Rund 52.000 Menschen gelten in der Steiermark als alkoholabhängig, noch einmal so viele als gefährdet. Und in manchen Bereichen hat die Corona-Pandemie die Problematik verschärft. Für Betroffene und Angehörige gibt es ein breites Angebot zur Unterstützung. Doch diese Hilfe anzunehmen fällt nicht immer leicht.
„Es hat keinen Sinn, Sorgen in Alkohol ertränken zu wollen, denn Sorgen sind gute Schwimmer“, hat Robert Musil einst geschrieben. Und trotzdem greifen viele Steirerinnen und Steirer öfter zur Flasche als das gut für sie ist: Rund 52.000 sind alkoholabhängig, noch einmal so viele gelten als gefährdet.
Großes gesellschaftliches Problem
„Die Steiermark und ganz Österreich zählen in Europa zu den Hochkonsumregionen“, sagt Claudia Kahr von Vivid, der steirischen Fachstelle für Suchtprävention. Und auch wenn die Zahlen in den vergangenen Jahren leicht rückläufig waren, ist Alkohol noch immer ein sehr großes gesellschaftliches Problem, über das zu wenig gesprochen wird.
„Der erste Schritt, ist sich einzugestehen, dass man ein Problem hat“, sagt Sascha Lang, Leiter von der Beratungsstelle b.a.s., die zwölf Standorte in der Steiermark hat und im vergangenen Jahr rund 2000 Menschen - Süchtige und deren Angehörige - betreut hat. Ganz oft ist der Alkohol dabei nicht das ursächliche Problem: „Viele Menschen benutzen den Alkohol zur Selbstmedikation, weil sie Depressionen haben, von Einsamkeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sind oder weil ihnen das Trinken hilft mit Druck und Stress in der Arbeit oder im privaten Umfeld besser umgehen zu können.“
Druck von außen
Dass Menschen ein Problem haben, gestehen sie sich oft erst ein, wenn Druck von außen kommt: „Wenn etwa der Führerschein weg ist oder der Partner damit droht zu gehen“, so Lang.
Und vielen Menschen ist erst in der Corona-Zeit aufgefallen, dass ein Partner oder ein Familienmitglied zu viel trinkt: „In der Pandemie war man viel mehr zu Hause und damit gab es keine Möglichkeit mehr, der Sucht heimlich nachzugehen. Wir hatten in der Zeit viele Anrufe von besorgten Angehörigen“, sagt Lang.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Und auch im allgemeinen Konsumverhalten gab es Änderungen durch die Corona-Pandemie: Umfragen aus dem ersten Lockdown zeigen, dass der Alkoholkonsum stabil geblieben ist und 16 Prozent sogar weniger getrunken haben: „Das sind vor allem Menschen, die eher in Gesellschaft trinken und denen ohne Gasthaus oder Besuche auch der Grund zu trinken gefehlt hat“, erklärt Kahr.
Doch diese Zahlen sollten nicht über den gegensätzlichen Trend hinwegtäuschen: 13 Prozent griffen öfter zur Flasche. „Dabei handelt es sich einerseits um Menschen, die an der Front der Pandemie arbeiten mussten - etwa im Gesundheitssystem oder im Lebensmittelhandel - und den Alkohol zum Abschalten benutzten. Aber es betrifft vor allem all jene, die schon davor unter prekären Lebensverhältnissen und sozialer Isolation gelitten haben“, so Kahr, die befürchtet, dass die wahren Folgen der Pandemie auch in Bezug auf den Alkoholismus erst noch auf uns zukommen dürften.
Dialogwoche online bis Sonntag
Umso wichtiger sei es, die Gefahren der Alkoholsucht und den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol immer wieder zum Thema zu machen. Aktuell tut man das im Zuge der „Österreichischen Dialogwoche Alkohol“ mit unzähligen Online-Vorträgen zum Thema.
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