Obwohl Wissenschaftler mit Blick auf Großbritannien vor einer rasanten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus warnen, haben die meisten Bundesländer in Österreich die PCR-Testungen teils deutlich zurückgefahren. Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) äußerte nun seine Sorge darüber, denn: Je weniger mit dem sogenannten Goldstandard getestet wird, desto weniger weiß man über das tatsächliche Infektionsgeschehen Bescheid.
Während in Wien der Anteil an PCR-Tests zwischen den Kalenderwochen 13 und 23 mit einem Plus von 65,7 Prozent deutlich zugenommen hat, reduzierte etwa Tirol diese Art der Testung um 73,5 Prozent (siehe Grafik unten). Ein Trend, der sich - mit Ausnahme der Bundeshauptstadt - in ganz Österreich zeigt.
Überblick geht verloren
„Das ist schon ein wenig besorgniserregend“, erklärte Hacker-Sprecher Mario Dujakovic auf Twitter. Wo man derzeit bei der Verbreitung der Delta-Mutation steht, könne „ehrlicherweise niemand genau beantworten”, so der Sprecher. Es gebe keinen genauen Überblick und man würde sich dem auch nur annähern.
„Dort, wo PCR-Tests stark zurückgefahren werden, wird der Überblick schlechter. Zu wenig. Zu spät”, meint Dujakovic. Nur, weil die Infektionslage derzeit relativ entspannt sei, wäre es ein Fehler, auch weniger zu testen. Tatsächlich lässt sich das Vorkommen von Corona-Mutationen derzeit nur mittels des sehr genauen PCR-Testverfahrens nachweisen - die in den Bundesländern derzeit verstärkt genutzten Antigen-Schnelltests können dies nicht.
NÖ: Weniger Testungen wegen niedriger Fallzahlen
Wenig Verständnis für den Vorstoß kam aus Niederösterreich: Die Teststrategie sei „nicht zurückgefahren“ worden, hieß es am Freitag aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. Die PCR-Tests würden wie bisher im Rahmen der behördlichen Testung eingesetzt. Die geringere Anzahl der PCR-Tests begründe sich alleine aufgrund der niedrigeren Fallzahlen.
Variante breitet sich zunehmend aus
Die zuerst in Indien aufgetauchte Delta-Mutation fasst zunehmend auch in Österreich Fuß. Waren bis vor Kurzem noch verschwindend wenige Fälle bekannt, wird sie nun bereits bei 6,3 Prozent der untersuchten Fälle im Land nachgewiesen - Tendenz steigend. Die Corona-Ampel-Kommission sprach am Donnerstag von einem „ernst zu nehmenden Risiko“. Problematisch ist vor allem, dass sie ansteckender ist - und auch die Impfung wirkt erst nach einer vollständigen Immunisierung zuverlässig dagegen.
„Wir hassen es wirklich, Spielverderber zu sein”
Erst kürzlich rief Hacker daher dazu auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen - andernfalls drohe eine vierte Infektionswelle im Herbst. „Wir hassen es wirklich, Spielverderber zu sein: Die Pandemie ist nicht zu Ende!”, so Dujakovic.
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