Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verkündete am Dienstag seinen Rückzug aus dem Amt. „Ich will mich nicht kaputtmachen“, erklärte der 60-Jährige den Schritt (siehe Video oben). Politikerrücktritte aus Gesundheitsgründen wie dieser sind in Österreich noch immer eine Seltenheit. Lange waren Erkrankungen tabuisiert und wurden geheim gehalten, etwa das Nierenleiden von Bruno Kreisky (SPÖ), die Parkinson-Erkrankung von Alois Mock (ÖVP) oder die Lungenembolie von Thomas Klestil. Erst in den letzten Jahren hat sich das geändert.
Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) ging 2011 nach einer Lungenembolie. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (beide SPÖ) machten ihre Krebserkrankungen öffentlich, gaben ihre Ämter aber nicht auf.
Bundespräsident Thomas Klestil blieb ebenso, trotz einer Lungenembolie 1996. Nachdem er zwei Herzinfarkte erlitten hatte, starb er 2004 zwei Tage vor Ende seiner zweiten Amtszeit.
In der Zweiten Republik gibt es viele weitere Beispiele von Politikern, die trotz schwerer Erkrankungen im Amt blieben. Dazu gehören etwa die Bundespräsidenten Theodor Körner, Adolf Schärf und Franz Jonas oder auch Bundeskanzler Julius Raab (ÖVP).
Alois Mock verstarb 2017 im Alter von 82 Jahren. Er litt an der Parkinson-Krankheit und wurde zuletzt von seiner Frau gepflegt, mit der er 51 Jahre verheiratet gewesen war.
Rudolf Anschober hingegen war immer offen mit dem Druck umgegangen. Im Herbst 2012 begab er sich wegen Burnouts für mehrere Monate in Krankenstand und sprach auch offen darüber. Sein nunmehriger Rückzug habe nichts damit zu tun, sondern sei auf generelle Überarbeitung in seiner Position als Gesundheitsminister in der Corona-Krise zurückzuführen.
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