Um die dringend notwendige Digitalisierung voranzutreiben, werden - wie berichtet - ab dem Schuljahr 2021/22 Notebooks und Tablets an Schüler der fünften (und im ersten Jahr auch sechsten) Schulstufe stark verbilligt oder sogar gratis weitergegeben. Zum Start werden 150.000 Geräte verteilt. Damit werde in diesem Bereich die größte Reform umgesetzt, die es seit Einführung des Schulbuchs gegeben habe, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) am Mittwoch hervorstrichen. Anders die SPÖ, die unter anderem den Selbstbehalt für die Geräte kritisierte - „obwohl es angesichts der ökonomischen Folgen der Pandemie viele Familien ohnehin schwer haben“, so SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler.
Kurz und Faßmann hatten die Laptop- und Tabletklassen im Vorjahr als Teil des Acht-Punkte-Plans zur IT-Ausstattung österreichischer Schulen, der in Summe ein Volumen von rund 250 Millionen Euro hat, vorgestellt. Die Endgeräte-Anschaffung ist Herzstück der Reformpläne.
Das Ministerium hatte schon Anfang des Jahres gegenüber krone.at vom „größten Beschaffungsprozess“, den es im Bildungsbereich je gegeben habe, gesprochen. Am Mittwoch hieß es nun bei einem gemeinsamen Besuch einer Wiener Schule, „Mitteilungsheft, Tafelkreide und Overhead-Projektor gehören der Vergangenheit an“. Es sei „nach der Einführung des Gratisschulbuchs sicher eine der größten Veränderungen, die an der Schule stattfindet“, so der Kanzler.
Glasfaser für alle Bundesschulen bis 2023
Allerdings machte dann just die Infrastruktur an der Wiener Schule, an der die aktuellen Daten zur Endgeräte-Initiative präsentiert werden sollten, Kanzler und Minister zwischenzeitlich einen Strich durch die Rechnung - die Übertragung war über weite Strecken nicht live oder nur in sehr schlechter Wiedergabequalität im Internet zu verfolgen. Ein Problem, mit dem viele Schulen des Landes gerade in der Corona-Zeit mit Blick auf Distance Learning oft zu kämpfen hatten. Gut, dass also angekündigt wurde, bis 2023 alle Bundesschulen mit Glasfaser auszustatten.
Das sind die Eckdaten zum Start der Laptop- und Tabletklassen:
Die Geräte-Wahl fiel auf:
Nicht alle Geräte würden allerdings laut Minister Faßmann bereits am ersten Schultag am Schreibtisch liegen - sie würden aber im Lauf des Wintersemesters ausgeliefert. Der Bestellungsvorgang sei äußerst komplex und habe (auch bereits für die nächsten Jahre) 350.000 Geräte umfasst: „Da kann ich nicht zum Apple Store oder zum Mediamarkt in der Seitenstraße gehen und sagen, bitte packt sie mir noch ein“, so Faßmann. Derzeit laufe noch ein Einspruch eines Bewerbers.
Auch alle Lehrkräfte der Bundesschulen, die in den digitalen Klassenzimmern unterrichten, bekommen Laptops oder Tablets. Der Bund stellt den Ländern darüber hinaus drei Geräte pro teilnehmender Klasse zur Verfügung. Die meisten Bundesländer statten ergänzend die übrigen Lehrkräfte der Laptop- und Tabletklassen auch in den Pflichtschulen mit Endgeräten aus. Im Jänner 2022 startet dann der nächste Durchlauf der Geräteinitiative.
25 Prozent des Preises müssen Eltern bezahlen, Befreiung möglich
Sind die Geräte dann im September an die ersten 150.000 Schüler ausgeliefert, haben die Eltern bis November Zeit, den Nutzungsanteil in der Höhe von 25 Prozent des Gerätepreises zu bezahlen. Ein Ansuchen um Befreiung kann ab der Geräteauslieferung durch die Erziehungsberechtigten gestellt werden, Details zum Prozess werden im Spätsommer veröffentlicht, hieß es seitens des Ministeriums. Die Geräte gehören jedenfalls nicht den Schulen, sondern gehen in den Besitz der Schüler über. Die Geräte haben eine vierjährige Garantie. Wechselt man die Schule und damit eventuell den Gerätetyp, gibt es eine Tauschbörse.
Schulen brauchen individuelles Digitalisierungskonzept
Die Schulen hatten bis Juni Zeit, ein zum Standort passendes Digitalisierungskonzept zu entwickeln, das sie im Austausch mit dem Schulqualitätsmanagement in ihre Schulentwicklungspläne integrieren sollen. Schulen und Erziehungsberechtigte erhalten bis September Informationsmaterial, um sich auf den Einsatz der digitalen Endgeräte vorbereiten zu können. An den Schulstandorten wird ein Gerätemanagement vorbereitet.
Um die Lehrerschaft ins digitale Zeitalter zu bringen, gibt es zudem neue Online-Fortbildungsformate. Rund 30.000 Lehrerinnen und Lehrer haben seit Herbst des Vorjahres bereits an solchen Kursen, sogenannten MOOCs, teilgenommen.
SPÖ kritisiert Selbstbehalt und späte Ausrollung der Geräte
Kritik an der Endgeräte-Anschaffung kam erneut von der SPÖ. Für Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler erfolgt die Ausrollung der Ausstattung mit Laptops so spät, dass der Höhepunkt der Pandemie bereits vorbei sein wird. „Nur ein Teil der Geräte kann zum Schulstart geliefert werden und es bekommt auch nur ein Bruchteil der Kinder und Jugendlichen digitale Endgeräte, nämlich 150.000 von den insgesamt 1,1 Millionen Schüler*innen. Und das auch nicht gratis. Tablet bzw. Laptop müssen als Lernwerkzeuge - so wie Schulbücher - jedoch kostenlos sein“, bekräftigte Vorderwinkler.
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