Auch Thomas Stelzer, Manfred Haimbuchner und Co. waren einmal Erstwähler. Wer sie bei ihren Erinnerungen daran begleitet, stößt auf eine ganze Reihe interessanter Premieren.
Es war schon ein erhebendes Gefühl“, sagt Birgit Gerstorfer, wenn sie an den 24. April 1983 denkt – auch wenn sie das genaue Datum vermutlich nicht mehr im Kopf hat. Aber dass sie ihre Eltern zur Stimmabgabe für die Nationalratswahl in die Volksschule Alkoven begleitet hat, weiß sie noch ganz genau. „Ich hab’ in meinem Leben keine Wahl ausgelassen und immer sozialdemokratisch gewählt“, sagt sie. Es sei denn, es gab – wie bei der letzten Bundespräsidentenwahl – keinen SPÖ-Kandidaten. Ganz zufrieden dürfte sie nach ihrer Wahlpremiere vor 38 Jahren nicht gewesen sein, weil sie eine weitere Premiere zur Folge hatte: Die SPÖ unter Bruno Kreisky wurde zwar wieder stimmenstärkste Partei, verlor aber die Absolute. Es kam zu einer Koalition mit der FPÖ unter Norbert Steger – die erste (und bislang einzige) rot-blaue im Parlament.
Wer das erste Mal wählen darf, soll sich denken, dass es um die Firma Oberösterreich geht. Und bei der Firma kann man mitreden.
Birgit Gerstorfer, SPÖ
In der zeitlichen Chronologie feierte als Nächster unter den oö. Spitzenkandidaten zur kommenden Landtagswahl LH Thomas Stelzer Wahlpremiere: Bei der Bundespräsidentenwahl am 4. Mai 1986 machte er im Kindergarten seiner Heimatgemeinde Wolfern das Kreuzerl neben dem ÖVP-Kandidaten und späteren Sieger Kurt Waldheim.
Wie der Vater, so der Sohn...
Auch Stelzer hat „immer ÖVP gewählt“, musste aber bis zum 6. Oktober 1991 warten, um wieder auf der Gewinnerseite zu sein: Die ÖVP unter Vor-Vorgänger Josef Ratzenböck verteidigte bei der Landtagswahl ihre Spitzenposition. Der kommende 26. September wird für Stelzer aber wohl sein bisher bedeutendster Wahltag: Er selbst ist erstmals Spitzenkandidat – und Sohn Lukas kandidiert in Wolfern für den Gemeinderat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich junge Leute oft über uns Politiker aufregen. Deshalb sag’ ich bei Diskussionen gern, sie sollen wählen, über wen sie sich aufregen.
Thomas Stelzer, ÖVP
Eine zugleich einzigartige Premiere in der Geschichte Österreichs war die Wahlpremiere von FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner, der – im Gegensatz zu Stelzer und Gerstorfer – bereits mit 18 Jahren wählen durfte: Am 13. 10. 1996 fanden Nachwahlen zum EU-Parlament statt, die nach unserem Beitritt 1995 fällig waren.
In der Familie fließt blaues Blut
Er erinnert sich gut, aber noch besser hat er seine erste Landtags- und Gemeinderatswahl am 5. Oktober 1997 im Gedächtnis: Da hab’ ich meinen Vater per Direktwahl gewählt!“ Lambert Haimbuchner war von 1979 bis 2003 Bürgermeister in Steinhaus bei Wels.
Genau genommen war die erste Wahl, an der ich teilgenommen habe, schon lange vor meinem 18. Geburtstag: Das war meine erste Klassensprecherwahl.
Manfred Haimbuchner, FPÖ
Auch die Nummer eins der Grünen in OÖ, Stefan Kaineder, ist politisch vorbelastet. Sein Großvater war 23 Jahre lang ÖVP-Bürgermeister in Kirchschlag bei Linz. Bei seiner Premiere in der Wahlkabine – es waren die Landtagswahlen am 28. September 2003 – wählt er aber schon die Grünen. Nur im Heimatort Kirchschlag setzt er ein Kreuzerl neben den Namen seines Vaters Heribert, der damals ÖVP-Gemeinderat war, später aber auch zu den Grünen wechselte. Seine prägendste Erinnerung an diese Wahl betrifft aber die schwarz-grünen Koalitionsgespräche danach: „Die ÖVP ist geschlossen mit der Straßenbahn angereist“, das hat mir gefallen. Der schwarz-grüne Regierungspakt zwischen Josef Pühringer und Rudi Anschober war übrigens der erste dieser Art in Europa – auch eine Premiere!
Für mich war es nie eine Frage, wählen zu gehen. Das heißt für mich, die Gesellschaft aktiv mitgestalten und nicht nur zuzuschauen.
Stefan Kaineder, Grüne
Als Einziger in unserem Kandidaten-Quintett durfte NEOS-Chef-Felix Eypeltauer schon mit 16 wählen: Bei der Nationalratswahl am 28.…September 2008: „Ich habe garantiert SPÖ gewählt, war aber nicht sonderlich interessiert.“ Eypeltauer ist sozialdemokratisch vorbelastet: Urgroßvater Ernst Koref war von 1945 bis 1962 SPÖ-Bürgermeister in Linz, Oma Beatrix Eypeltauer Staatssekretärin unter Kreisky. Seine politische „Initialzündung“ war die NEOS-Gründung 2012. „Seither bin ich da daheim.“ Ob er und die NEOS bald auch im Oberösterreichischen Landtag daheim sind, wird sich weisen. Vielleicht wieder eine Premiere?
In unserer Familie wurde immer viel, offen und tolerant über Politik diskutiert. Dass ich die Partei gewechselt habe, war nie ein Problem.
Felix Eypeltauer, NEOS
Harald Kalcher, Kronen Zeitung
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