Bericht aus Schwaz

Impf-Aktion: „Viele Autos mit anderen Kennzeichen“

Tirol
18.04.2021 10:39

Immer mehr Details, die Aufschluss darüber geben, wie die große Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz teils abgelaufen ist, erreichen die „Krone“. Augenzeugen (Namen bekannt), die im Bezirk wohnhaft sind und sich zu einer Impfung entschlossen hatten, schildern die Abläufe ihres ersten Termins Mitte März. So soll es etwa eine Warteschlange mit Leuten gegeben haben, die angeblich nicht auf der Liste waren. Auch ein hoher Landesbediensteter kam mit einer Angehörigen an die Reihe - zwei weitere Fälle sind in Prüfung.

„Wir waren am Sonntagnachmittag an der Reihe. Als wir zum Gebäude, in dem die Pikse verabreicht wurden, gekommen sind, trauten wir unseren Augen kaum. Der Parkplatz war voll mit Fahrzeugen aus den Bezirken Kitzbühel und Kufstein. Die Schlange beim Eingang war lang, wir hatten uns angestellt. Plötzlich kam ein Feuerwehrmann heraus und hat gerufen, dass jene, die einen Termin haben, vorgehen sollen“, erinnern sie sich. Daraufhin seien sie mit noch zwei weiteren Personen an den „rund 50 wartenden Personen“ vorbeigegangen. „Diese waren wohl ohne Termin da, denn sonst wären alle mit nach vorne gegangen“, mutmaßen die Impfwilligen.

(Bild: LIEBL Daniel | zeitungsfoto.at)

„Impfkarten ausgegangen“
Im Inneren des Gebäudes habe „das reinste Chaos“ geherrscht. So sei der notwendige Sicherheitsabstand nicht eingehalten und auch kein Fieber gemessen worden. „Unsere Namen wurden rasch abgehakt. Impfkarten gab es auch keine. Man hat uns nicht gesagt, dass diese bereits ausgegangen waren. Sie sind uns erst beim zweiten Impftermin ausgehändigt worden“, betonen die Augenzeugen, „das Aufklärungsgespräch vor der Impfung fand nur deshalb statt, weil wir explizit danach gefragt haben. Dass wir nach der Impfung aus Sicherheitsgründen rund 15 Minuten sitzen bleiben sollen, wurde auch nicht erwähnt. Dafür wäre allerdings auch kein Platz gewesen, es war überall voll.“

(Bild: Samuel Thurner)

„SMS mit Inhalt, dass Impfdosen übrig sind“
Beim zweiten Impftermin vor wenigen Tagen habe alles besser funktioniert. Einzig, wie die Impfwilligen betonen: „Die Gemeinde hat angeblich die Feuerwehr damit beauftragt, eine SMS zu verschicken mit der Information, dass noch Impfstoff übrig sei. Doch wie kann das sein? Listen mit Risikopatienten oder älteren Menschen, die nach wie vor auf einen Impftermin warten, müssten doch beim Land Tirol seit Beginn der Impfaktion im Bezirk Schwaz aufliegen. Diese Personen hätte man kontaktieren müssen.

Immerhin war den Verantwortlichen bestimmt bekannt, dass Impfstoff übrig bleiben würde, da ja mehr Dosen aus den Vakzinen herauskamen als ursprünglich berechnet. Hat das Land Tirol einfach vergessen, diese Listen auszudrucken? Oder haben die Bürgermeister eigenmächtig darüber entschieden, wer in derartigen Fällen geimpft wird?"

Im Tiroler Schwaz wurden mehr als 42.500 durchgeimpft, darunter auch zahlreiche Risikopatienten. (Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER)
Im Tiroler Schwaz wurden mehr als 42.500 durchgeimpft, darunter auch zahlreiche Risikopatienten.

Das Land Tirol betont dazu: „Bund und Land haben einen Impfplan vorgegeben, der einzuhalten ist. Es gibt natürlich auch eine Eigenverantwortung der Impfstellen und der ausführenden Personen vor Ort, sich an die strikten Vorgaben des Landes Tirol zu halten.“

Disziplinarrechtliche Schritte eingeleitet
Auf der Liste der „Bevorzugten“ befindet sich – wie das Land Tirol der „Krone“ bestätigte – ein hoher Landesbediensteter samt einer nahen Familienangehörigen, obwohl beide weder im Bezirk Schwaz wohnen noch arbeiten. „Der betroffene Landesbedienstete hat bestätigt, dass er sowie eine nahe Familienangehörige eine entsprechende Impfung bei der Impfaktion in Schwaz erhalten haben. Diese Vorgehensweise war nicht im Sinne dieser Aktion, sie ist klar gegen die Impfstrategie und nicht im Sinne des Landes Tirol. Selbstredend war das Land über diese Vorgänge nicht informiert. Die vorgesetzte Dienstbehörde wurde umgehend darüber informiert, disziplinarrechtliche Schritte wurden eingeleitet“, betont die Pressestelle des Landes Tirol. Außerdem werden aktuell noch zwei weitere Fälle geprüft, „wo disziplinarrechtliche Erhebungen stattfinden“.

Zitat Icon

Der betroffene Landesbedienstete hat bestätigt, dass er sowie eine nahe Familienangehörige eine entsprechende Impfung bei der Impfaktion in Schwaz erhalten haben.

Stellungnahme des Landes Tirol (Auszug).

„Impfstofffläschchen wurden beschädigt“
Übrigens: Es kursieren auch Gerüchte darüber, dass übrig gebliebener Impfstoff weggeworfen worden sei. Das Land Tirol entkräftet diese Vorwürfe: „Uns liegen diesbezüglich derzeit keine Informationen vor. Nur in Mayrhofen und Brandberg war je ein Impfstofffläschchen beschädigt und musste nach den Vorgaben des Bundes für derartige Fälle ausgeschieden werden.“

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