Mit eindrucksvollen Worten und teilweise unter Tränen (siehe auch Video oben) hat Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag seinen Rücktritt als Gesundheitsminister bekannt gegeben. „Ich will mich nicht kaputtmachen“ und „Ich habe mich überarbeitet“ waren nur einige der genannten Gründe, er habe sich auch alleingelassen gefühlt. Reaktionen vom Bundespräsidenten abwärts ließen nicht lange auf sich warten - und waren geprägt von Dank, Respektsbekundung und Genesungswünschen für Anschober. So sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Anschober habe sich „in den vergangenen 16 Monaten für unser Land aufgeopfert“.
Bundeskanzler Kurz hofft für Anschober auf „sehr schnelle“ Erholung
„Rudi Anschober hat mich heute Früh über seinen Rücktritt als Gesundheits- und Sozialminister informiert. Seine Entscheidung ist eine zutiefst persönliche, die wir natürlich alle respektieren“, gab Kurz per Aussendung bekannt. Anschober habe seine Aufgabe von Beginn an „mit sehr großer Verantwortung ausgeübt“, sich „für unser Land aufgeopfert“ und „seine gesamte Energie in die Bekämpfung der Corona-Pandemie gesteckt“. Er danke ihm im Namen der Bundesregierung, „aber auch ganz persönlich“, für seine Arbeit und wünsche ihm „sehr schnelle“ Erholung.
Kogler: „Für jede einzelne seiner Entscheidungen geradegestanden“
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedankte sich bei Anschober für seine Arbeit „in dieser so unendlich schwierigen und belastenden Zeit“. Vizekanzler Werner Kogler twitterte, Anschober habe „jeden Tag alles gegeben“, und würdigte vor allem, dass er „für jede einzelne seiner Entscheidungen geradegestanden“ sei.
Leichtfried: „Eine Ursache fehlende Unterstützung des Koalitionspartners“
Von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kamen Respekt, Dank und „von Herzen“ gute Besserungswünsche, Vizeklubchef Jörg Leichtfried gab per Aussendung bekannt, dass es Anschober „sehr anzurechnen“ sei, wie er mit der gesundheitlichen Überlastung umgeht. Er ortet eine Ursache in der „fehlenden Unterstützung des türkisen Koalitionspartners“. Der Minister sei „oft im Regen stehen gelassen“ worden und „sogar Opfer von Attacken der Türkisen“ gewesen.
Landau: „Nicht wahlstrategische Gründe für Handeln maßgeblich“
Würdigungen für seine Arbeit, aber auch für Anschober als Mensch kommen auch von abseits der Politik: Michael Landau, Präsident der Caritas, reagierte mit Bedauern auf den Rücktritt und sagte: „Ich habe Rudolf Anschober als einen Menschen kennengelernt, für dessen Handeln nicht wahlstrategische Gründe maßgeblich waren, sondern - aus sozialer Verantwortung heraus - das Gemeinwohl und die Gesundheit der Menschen in unserem Land. Vor allem seine Dialogbereitschaft und Konsensorientierung schätze ich sehr.“
„Erstmals psychische auf eine Stufe mit körperlicher Gesundheit gestellt“
Ärzte- und Apothekerkammer sprachen von Respekt davor, „Größe zu zeigen und seine Grenzen einzugestehen“, sowie einer „großen Ehre“, mit Anschober zusammengearbeitet zu haben. Vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen hieß es, Anschober habe als Gesundheitsminister „erstmals die psychische Gesundheit auf eine Stufe mit der körperlichen Gesundheit gestellt“. Und die Vier Pfoten dankten dem scheidenden Bundesminister für sein Engagement für den Tierschutz, in dem er Akzente gesetzt habe.
„Zusammenarbeit von großer Sachlichkeit und Wertschätzung geprägt“
Auch von der Oberösterreich-Redaktion der „Krone“ gibt es einen Rückblick auf Anschobers Wirken in dem Bundesland - wo er Volksschullehrer, grüner „Revoluzzer“ und Anti-Atom-Kämpfer und vor seinem Wechsel nach Wien umtriebiger „Landesrat Rudi“ im Landhaus in Linz mit den Hauptthemen Hochwasserschutz und Integration war. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sprach von „großem Respekt vor der persönlichen Entscheidung“. Auch wenn es „immer wieder unterschiedliche politische Meinungen“ gegeben habe, „war und ist unsere Zusammenarbeit stets von großer Sachlichkeit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt“.
In Kärnten bezeichneten Landeshauptmann Peter Kaiser sowie Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (beide SPÖ) diesen Schritt als „bedauerlich, aber verständlich“. Man habe Anschober als Humanist, Pragmatiker und unaufgeregten Beharrer kennen- und schätzen gelernt, als einen, „der die Sache über die Parteipolitik und erst recht über die eigene Befindlichkeit gestellt hat“.
FPÖ: „Logische Konsequenz nach einem Jahr Corona-Gewurschtel“
Für die FPÖ war Anschober als Gesundheitsminister „nicht die richtige Besetzung“, wie Parteiobmann Norbert Hofer per Aussendung feststellte. Er habe ihn „aufgrund erheblicher Fehlentscheidungen mehrfach zum Rücktritt aufgefordert“. Klubobmann Herbert Kickl wünschte Anschober „persönlich alles Gute und eine vollständige und rasche Genesung“ und bedankte sich „für die korrekte Zusammenarbeit“, sieht in dem Rücktritt aber nur „die logische Konsequenz nach einem Jahr des Corona-Gewurschtels“. Zudem sei er „Opfer der Zermürbungsstrategie seines Koalitionspartners“.
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