Details in Verhandlung

Klimaticket nimmt langsam Fahrt auf

Politik
17.06.2021 06:01

Nach und nach bringt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) das „1-2-3-Klimaticket“ auf Schiene. Bis das grüne Herzensprojekt aber wirklich an den Start gehen kann, müssen noch mehrere Bundesländer zügig an Bord geholt werden.

Es ist ein Mega-Projekt, das Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) seit Monaten versucht, auf Schiene zu bringen. Die Rede ist vom „1-2-3-Klimaticket“ - das grüne Leuchtturmprojekt.

Die Idee ist simpel: ein Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Geben soll es dieses für einen Euro pro Tag für ein Bundesland, zwei Euro pro Tag für zwei Länder und drei Euro pro Tag für Bus, Bahn und Bim in ganz Österreich. Alle drei Varianten des Tickets würden das Öffi-Fahren massiv verbilligen und - so die Hoffnung - das Autofahren unattraktiver machen.

Die Umsetzung ist allerdings äußerst komplex. Seit Monaten schnapst Gewessler sämtliche Details mit Bundesländern und Verkehrsverbünden aus, denn ohne sie geht gar nichts.

Umweltministerin Leonore Gewessler verhandelt mit einigen Bundesländern noch die Details. (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Umweltministerin Leonore Gewessler verhandelt mit einigen Bundesländern noch die Details.

Vier von neun Bundesländern fehlen noch
Zunächst einmal werden die Weichen für das österreichweite Ticket gestellt. Gewesslers Ziel ist es, dass dieses im Herbst an den Start geht. Fünf Bundesländer haben bereits die Vereinbarung zur Umsetzung des österreichweiten Tickets unterzeichnet. Wann das auch die verbleibenden Länder - noch nicht an Bord sind die Steiermark und die wichtige Ostregion mit Wien, Niederösterreich und dem Burgenland - tun werden, ist noch nicht klar. „Wir finalisieren gerade letzte Details. Die letzten Verträge werden nun Schritt für Schritt unter Dach und Fach gebracht“, sagt Klimaschutzministerin Gewessler zur „Krone“.

Für das österreichweite Ticket übernimmt der Bund die finanzielle Verantwortung. Für 2022 sind 150 Millionen Euro budgetiert.

(Bild: Krone KREATIV)

Offen, wann regionale Tickets kommen werden
Wann die regionalen Tickets - also jene für ein und zwei Bundesländer - folgen, ist derzeit noch offen. Gespräche dazu gebe es bereits. „Wir sind auch hier auf einem sehr guten Weg“, beteuert die Ministerin. Zur Mitfinanzierung der regionalen Tickets gab die Regierung unlängst 100 Millionen Euro für die Länder frei.

Dass die Umsetzung des Tickets scheitert, glaubt die Ministerin nicht. „Klar ist: Das ,1-2-3-Klimaticket‘ ist erst abgeschlossen, wenn wir alle drei Stufen auf Schiene gebracht haben“, betont sie.

Halbe Milliarde mehr für Regionalbahnen
Allein mit dem Ticket werden aber kaum mehr Passagiere auf Öffis umsteigen - zumindest nicht dort, wo das Angebot fehlt. Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist deshalb insbesondere im ländlichen Raum dringend notwendig. Das weiß auch Gewessler, die diese Woche bekannt gegeben hat, dass bis 2026 40 Millionen Euro in Stadtregionalbahnen und eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau der Privatregionalbahnen fließen werden. Und zwar zusätzlich zu den 1,9 Milliarden Euro, die in den kommenden fünf Jahren ohnehin bereits geplant waren.

Die Schweiz ist uns meilenweit voraus
Uns meilenweit voraus ist - wie so oft - die Schweiz. Mit dem dortigen Generalabonnement haben die Eidgenossen schon seit Jahrzehnten freie Fahrt in nahezu dem gesamten Öffi-Netz. Bleibt zu hoffen, dass es auch bei uns schon bald so weit ist.

„Eine der Ersten, die Ticket kauft“ 
Klimaschutzministerin Gewessler verspricht im „Krone“-Interview, dass das „1-2-3-Ticket“ noch in diesem Jahr kommen und sie eines kaufen wird.

„Krone“: Sie schwärmen derart vom "1-2-3-Ticket, dass ich annehme, Sie werden sich auch eines kaufen, oder?
Leonore Gewessler: Das „1-2-3-Klimaticket“ ist definitiv mein Herzensprojekt. Ich freue mich schon sehr darauf und werde eine der Ersten sein, die sich eines kauft.

Wohin werden Sie damit dann als Erstes fahren?
Privat wird meine erste Fahrt mit dem „1-2-3-Klimaticket“ sicherlich zu meiner Familie in die Steiermark gehen. Aber ich bin ja auch beruflich so viel wie möglich mit dem Zug unterwegs.

Noch im Vorjahr war das österreichweite Ticket für das erste Halbjahr 2021 angekündigt. Nun ist der Herbst 2021 Ihr Ziel - wird dieser Zeitplan halten?
Ich bin zuversichtlich, dass wir die letzten noch offenen Verträge mit den Ländern bald abschließen werden. Das „1-2-3-Ticket“ kommt, wie angekündigt, noch in diesem Jahr.

Klara Maria Schenk: „Die Klimakrise macht keine Pause.“ (Bild: Mitja Kobal - Greenpeace)
Klara Maria Schenk: „Die Klimakrise macht keine Pause.“

„Konsequent und rasch umsetzen“
Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrssprecherin bei Greenpeace Österreich, fordert eine rasche Umsetzung des „1-2-3-Tickets“.

„Krone“: Was halten Sie eigentlich vom "1-2-3-Ticket?
Klara Maria Schenk: Das „1-2-3-Ticket“ stärkt den öffentlichen Verkehr und ist ein Schritt in die richtige Richtung - aber nur, wenn es konsequent und rasch umgesetzt wird.

Was kann das Ticket zur Klimarettung beitragen?
Es kann einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem es die Menschen dazu bringt, vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Als einzige Maßnahme reicht das Ticket aber nicht.

Rechnen Sie damit, dass das Ticket noch heuer an den Start gehen wird?
Das ist absolut notwendig, denn eines ist klar: Die Klimakrise macht keine Pause. Die Politik muss endlich vom Reden ins Tun kommen.

Werden Sie sich das Ticket dereinst kaufen?
Absolut. Als leidenschaftliche Zugfahrerin freue ich mich auf dieses neue, attraktive Angebot.

Porträt von Sandra Schieder
Sandra Schieder
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