Die Corona-Krise hat vor allem die ärmsten Steirer hart getroffen. Immer mehr müssen die Hilfe der Caritas in Anspruch nehmen.
Die Schlange ist lang im Marienstüberl der Caritas in Graz. Es ist eine der Stellen, an denen Steirerinnen und Steirer, die unter Armut leiden, Lebensmittel und eine warme Mahlzeit bekommen können: „Die Nachfrage ist seit März 2020 deutlich gestiegen. Durch Corona hat die Armut ganz neue Schichten erreicht“, sagt der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck.
Plötzlich geht es sich nicht mehr aus
Denn die Pandemie trifft nicht nur all jene, die ohnehin unter Armut gelitten haben, sondern hat auch sichtbar gemacht, wie viele schon davor nur knapp ausgekommen sind: „Das sind Menschen, die das Leben vor Corona zwar recht gut bewältigen konnten, aber halt immer auf den letzten Zacken. Wenn so jemand in Kurzarbeit kommt oder ein Zusatzjob - etwa in der Gastronomie - wegfällt, geht es sich finanziell plötzlich vorne und hinten nicht mehr aus“, erklärt Beiglböck.
Immer mehr Steirer rutschen in die Armut
Und dann stehen auch sie bei der Caritas vor der Tür und müssen um Hilfe bitten: Etwa wenn es um Mietrückstände oder drohende Delogierungen geht - allein zum Thema Wohnen gab es bei der Caritas 2020 um 60 Prozent mehr Anfragen als im Jahr davor. Ein großes Missverständnis: „Den politisch und medial oft diskutierten Delogierungsstopp hat es in der Form nicht gegeben“, so Beiglböck. 444 Delogierungen gab es 2020 allein in der Steiermark.
Drittel der Betroffenen sind minderjährig
Auch in Punkto Existenzsicherung gab es deutlich mehr Anfragen bei der Caritas als noch im Jahr davor (+22%). Besonders traurig: Ein Drittel der betroffenen Personen ist minderjährig. Immer jünger werden auch die Bedürftigen, an die man im Vorjahr 510 Tonnen Lebensmittel (320 davon in Graz, den Rest in den Regionen) verteilte: „Immer öfter sind auch junge Familien darunter zu finden.“
Dass man diesen gestiegenen Bedarf decken konnte, ist nicht nur der Opferbereitschaft der Caritas-Mitarbeiter zu verdanken: „Wir hatten zum Glück ohnehin vor, unsere Beratungsstellen personell aufzustocken und die Verteilung von Lebensmittel zu verstärken. Sonst hätten wir das nicht geschafft“, so Beiglböck.
Spendenbereitschaft gestiegen
Gestiegen ist glücklicherweise auch die Spendenbereitschaft der Steirer: „Im Jahr 2020 kamen um 15 Prozent mehr Spenden als im Vorjahr, das ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität“, freut er sich. Aber Beiglböck warnt auch: „Die sozialen Auswirkungen der Pandemie werden wir lange spüren.“
Spenden sind natürlich jederzeit willkommen und auch ehrenamtliche Mitarbeiter werden immer gesucht! Etwa für die Haussammlung, die heuer ihren 70. Geburtstag feiert - dazu gibt es auch eine Ausstellung in Diözesanmuseum Graz.
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