Im Wiener Rathaus ist am Dienstag ein Maßnahmenpaket für Gewaltschutz präsentiert worden. Nach einer Serie von Morden an Frauen sei dies mehr denn je ein wichtiges Thema, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Pressekonferenz. Die jüngsten Verbrechen seien aber nur die „Spitze des Eisberges“. Das Gewaltschutznetz müsse noch engmaschiger werden, zeigte er sich überzeugt. Zehn Millionen wird die Stadt in diesem Bereich im kommenden Jahr investieren.
„Es ist zuletzt immer wieder zu sehr bedauernswerten Fällen gekommen, die deutlich gemacht haben, dass Gewalt gegen Frauen noch immer ein großes Thema ist“, sagte Ludwig. Die Mittel, um hier gegenzusteuern, werden im kommenden Jahr um rund drei Millionen Euro erhöht. So werden etwa die Förderungen für Gewaltschutzvereine verdoppelt. Auch die Ressourcen für niederschwellige Beratungsangebote - etwa per Telefon - werden ausgebaut, hieß es. Dreimal so viel Mittel, nämlich insgesamt 150.000 Euro, fließen in Täter- und Präventionsarbeit. Auch die Kinder- und Jugendhilfe wird verstärkt, neue Vollzeit-Stellen für Sozialarbeit wurden hier in Aussicht gestellt.
Es ist zuletzt immer wieder zu sehr bedauernswerten Fällen gekommen, die deutlich gemacht haben, dass Gewalt gegen Frauen noch immer ein großes Thema ist.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
In den Schulen soll ebenfalls verstärkt gegen problematische Rollenbilder angekämpft werden. Das bestehende Programm „Respekt: Gemeinsam stärker“ wird um einen Gewaltschutz-Schwerpunkt erweitert. Das Thema Gleichberechtigung soll dabei verstärkt thematisiert werden. Weiters ist eine wienweite Informations- und Bewusstseinskampagne geplant, die sich als Schwerpunkt der Zivilcourage widmet.
Weiteres Frauenhaus geplant
Die Stadt errichtet zudem ein fünftes Frauenhaus. Damit werde die Istanbul-Konvention - in der entsprechende Schutzmaßnahmen festgehalten sind - von Wien als einzigem Bundesland übererfüllt, hob Ludwig hervor. Laut Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) wird das Haus über 50 Plätze verfügen. Deren Gesamtzahl steige somit in Wien auf 225. Zudem wird bis 2023 eine bestehende Einrichtung in ein eigenes Frauenhaus für junge Betroffene - im Alter bis 22 Jahre - umgewandelt.
Gewalt gegen Frauen dürfe keinen Platz in Wien haben, betonte auch NEOS-Klubchefin Bettina Emmerling. Sie hob hervor, dass derartige Vorfälle unabhängig von Bildungsstandards oder Einkommen auftreten. Auch seien alle ethnischen oder religiösen Zugehörigkeiten betroffen.
Bundesweite Gewaltschutz-Offensive
Bundesweit sollen noch heuer 25 Millionen Euro zusätzlich in den Bereich Gewaltschutz fließen, wie Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) Mitte Mai angekündigt hatte. Es handelt sich um die „größte Gewaltschutz-Offensive der letzten Jahrzehnte“.
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