Anschober tritt zurück

Von „Landesrat Rudi“ zum Herrn Gesundheitsminister

Oberösterreich
13.04.2021 10:06

Er war Volksschullehrer, grüner „Revoluzzer“ und Anti-Atom-Kämpfer, umtriebiger „Landesrat Rudi“ im Landhaus in Linz mit den Hauptthemen Hochwasserschutz und Integegration und zuletzt für 15 Monate Gesundheitsminister. Rudolf Anschober gab nun seinen Abschied von der politischen Bühne in Wien bekannt. Ein Rückblick auf sein Wirken in Oberösterreich.

Rudolf Anschober ist ein gebürtiger Welser (November 1960) und besuchte die Volksschule Schwanenstadt und das BRG Vöcklabruck. Der Weg führte ihn über ein Jahr Lehre als Redakteur bei der Wirtschafskammer OÖ über die Pädagogische Akademie in Salzburg weiter in die Volksschule - als Lehrer in den Jahren 1983 bis 1990.

1990 nach Wien
Doch in dieser Zeit war er schon für die Grünen in Oberösterreich politisch aktiv, war von 1986 deren Sprecher, ging dann im November 1990 für die Grünen in den Nationalrat als Verkehrs-, Sicherheits- und Atomsprecher und kam 1997 in den Landtag nach OÖ zurück.

Rudi Anschober und Josef Pühringer wagten die erste schwarz-grüne „Ehe“ (Bild: Kerschbaummayr)
Rudi Anschober und Josef Pühringer wagten die erste schwarz-grüne „Ehe“

Landesrat
Mit Josef Pühringer (ÖVP) schmiedete Anschober dann die erste schwarz-grüne Koalition. Im Oktober 2003 wurde Rudi Anschober zum Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und Konsumentenschutz und war ab 2015 auch für Integration zuständig. In seine Zeit als Landesrat fielen die Hochwasserkatastrophen, nach denen er für Schutzpläne nicht immer nur Lob erhielt. Gegenwind kam etwa, als das Eferdinger Becken zur „Absiedelungszone“ erklärt wurde. An diesem Projekt ist noch Wolfgang Klinger als sein Nachfolger als Wasser-Landesrat beschäftigt. Und bei der Flüchtlingskrise setzte sich Anschober immer für humane Lösungen und rasche Integration ein.

Nach der Flutkatatatrophe 2013 (Bild: Horst Einöder)
Nach der Flutkatatatrophe 2013

Burn-out
In seine Zeit als Landesrat fiel auch eine dreimonatige Auszeit im Herbst 2012, als er ein Burn-out erlitt und sich völlig zurückzog. Er nahm seine Arbeit dann aber wieder auf, steckte nur wenig zurück, gab aber die Parteispitze ab, blieb aber das Gesicht oö. Grünen. Denn: Anschober gilt als arbeitswütig und ist ein Selbstvermarktungsprofi, greift aber selten allzu tief in die Populismus-Kiste. Er kann in Oberösterreich auf höhere Bekanntheitswerte als so mancher Landesregierungskollege anderer Couleur verweisen. Für seine grünen Weggefährten war es lange Zeit schwierig, sich neben ihm zu positionieren.

(Bild: Land OÖ/Stinglmayr)

Nachfolge in OÖ
Im Jänner 2020 kam die Berufung als Sozial- und Gesundheitsminister nach Wien. In Oberösterreich übernahm Stefan Kaineder das Amt des Landesrats.

Anschober mit seinem „Agur“ (Bild: Markus Wenzel)
Anschober mit seinem „Agur“

Hund Agur“
Der Italien-Fan ist ein leidenschaftlicher Hobby-Gärtner, liest und kocht gerne - am liebsten bio und „flexitarisch“, also fleischarm. Ausgleich findet er beim Laufen oder bei Spaziergängen. Privat ist er mit einer Journalistin und Autorin liiert. Das Paar hat einen Hund namens „Agur“, der seinen Halter oft zu den Koalitionsverhandlungen nach Wien begleitet hat, und mehrere Katzen.

Auszeit nicht möglich“
Jetzt sprach Anschober davon, dass ihm die Energie ausgeht, dass er überarbeitet ist, er zwei Kreislaufzusammenbrüche hatte, aber noch in kein Burn-out geschlittert ist. Aber eine „Auszeit ist für einen Minister nicht möglich“, und weil er nicht zu 100 Prozent einsatzfähig ist, macht er den Weg frei - um auch seiner eigenen Gesundheit willen. „Daher habe ich mich entschlossen, meine Tätigkeit als Minister niederzulegen.“ 

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