„Pläne fehlen“

Wachsende Sorge um normalen Schulbetrieb im Herbst

Österreich
22.06.2021 16:42

Kaum jemand im Land wünscht sich nach eineinhalb Jahren Corona-Krise weitere Schulschließungen. Doch kurz vor Beginn der Sommerferien werden die Stimmen lauter, die sich um den normalen Schulbetrieb im Herbst sorgen machen. So hat am Dienstag die Arbeiterkammer in einem Offenen Brief an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) „möglichst offene“ Schulen gefordert. Auch die SPÖ ist angesichts „fehlender Pläne“ des Ministeriums, „wie das nächste Schuljahr in Sicherheit stattfinden soll“, alarmiert.

Schulschließungen dürften im Herbst nur die Ausnahme sein, wie AK-Präsidentin Renate Anderl in dem offenen Brief klarstellte. Einigkeit herrscht bei allen kritischen Stimmen darüber, was Eltern, Schüler und Lehrer brauchen: einen normalen Schulbetrieb. Stattdessen würden die Lehrer aber in die Sommerpause gehen, „ohne zu wissen, was sie für den Herbst vorbereiten müssen“, warnte die SPÖ. Lockdowns gehören mit allen Mitteln verhindert, statt vorbereitet, fordern auch die Sozialdemokraten einen möglichst normalen Schulbetrieb.

AK-Chefin Renate Anderl (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
AK-Chefin Renate Anderl

„Blanko-Scheck“ für neue Schließungen
Doch - so die Kritik von Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler - Minister Faßmann wolle von der Regierung lediglich einen „Blanko-Scheck“, um per Verordnung im Zuge der Corona-Krise weitere Schulschließungen auch für das kommende Schuljahr 2021/22 anordnen zu können. Wie berichtet sieht eine geplante Sammelnovelle zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie auch für das kommende Schuljahr Ausnahmebestimmungen von schulrechtlichen Regelungen vor, die etwa weiter die Anordnung von Distance Learning ermöglichen. Die aktuellen Rechtsgrundlagen laufen mit 31. August 2021 aus. Im Bildungsministerium hatte es dazu im April auf krone.at-Anfrage geheißen, man müsse auch gut auf mögliche neue Covid-19-Ausbrüche vorbereitet sein.

Forderungen an den Bund, in Luftreiniger, CO2-Messgeräte und andere technische Präventionsmaßnahmen zu investieren, wie nun von der Arbeiterkammer vorgebracht, sind schon seit dem Vorjahr immer wieder zu hören gewesen. Sie verhallten aber bislang ungehört bzw. wurden mit dem Verweis auf die hohen Kosten und/oder nicht ausreichend vorhandene Daten zur tatsächlichen Wirksamkeit auf die lange Bank verschoben. Andere Forderungen, wie jene der AK nach einer zweiten Lehrkraft in Mathematik und Deutsch, sind wiederum angesichts des knappen Budgets im Bildungsbereich - in Wien sorgt derzeit eine Systemumstellung bei der Lehrerzuteilung ohnehin für Aufregung - eher nicht zu erwarten. Ebenso fraglich die einmaligen 50 Euro pro Schüler, die AK-Präsidentin Anderl im Wintersemester zur Durchführung von Projektwochen verteilt sehen will. 

Bildungsminister Faßmann (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Bildungsminister Faßmann

Sorge vor dem „Sommerloch“
Geht es nach der AK, sollen Schulen über den Sommer zudem ausarbeiten können, wie sie Unterricht ins Freie verlagern oder bei Bedarf auf Projektunterricht in Kleingruppen setzen. Darüber hinaus solle es inhaltliche Schwerpunktsetzungen und Priorisierungen geben, damit trotz reduzierter Lernzeit die Lernqualität sichergestellt ist. 
Schulen, Bildungsdirektionen und Ministerien dürften sich kein Sommerloch erlauben, warnte am Dienstag auch SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser. Unter anderem brauche es einen massiven Ausbau der psychosozialen Versorgung der Kinder und Jugendlichen. Auch dazu müsste allerdings der Bund mehr Geld in die Hand nehmen. 

Mittelfristig sollen die Schulen nach dem AK-Chancenindex finanziert werden - je mehr Kinder in einer Schule mehr Förderung brauchen, desto mehr Mittel soll die Schule zur Verfügung gestellt bekommen, wie Anderl am Dienstag forderte. Auch SPÖ-Bildungssprecherin Vorderwinkler drängte darauf, diesen Chancenindex endlich umzusetzen. Schulen mit vielen Kindern und höherem Förderbedarf brauchen zusätzliche Unterstützung, insgesamt ergäbe sich „alleine daraus ein Mehrbedarf von 5000 Lehrer*innen“.

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