Nach einem Sommer mit Lockerungen und großer Reisetätigkeit droht dank der Delta-Virusmutation eine neue Welle. Davor schützt am besten eine Impfung - und zwar der volle Impfschutz.
Die indische, nun Delta genannte Variante ist deutlich ansteckender als das „Original“ – und sorgt international bereits für Einschränkungen: Russland meldet neue Todeszahlen, in Australien müssen immer mehr Gebiete wieder in den Lockdown. Zuletzt verschob nach mehreren anderen Ländern am Dienstag auch Irland geplante Lockerungen. Großbritannien hat massiv mit der Form zu kämpfen: Dort steigt die Inzidenzzahl Tag für Tag deutlich an (siehe Grafik).
Ähnliches könnte Österreich drohen, wenn wir nicht achtsam durch den Sommer gehen: Mit Stand 22. Juni gab es laut AGES österreichweit 361 Delta-Fälle. Dabei hat sich „in den Kalenderwochen 21 bis 23 die Anzahl der Fälle verdreifacht“, so Molekularbiologe Ulrich Elling.
Noch ansteckender als die Alpha-Variante
Schon die Alpha-Variante war etwa 50 Prozent infektiöser als das Original, Delta dürfte noch einmal um 40 bis 60 Prozent ansteckender sein. „Delta im Sommer ist wie Alpha im Winter“, formuliert es Elling. Das Reisen anlässlich der Urlaubszeit könnte ihr Weiteres dazu beitragen, ebenso wie die nun aufgrund der Ferien fehlenden Schul-Tests, bemerkt auch Simulationsforscher Niki Popper. Zusätzlich könnte es im Sommer schwieriger werden, Leute zum Impfen zu motivieren.
Hohe Durchimpfungsrate wichtig
Dabei braucht es im Kampf gegen Delta eine hohe Durchimpfungsrate – nicht zuletzt, weil der Impfschutz hier vermindert ist. „Bei der Delta-Variante beträgt der Schutz vor Erkrankung nach der Erstimpfung bei AstraZeneca und Biontech/Pfizer 33 Prozent“, so Elling. Zum Vergleich: Beim Alpha-Virus wären es rund 50 Prozent.
Nach der zweiten Dosis beträgt der Schutz bei der Delta-Variante laut derzeitigem Forschungsstand bei AstraZeneca 60 Prozent (66 bei Alpha), bei Biontech/Pfizer 88 Prozent (93 bei Alpha). Der Experte appelliert dazu, sich jedenfalls alle Teilimpfungen abzuholen. Beim Vektorimpfstoff AstraZeneca könnte ein weiterer Stich mit einem mRNA-Stoff nötig werden.
Den zeitlichen Abstand nicht ausdehnen
Jedenfalls sollte der empfohlende zeitliche Abstand zwischen den Einzeldosen nicht ausgedehnt werden, betont Facharzt Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums NIG. Und was ist mit den Genesenen bzw. positiv Getesten? „Für sie gilt: Es wäre ab 21 Tage nach Erkrankung bzw. positivem PCR-Test eine Impfung möglich“, so Zwiauer. Für eine gute Immunantwort „ist nur ein Stich notwendig“. Zwiauer appelliert für die Impfung: „Wer nicht geimpft oder genesen plus geimpft ist, wird sich mit der Delta-Variante anstecken.“
Voller Impfschutz für alle im September
So kann man nur hoffen, dass das neue Impfziel der Regierung hält: Im September sollen laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) alle Menschen ab zwölf Jahren in Österreich, die das wollen, den vollen Impfschutz haben.
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