erfolgt.“
„Das macht einen Riesenunterschied“, sagte Steinhart. Schon jetzt würden in Spitälern Steroide zur Behandlung eingesetzt werden. „Doch drei Tage nach Symptombeginn kommt niemand ins Spital, da sind die Erkrankten zu Hause oder suchen ihren Hausarzt auf“, betonte Steinhart.
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