Nach zwei Corona-bedingt verpatzten Wintersaisonen mehren sich die Stimmen im Tourismus, die klare Regeln von der Regierung fordern. Es wäre etwa ein „absolutes Drama“, wenn Deutschland im Winter eine Quarantäne für Österreich-Urlauber einführen würde - „dann könnten wir zusperren“, so Anton Birnbaum, General Manager des Astoria Resort in Seefeld. Nicht minder deutlich wurde der Touristiker und Ex-Politiker Sepp Schellhorn.
Freilich sei „gesellschaftliche Ausgrenzung natürlich ein heißes Thema“, so Birnbaum. Schlussendlich sei es aber Sache der Regierung klar zu entscheiden. „Es besteht ja eine Gefahr für die Wirtschaft, für unsere Mitarbeiter, für eine gesamte Branche - unabhängig der gesundheitlichen Folgen daraus“, so der Luxus-Ferienhotel-Manager. „Ich tendiere eher dazu zu sagen, die 1-G-Regelung für alle ist gekommen. Wer Skifahren gehen will, soll sich halt impfen lassen - bis Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, aber da sind wir halt noch nicht.“
Impfpflicht für die Skipiste?
„Es ist notwendig, dass die Regierung jetzt entscheidet und die Entscheidung kommuniziert, nicht erst am 15. November“, forderte Schellhorn. Er sprach sich im Besonderen auch für eine Impfpflicht für Besuche in der Nachtgastronomie aus - und ähnlich sehe er das für die Skipiste. Bisher gebe es aber nichts von der Bundesregierung, kritisierte der Ex-NEOS-Abgeordnete zum Nationalrat.
Viele Sorgen für die Hoteliers
Die Branche kämpft aber auch mit anderen Problemen. Diese sind auf den ersten Blick zwar nicht so drastisch wie leere Betten wegen Corona, könnten sich aber mittel- bis langfristig als noch schwerwiegender herausstellen. Die Branche plagen Personal- und Nachwuchs- genauso wie Wertschöpfungssorgen. Einmal mehr forderte Schellhorn, dass endlich „mehr netto vom brutto“ bleiben müsse. Dem heimischen Tourismus erwachse zudem Konkurrenz aus südöstlichen Nachbarländern. Diese könne man preislich im Gegensatz zu Westeuropa aber nicht mehr unterbieten.
Schellhorn ortet „Wertschöpfungsprobleme“
Das Wertschöpfungsproblem hänge mit Überkapazitäten zusammen. Österreich sei im Sommer wie im Winter das billigste der Alpenländer. Die Bettenzahl gehöre um ein Drittel gesenkt, meinte Schellhorn. In Südtirol sei das über die Raumordnung gelungen. Dort kosteten Betten der gleichen Kategorien wie in Österreich „um circa 85 Prozent mehr. Dort werden die Mitarbeiter besser bezahlt.“
Von den vor Corona rund 230.000 Mitarbeitern waren 80.000 aus Osteuropa. Davon würden aber nur an die 30 Prozent wieder nach Österreich zurückkehren, berief sich Schellhorn auf Angaben des AMS. „Das verschärft das Thema Entlohnung“, sagte Schellhorn.
Ringen um Mitarbeiter
Auch Astoria-Manager Birnbaum bedauerte, dass viele Mitarbeiter nach den Lockdowns nicht mehr zurückgekehrt seien. Um die Mitarbeiter müsse regelrecht gerungen werden, über die Löhne sei das aber mehr als eng. Das Thema Besteuerung der Gehälter sei daher wichtig. Bei 200 Euro mehr brutto kämen bei Mitarbeitern mit Überzahlung, was die meisten seien, oft nur 50 Euro netto heraus.
Incentives für die Mitarbeiter, wie etwa bessere Unterkünfte, Betriebskindergarten oder Bereitstellen von Sharing-Autos funktionieren nicht, sagte Schellhorn. Er habe daher einen geplanten Betriebskindergarten und Mitarbeiter-Chalets wieder abgesagt.
Es brauche einen politischen Plan für den Tourismus. Dieser müsse einen „Schulterschluss zwischen Produzenten, Händlern und Tourismus“ umfassen, um die Wertschätzung und -schöpfung zu steigern, so Schellhorn.
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