12 Bewohner tot

Untersuchung nach Flut-Drama in Behindertenheim

Ausland
25.07.2021 17:12

Nach dem Tod von zwölf Bewohnern eines Behindertenheims im rheinland-pfälzischen Sinzig durch das verheerende Hochwasser vor rund eineinhalb Wochen hat nun die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Untersuchung der genauen Todesumstände angekündigt. „Es wird derzeit geprüft, ob ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt, und bejahendenfalls, wem ein solches zur Last gelegt werden kann“, sagte ein Justizsprecher am Sonntag.

Obduktionen kämen demnach nur dann in Betracht, wenn es Hinweise auf Fremdverschulden gebe oder andere Auffälligkeiten festgestellt würden. Laut der Lebenshilfe war das Wasser innerhalb einer Minute bis an die Decke des Erdgeschoßes der Einrichtung gestiegen. Die Nachtwache habe es noch geschafft, mehrere Bewohner in den ersten Stock des Wohnheims zu bringen. Als sie die nächsten holen wollte, sei es zu spät gewesen.

Zwölf Bewohner des Behindertenwohnheimes Lebenshilfe-Haus in Sinzig konnten nicht mehr vor den Fluten der Ahr gerettet werden. (Bild: APA/dpa/Thomas Frey)
Zwölf Bewohner des Behindertenwohnheimes Lebenshilfe-Haus in Sinzig konnten nicht mehr vor den Fluten der Ahr gerettet werden.

Katastrophengebiete wurden von neuen Unwettern verschont
Unterdessen haben die Menschen in den vom Hochwasser besonders betroffenen Regionen im Westen Deutschlands etwas aufatmen können: Neue Unwetter und Überschwemmungen, die befürchtet worden waren, blieben am Wochenende aus. Nach einigen Schauern am Samstagnachmittag sei es in den betroffenen Gebieten weitgehend trocken geblieben, sagte am Sonntag eine Sprecherin vom Deutschen Wetterdienst. Vor allem in einigen Orten in Rheinland-Pfalz hatten die Menschen mit Sorgen auf die Wettervorhersagen für das Wochenende geblickt. In mehreren Orten bekamen die Anrainer das Angebot, mit Shuttlebussen in eine Notunterkunft gebracht zu werden.

Heftiger erwischte es am Wochenende das Saarland, den Süden und Südwesten Deutschlands. Dort gewitterte und regnete es kräftig. In Stuttgart gab es Überschwemmungen in Teilen der Innenstadt, in mehreren Gemeinden im Kreis Heilbronn knickten Bäume um. Im Kreis Ludwigsburg wurden mehrere Straßen überschwemmt und Gullydeckel hochgehoben. Zudem blieb ein Auto in einer überschwemmten Straße stecken, das Wasser stand einen halben Meter hoch. Die Insassen kletterten auf das Autodach und wurden von der Feuerwehr befreit.

Belgien neuerlich von schweren Regenfällen heimgesucht
Deutlich mehr Folgen hatten die Gewitter indes in Belgien, das neuerlich von schweren Regenfällen heimgesucht wurde. Zahlreiche Autos wurden weggeschwemmt und Menschen in Sicherheit gebracht. In der Stadt Dinant blockierten vom Wasser mitgerissene Fahrzeuge einen Bahnübergang, berichtete die Nachrichtenagentur Belga Samstagabend. Der Bahnverkehr war wegen des Hochwassers Mitte Juli aber bereits eingestellt. In der Stadt Namur rund 100 Kilometer westlich von Aachen mussten Menschen evakuiert werden. „Es ist eine Katastrophe“, zitierte Belga die Feuerwehr.

Neben Namur und Dinant waren noch weitere Städte und Dörfer von starken Regenfällen und Überschwemmungen betroffen. In Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel kam es zu Erdrutschungen. Auch in der Provinz Antwerpen im Norden des Landes musste die Feuerwehr ausrücken.

Die Situation war laut dem nationalen Krisenzentrum jedoch „nicht vergleichbar“ mit den Überschwemmungen vom 14. und 15. Juli. Damals hatten heftige Unwetter in den dicht besiedelten Tälern der Maas-Region im Dreiländer-Eck Deutschland, Belgien und Niederlande in Belgien zumindest 36 Todesopfer gefordert, sieben Menschen werden noch vermisst.

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