Vor der großen Öffnung sind viele Gastronomiebetriebe in Sorge: Selbst Hüttenwirte finden keine Mitarbeiter, ohne Ausländer wäre die Saison gar nicht möglich. Die Unternehmer fordern mehr Unterstützung.
Sehnsucht nach dem Sommer - in unserer Serie wollen wir so richtig Gusto auf einen (fast) normalen Sommer machen. Doch bei aller Vorfreude blicken viele heimische Gastro- und Tourismusbetriebe der Öffnung und vor allem den Sommerferien mit gemischten Gefühlen entgegen.
Hoch oben am Dachstein etwa ist von Euphorie noch nicht viel zu sehen, liegen die Frühlingsgefühle dick verpackt unter einer sechs Meter dicken Schneedecke. „Heuer war es für uns erstmals unmöglich, Personal zu finden“, erzählt ein zerknirschter Wilfrid Schrempf, seit 2001 Pächter und gute Seele der Seethalerhütte, beim „Krone“-Besuch auf knapp 2800 Meter.
Bei uns in der Region wird sehr gut gezahlt – auch Kost und Logis werden geboten, aber anscheinend ist das alles selbstverständlich.
Wilfrid Schrempf, Seethalerhütte
Am 21. Mai will er seine Hütte wieder öffnen – die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. In dieser exponierten Lage ist das logistisch eine ziemliche Herausforderung. „Aber das ist alles schaffbar und sind wir gewohnt. Nur dass wir kein Personal finden, will ich einfach nicht verstehen. Wir haben via AMS österreichweit gesucht, aber niemand hat sich gemeldet.“ An einer etwaigen Unterbezahlung kann das aus Sicht des Ramsauers nicht liegen. „Bei uns in der Region wird sehr gut gezahlt – auch Kost und Logis werden geboten, aber anscheinend ist das alles selbstverständlich.“
Unten an der Talstation zur Gondel rauf auf den steirischen Hymnenberg ist die Stimmungslage in der Türlwandhütte ähnlich. „Uns fehlt noch immer eine Kellnerin, gerade erst hab ich die letzte Absage bekommen“, schüttelt Chefin Johanna Winkler den Kopf.
„Ohne Ausländer wäre Betrieb nicht möglich“
„Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die auch am Abend und an Wochenenden arbeiten wollen. Vielleicht sind die meisten auch zu verwöhnt – der Staat zahlt eben auch gut“, ist die Steirerin - wie auch der Gastronomie-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer - überzeugt.
Der Personalmangel ist in der gesamten Region Schladming-Dachstein eklatant. „Ohne ausländische Arbeitskräfte wäre ein Betrieb bei uns nicht mehr möglich“, stellt Christian Steiner vom Pichlmayrgut klar.
Den Einheimischen wird das Nichtstun auch nicht schwer gemacht.
Christian Steiner, Pichlmayrgut
Von den rund 100 Angestellten in der Hochsaison kommt bei ihm fast die Hälfte nicht aus Österreich. „Den Einheimischen wird das Nichtstun auch nicht schwer gemacht - und es ist sogar gut bezahlt. Kroaten oder Ungarn wollen eben arbeiten, das ist der Unterschied.“
Selbst auf der legendären Schafalm auf der Schladminger Planai gestaltet sich die Personalsuche heuer schwierig. Drei Kellner fehlen noch für die Sommersaison.
Die Gastro hat während der Corona-Krise immer als Sündenbock herhalten müssen.
Heinz Schütter, Schafalm
„Die Gastro hat während der Corona-Krise immer als Sündenbock herhalten müssen – das hinterlässt Spuren, die Leute sind schwer verunsichert“, hat Heinz Schütter, der die Hütte mit Bruder Reini betreibt, sogar Verständnis. „Die Gastronomie gehört von der Politik endlich vernünftig unterstützt – sonst wird aus dem Genussland Österreich bald ein Fast-Food-Land.“
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