Viel spricht dafür, dass sich das Konzept der „Modellregion Vorarlberg“ bewährt hat. Ein Lockdown ist nahezu auszuschließen, weitere Öffnungsschritte sehr wahrscheinlich.
Glückliches Vorarlberg: Während im Osten Österreichs die Corona-Lage derart angespannt ist, dass in Wien und Niederösterreich der Lockdown verlängert werden musste, sind die Aussichten für das Ländle weitaus heiterer: Zwar sind auch bei uns die Infektionszahlen gestiegen, von einem exponentiellen Wachstum kann allerdings keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Es scheint, als habe sich die Infektionsdynamik eingependelt, Neuerkrankungen und Genesungen halten sich in etwa die Waage.
Freitesten funktioniert tadellos
Das ist insofern bemerkenswert, als dass auch in Vorarlberg die britische Mutante mittlerweile die Oberhand gewonnen hat, rund 90 Prozent der Neuinfektionen entfallen auf diese im Vergleich zum Urtyp deutlich aggressivere Form. Ebenfalls mit einem Ausrufezeichen versehen gehört der Umstand, dass die Gastro-Öffnungen das Infektionsgeschehen nicht befeuert haben. Kein einziger Cluster war bis dato auf die Gastronomie zurückzuführen, das Konzept des Freitestens - allein in der Vorwoche haben sich fast 100.000 Vorarlberger mindestens einmal testen lassen - funktioniert tadellos. Das ringt auch dem renommierten Epidemiologen Gerald Gartlehner von der Donauuniversität Krems Respekt ab: „Trotz der Öffnungsschritte ist in Vorarlberg wider Erwarten nichts Katastrophales passiert. Insbesondere von der hohen Testintensität kann der Rest des Landes nur lernen.“
Fast 20.000 Impfungen binnen einer Woche
Optimistisch stimmt zudem, dass seit Ostern die Impfungen deutlich an Fahrt zugelegt haben. In der vergangenen Woche sind in Summe rund 19.600 Dosen verimpft worden - ein neuer Spitzenwert. Der Schwerpunkt lag abermals auf den über 65-Jährigen, des Weiteren kamen auch Menschen mit einem hohen gesundheitlichen Risiko zum Zug. Bleibt das Tempo weiter so hoch, wird bereits Ende des Monats ein Großteil der Risikogruppe geschützt sein - was wiederum einen positiven Effekt auf die - aktuell ohnehin nicht dramatische - Situation in den Krankenhäusern haben wird. Und ist die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems gebannt, spricht nichts gegen weitere Öffnungsschritte.
Die Pandemie ist noch nicht besiegt
Und dennoch bleibt Vorsicht geboten, die Pandemie ist noch nicht besiegt, zu viele Fragen sind noch offen. Die wohl wichtigste: Wie viele Vorarlberger werden sich am Ende impfen lassen? Auf dem Impf-Dashboard des Landes haben sich bislang rund 162.000 Personen (inklusive der bereits Geimpften) vormerken lassen. Das sind für einen effektiven Schutz, geschweige denn für eine Herdenimmunität, viel zu wenige. Kein großes Thema ist übrigens die Skepsis gegenüber dem in Verruf geratenen Impfstoff von AstraZeneca: Zwar lassen vereinzelt Impfberechtigte ihren Termin aufgrund von Vorbehalten verstreichen, Probleme, das Vakzin an die Frau und den Mann zu bringen, gibt es aber nicht. Bleibt noch eine Gefahr, die wie ein Damoklesschwert über der Pandemiebekämpfung hängt: Was, wenn uns das tückische Virus mit einer neuen, noch aggressiveren Variante heimsucht?
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.