Mehr als 130 Tote
Fluten in Deutschland: „Leid nimmt gar kein Ende“
Die Lage in Deutschland nach der heftigen Regenflut spitzt sich weiter zu. In der Nacht auf Samstag brach ein Damm der Rur in Nordrhein-Westfalen, ein ganzer Ort mit 700 Einwohnern musste evakuiert werden. Die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen erhöhte sich auf 133, Dutzende weitere Menschen werden noch vermisst. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Samstag ins Katastrophengebiet von Erftstadt reisen - dort droht ein Stadtteil in einem Erdloch zu versinken. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz erklärte: „Das Leid nimmt auch gar kein Ende.“
In der Nacht hielt ein Damm des Flusses Rur dem Hochwasser nicht mehr stand - obwohl freiwillige Helfer in den letzten Tagen diesen mit Tausenden Sandsäcken erhöht hatten. Die Feuerwehr berichtete, der Schutzwall sei vollkommen durchweicht gewesen: Alle Einwohner des Orts Ophoven, ein Stadtteil von Wassenberg im Kreis Heinsberg, mussten in Sicherheit gebracht werden.
Die Rur kann das Wasser an der Mündung der Maas im niederländischen Ort Roermond nicht abgeben - auch dieser Fluss führt Hochwasser, die Region steht unter Wasser. Wie der Sender WDR berichtete, hatten die Niederlande Schleusenklappen geschlossen, was zu einem Rückstau führte.
Mehr als 130 Tote und Hunderte Verletzte
Bis Samstagmorgen erhöhte sich die Zahl der Unwettertoten im Großraum Ahrweiler in Rheinland-Pfalz auf mehr als 90, weitere Verunglückte werden erwartet. Das Polizeipräsidium berichtete zudem von 618 Verletzten. In Nordrhein-Westfalen sollen mindestens 43 Menschen gestorben sein.
„Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“
Dramatisch ist die Lage weiterhin in Erftstadt, wo sich ein riesiges Erdloch Häuser schluckt, nachdem der Ortsteil Blessem massiv unterspült wurde. Ob es Todesopfer zu beklagen gibt, ist unklar. „Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. „Die Lage ist sehr unübersichtlich“, erklärte der CDU-Politiker. Seine Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), nannte die Lage „weiterhin extrem angespannt in unserem Bundesland“. Sie fügte in Trier hinzu: „Das Leid nimmt auch gar kein Ende.“
Autofahrer von Fluten überrascht - Pkw liegen in bis zu zehn Meter Tiefe
Viele Autofahrer wurden von Wassermassen auf der B265 überrascht und in ihren Wagen eingeschlossen. Auch hier ist ungewiss, ob sich alle rechtzeitig aus ihren Fahrzeugen retten konnten, so Reul. Das Bayerische Rote Kreuz, das in Erftstadt aushalf, ortete mit einem Sonargerät 24 Fahrzeuge unter Wasser - einige davon liegen bis zu zehn Meter tief, berichtete das deutsche Nachrichtenportal express.de.
Laschet: „Flut-Katastrophe von historischem Ausmaß“
Bundespräsident Steinmeier will sich gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, ein Bild von der Lage in Erftstadt machen. Er wird die Feuerwehrleitzentrale besuchen und mit Rettungskräften sprechen. Laschet beklagte eine „Flut-Katastrophe von historischem Ausmaß“.
Es gibt allerdings auch gute Neuigkeiten: Laut Frühwarnprognose des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz verringerte sich die Hochwassergefahr zuletzt. Nur im Gebiet des Flusses Ahr und der Zuflüsse der Unteren Sauer waren noch Warnungen aufrecht. Die Pegelstände sanken im hart getroffen Kordel im Landkreis Trier-Saarburg.
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