Besuch in Vorarlberg

„Als wir aufsperrten, spürte ich pure Seligkeit!“

Tirol
17.05.2021 10:38

Der Duft von Schnitzel liegt in der Luft, zwei jüngere Frauen genießen ihren Aperol Spritz. Eindrücke, gesammelt in Bregenz, wo die Freiheit grenzenlos scheint. Wirte aus dem Ländle haben Tipps für ihre Kollegen aus dem Rest Österreichs, die am Mittwoch aufsperren.

Fast 200 Tage – genau sind es 197 – waren die Rollläden in der Gastronomie heruntergezogen, die Tore zum Innenbereich von Österreichs Gasthäusern geschlossen. Nur im westlichsten Bundesland, in Vorarlberg, war es seit 15. März möglich, ein Wirtshaus von innen zu sehen bzw. in einem Gastgarten zu sitzen. Die Corona-Zahlen sind im Ländle seither zwar leicht angestiegen, mit der Öffnung der Gastronomie hat das aber nichts zu tun.

Anfängliche Skepsis wegen Einschränkungen
„Es gibt keinen einzigen nachweislichen Cluster in der Gastronomie“, sagt Stefan Köb, Stellvertretender Wirtesprecher in der WK Vorarlberg, beim Lokalaugenschein der „Krone“. Und betont im Nachsatz: „Wir sind Testweltmeister. Wo mehr getestet wird, gibt es mehr positive Fälle.“ Der Schritt am 15. März war also richtig? „Ja, absolut. Zwar ein bisschen ein kleiner, aber es war der richtige, verbunden am Anfang mit viel Skepsis aufgrund der vielen Einschränkungen.“

Stefan Köb, stellvertretender Wirtesprecher der WK Vorarlberg, betont: „Es gibt keinen nachweislichen Cluster in der Gastro.“ (Bild: Claus Meinert)
Stefan Köb, stellvertretender Wirtesprecher der WK Vorarlberg, betont: „Es gibt keinen nachweislichen Cluster in der Gastro.“

Die es nach wie vor gibt und die auch streng eingehalten werden. Sucht man nämlich eine Bar oder ein Restaurant auf – mit FFP2-Maske –, muss man zunächst seinen negativen Antigen- oder PCR-Test vorweisen. Dann folgt die Registrierung. Am einfachsten geht es mit einem QR-Code. Beim vierten, fünften Mal hat man sich an das Prozedere gewöhnt, ist es alles andere als eine Hexerei.

Sandro Wölfl von der Neptun-Bar verabschiedete sich von Zettelwirtschaft - Gäste registrieren sich mittels QR-Code. (Bild: Maurice Shourot)
Sandro Wölfl von der Neptun-Bar verabschiedete sich von Zettelwirtschaft - Gäste registrieren sich mittels QR-Code.
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Es kommt nur darauf an, wie du die Botschaft transportierst.

Barbetreiber Sandro Wölfl über Gästeregistrierung, Maskenpflicht und Abstand

Das bestätigt auch Sandro Wölfl. Ihm gehört die kleine Innenstadtbar Neptun. „Am Anfang waren wir total überfordert mit dem Registrieren der Gäste, dem Kontrollieren der Maskenpflicht, dem Einhalten der Abstände und auch damit, den Gästen alles zu erklären. Aber die allermeisten Gäste verstehen das. Es kommt nur darauf an, wie du die Botschaft transportierst. Du musst nur gut und höflich erklären“, kann er nach neunwöchiger Erfahrung sagen. Sehr herausfordernd sei, eine größere Gruppe zu kontrollieren und zu platzieren. Aber die Leute hätten keine Hektik oder Eile, sagt er.

Sandro Wölfl (Bild: Maurice Shourot)
Sandro Wölfl

Lebensfreude bei den Gästen und Mitarbeitern
Auch für die bekannte Bregenzer Wirtin mit Leib und Seele, Andrea Kinz, die schon einige Jahrzehnte im „Gschäft“ und unter anderem den Goldenen Hirsch und das Hotel Weißes Kreuz führt, war der 15. März ein besonderer Tag. Sie erinnert sich noch ganz genau: „Zunächst war die Freude auf beiden Seiten groß. Das heißt, bei den Mitarbeitern, meinem Team und bei den Gästen. Lebensfreude und Motivation kehrten zurück.“

Die Bregenzer Wirtin Andrea Kinz verspürte beim Aufsperren Seligkeit und rät, die besten Mitarbeiter „sofort einzustellen“. (Bild: Claus Meinert)
Die Bregenzer Wirtin Andrea Kinz verspürte beim Aufsperren Seligkeit und rät, die besten Mitarbeiter „sofort einzustellen“.
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Das ist eine Art des Gefangenseins in einer Freiheit, die man nicht nutzen kann.

Die Bregenzer Wirtin Andrea Kinz über die Gastrosperre der vergangenen Monate

Sie selbst verspürte „pure Seligkeit“, als wieder aufgesperrt werden durfte. „Es ist einfach schlimm, wenn man alles vorbereitet hat, alles betriebsfertig ist, das Produkt ein gutes ist, der Kunde will, aber man nicht darf. Das ist eine Art des Gefangenseins in einer Freiheit, die man nicht nutzen kann.“ Sie hätte viele Tipps an die vielen Kolleginnen und Kollegen, die am Mittwoch aufsperren. Der Wichtigste: „Die besten Mitarbeiter sofort wieder einstellen.“ Ansonsten müsse jeder Betrieb selbst sein individuelles Rezept finden. Man müsse die Herausforderungen annehmen, denn machbar sei alles, das habe sich gezeigt.

„Vier Personen aus vier Haushalten wertvoll“
Einzig die Regel, dass an einem Tisch nur vier Personen aus zwei Haushalten sitzen dürfen, sei nicht nachvollziehbar. „Das Wertvollste wären vier Personen an einem Tisch, aber auch aus vier Haushalten. Dann könnten nicht nur die Vorarlberger wieder Karten spielen“, lächelt die charmante Wirtin und hofft, dass es keinen vierten Lockdown mehr geben wird, da diesen viele nicht überleben würden.

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