Sie vergiften mit ihrem Kot das Wasser, verpesten mit ihrem Uringestank die Luft, fressen das Getreide auf und beißen die Bewohner von New South Wales im Schlaf in ihren Betten. Hat ein Farmer Tausende ertränkt, sind immer noch Millionen da. Seit Monaten kämpft der australische Bundesstaat New South Wales gegen eine apokalyptische Mäuseplage, der nicht Herr zu werden ist. Auch der beginnende Herbst und kommende Winter auf der Südhalbkugel könnte wenig Erleichterung bringen, was große Besorgnis auslöst. Die Videos (siehe oben) und Bilder der sich bewegenden „Teppiche“ aus Nagern könnten einem Horrorfilm entsprungen sein.
Der Bundesstaat New South Wales erlebt nach Jahren der Dürre eine Mäuseplage biblischen Ausmaßes, an der möglicherweise auch Corona ein wenig Mitschuld ist. Nach der letzten Regenzeit hatte das ländliche Gebiet eine Rekordernte verzeichnet. Da durch die Coronakrise kaum Backpacker ins Land kamen, die sich während ihres Trips auf den Farmen als Erntehelfer etwas dazuverdienten, blieb viel auf den Feldern liegen. Zur Freude der Mäuse, die sich explosionsartig vermehrten. Mittlerweile sind es so viele, dass sie zur Gefahr der Bewohner des Landstrichs werden. Denn die Nager sind überall und hinterlassen Kot und Urin.
Mauskadaver und Exkremente
Immer wieder werden Fälle von Leptospirose gemeldet. Das ist eine seltene Krankheit, die zu Nierenversagen und Hirnhautentzündung führen kann - und häufig von Mäusen übertragen wird. In einem aktuellen Bericht von ABC News berichten Bauern über den täglichen Horror, dem sie ausgesetzt sind, vom Verlust ihrer Ernte ganz zu schweigen.
Die Mauskadaver und Exkremente verschmutzen die Wassertanks der Bauern auf den Dächern. Die Straßen sind jeden Morgen bedeckt mit überfahrenen Mäusen.
„Leute werden im Bett gebissen“
„Du beschäftigst dich den ganzen Tag damit. Man versucht sie zu ködern, gibt sein Bestes, um die Situation zu bewältigen, und dann kommt man nach Hause und da ist nur der Gestank toter Mäuse“, erzählt unter anderem Jason Conn, ein Landwirt in der fünften Generation in der Nähe von Wellington im Zentrum von New South Wales. „Sie sind im Dach deines Hauses. Wenn dein Haus nicht gut abgedichtet ist, sind sie bei dir im Bett. Die Leute werden im Bett gebissen“, sagt Conn. „Es wird nicht weniger, das ist sicher.“ Damit hat er recht: Alle 20 Tage kann ein Weibchen bis zu zehn Junge zur Welt bringen.
Colin Tink schätzt, dass er letzte Woche in einer einzigen Nacht 7.500 Mäuse in einer Falle ertränkt hat, die er auf seiner Farm außerhalb von Dubbo mit einem Viehfutternapf voller Wasser aufgestellt hatte. „Ich dachte, ich könnte ein paar Hundert erwischen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich 7.500 kriege“, berichtet Tink.
Der Staat stellt seinen Bauern und Produzenten Finanzhilfen von umgerechnet rund 32 Millionen Euro zur Verfügung, um Schäden und Verluste zu kompensieren. Zudem bekommen kleine Unternehmen und auch Haushalte Rabatte für den Kauf von Fallen und Gift. Landwirte sollen demzufolge chemische Giftköder sogar kostenlos erhalten, „um diese Geißel zu bekämpfen“.
„Brauchen Äquivalent von Napalm“
Der Landwirtschaftsminister des Bundesstaates, Adam Marshall, erklärte schon Mitte März: „Eine Plage von diesem Ausmaß haben wir wirklich seit den frühen 80er-Jahren nicht mehr gesehen, und jeder hat gehofft, dass die kühlen Bedingungen im Winter die Zahl der Mäuse eindämmen würden. Bis jetzt hat nichts funktioniert.“ Er kündigte an, die Genehmigung eines bisher verbotenen Gifts einholen zu wollen. Das sogenannte Bromadialon sei „das stärkste Mäusegift“, das man auf der Welt bekommen könne.
„Wir müssen diesen Weg gehen, weil wir etwas Superstarkes brauchen, das Äquivalent von Napalm, um diese Mäuse einfach ins Nichts zu sprengen“, so Marshall.
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