„Der Lebensraum hier ist für die Würfelnatter ideal, hier haben wir eine dichte Besiedelung“, seufzt Zoologe Werner Kammel. Bedrückung herrscht bei ihm, Molekularbiologin Eva Bernhart und Reptilien- und Amphibienexperten Werner Stangl deswegen, weil die Tiere genau diesen üppigen Lebensraum entlang des Murufers bei Weinzödl demnächst verlieren. Denn im Oktober erfolgt der Start zum Bau des Kraftwerks Gratkorn, errichtet vom Verbund und der Energie Steiermark. Nötig, weil die Menschen immer mehr Strom verbrauchen – zum Leidwesen der Tierwelt. Um so viele Schlangen wie möglich zu retten, wurde im April eine „Absammelaktion“ gestartet, finanziert von den Kraftwerks-Errichtern.
150 künstliche Verstecke angelegt
Dafür legten Kammel, Bernhart und Stangl rund 150 künstliche Verstecke in Form von Folien auf einer Strecke von mehreren Kilometern aus, um die streng geschützten, nützlichen und ungiftigen Würfel-, Ringel- Schling- und Äskulapnattern einzufangen. Aber auch Blindschleichen gehen ihnen immer wieder „ins Netz“.
Scheue, flinke Schlängler
Zweimal pro Woche durchforsten sie das Gebiet, um die Reptilien einzufangen, die es sich unter den warmen Folien bequem gemacht haben. Greift man nach dem Anheben nicht sofort zu, sind die scheuen, flinken Schlängler aber auch schon wieder verschwunden. „Um jeden Preis fangen wir sie nicht, wir wollen sie ja nicht verletzen“, sagt Eva Bernhart. Danach werden sie in anderen Gegenden wieder ausgesetzt. Das Problem: Einige Plätze, die dafür geschaffen hätten werden sollen, sind laut den Experten nicht fertig bzw. nicht so eingerichtet worden, wie gedacht. Kammel: „Betonierte Plätze mit Liegen und etwas Wiese nutzen nichts.“
Der Wunsch des Trios: „Dass Menschen ihren Stromverbrauch einschränken und beim Kraftwerksbau auf Natur-Experten gehört wird. Und dass beim Nicht-Einhalten von Ausgleichsmaßnahmen Konsequenzen drohen.“
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