Der Leibnitzer Unternehmer Walter Temmer ist Multimillionär. Spaß macht ihm nicht nur seine Arbeit, sondern auch die Inszenierung seines schrillen Lebens in sozialen Medien.
„Sollte jemals etwas aus dir werden, lege ich mein Lehramt nieder“, schwor einst der Religionslehrer dem Maturanten Walter Temmer, der in zwölf von 14 Fächern mit „Nicht genügend“ bewertet wurde. Auch in Religion und Leibesübungen gab es einen Fleck. Der Lehrer ist mittlerweile in Pension und sein Schüler ein reicher Mann.
„Wie viel Geld haben Sie wirklich?“, frage ich unverschämt und erhalte vom Schnellredner in legerer Glitzer-Hose prompt Antwort. „Ich habe einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag an Immobilien und sehr viel Cash - mehr als andere denken“, grinst der 43-Jährige, denn er erinnert sich an jene, die ihm nichts zugetraut hatten. „Was der Temmer macht, das kann nichts werden!“
Das war in einer Zeit, wo Domains als Ware noch unbegreiflich waren. Wie Sandmännchen vom Mond. „Ich bin damals auf eine Seite aufmerksam geworden, die freigewordene Domains zum Kauf angeboten hat.“ Doch statt erhoffter Verkaufsgewinne zahlte das Greenhorn mit Faible für Einhörner bitteres Lehrgeld. Die Wende kam, als der damalige BWL-Student von einem echten Profi beraten wurde. „Ich habe einiges von ihm lernen können und wurde schon bald noch erfolgreicher.“
Der schnelle Weg zum großen Geld
Diese Branche unterscheidet sich kaum von anderen Handelsbranchen. Es geht darum, günstig einzukaufen und teuer weiterverkaufen. „Um billig zu kaufen, muss man sich auskennen. Dann musst du noch die richtigen Kunden finden, die dir die Domain teuer abkaufen“, umreißt der Sohn einer angesehenen Leibnitzer Unternehmerfamilie seinen Weg zum schnellen Geld.
„Ich habe mich nicht getraut, meinen Studienkollegen zu erzählen, was ich verdiene - das hätte mir kein Mensch geglaubt.“ Diese Zurückhaltung wich mit den sprudelnden Gewinnen. „Mit 25 hätte ich mir schon fast alles kaufen können - Insel inklusive“.
Als einen der größten Internetcoups in Österreich bezeichnet Walter Temmer den Verkauf des Autoportals gebrauchtwagen.at an ein börsenorientiertes Unternehmen: „Wie viel ich dafür bekommen habe, darf ich nicht sagen.“ Bei anderen Deals ist der Selfmade-Millionär offenherziger: aktion.de hat 500.000 Euro gebracht, preisvergleich.at 175.000 und musik.de spielte 99.999 Euro auf das Konto des Adressen-Dealers.
Eine geheime Liste mit Adressen
Auch wenn die besten Adressen vergriffen sind, so finden sich nach wie vor „mittelgute Domains“ im Warenkorb, beteuert der IT-Unternehmer. Auch, dass er auf 300.000 Domains zugreifen kann. Gut 1000 davon werden auf einer „geheimen Liste“ verwahrt, die Temmer seinen „Kunden“ bei Vorauszahlung eines Mitgliedsbeitrages zur Verfügung stellt. Mit Tipps vom Geldmacher-Coach, „damit das Verkaufen ohne Lehrgeld funktioniert“. Das ist die „Temmer-Methode“, die über soziale Medien beworben wird und ein junges Publikum erreichen soll.
Fremdschämen oder Unterhaltung?
Instagram und Co. sind zu seiner Spielwiese geworden. Mit kindlichem Gemüt bespaßt er die immer größer werdende Follower-Schar. „Es trifft mich, wenn mich 30 Prozent der Leute einen Idioten schimpfen. Häufiger höre ich aber das Kompliment, dass ich der einzige sympathische Millionär sei.„Der schrille Unternehmer präsentiert sich polarisierend in Videos und Storys. Mal im Plüschkostüm oder kurzen Servierschürzerl, dann wieder protzig mit großem Fuhrpark oder planschend mit Einhorn im Luxuspool. Das Fabelwesen als Markenzeichen prangt golden im Luxusbüro, ziert die Fassade der Temmer-City in Leibnitz und fährt einen pinken Mercedes.
Dieser Stern ist übrigens ein Geschenk an Freundin Susi, die auffällig gut in die bizarre Personality-Show passt. „Wir sind wirklich so deppert, wie wir sind.“ Eine Aussage, die irritiert und nicht zur Geschäftstüchtigkeit des begabten Schachspielers passen will. Ein prominenter
Baulöwe à la Lugner
Es scheint ein überlegter Schachzug zu sein, sich mit diesem polarisierenden Gehabe zur Marke à la Geissens oder Lugner zu machen: „Ich kann nicht mehr auf die Straße gehen, ohne dass ich ständig um Selfies gebeten werden.“ Autogramme schreibt der Promi-Unternehmer auch. Jedoch am liebsten auf Immobilienverträgen. An 34 Firmen beteiligt, tobt sich der Baulöwe mit den nächsten (geheimen) Großprojekten zwischen Gralla und den südsteirischen Weinbergen aus.
Ist Geldverdienen die große Motivation für den Workaholic? „Nein, ich hänge viel weniger am Geld, als an der Tätigkeit, wie ich es verdiene.“ Deshalb mache ihm auch der Gedanke Angst, keine 18 Stunden am Tag beschäftigt zu sein. „Burnout wird’s bei mir nicht geben, sondern eher Boreout, also Unterforderung.“ Man will es dem Freaky-Millionär auch so glauben, der für sich erkannt hat: „Nicht das Geld, sondern der Erfolg macht glücklich!“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.