++ Tschernobyl-Katastrophe vor 35 Jahren ++ Metall Cäsium-137 setzte sich in Böden ab ++ Experten überprüfen aktuelle Belastung ++ „Krone“-Check am steirischen Pyhrnpass ++
Die milde Vormittagssonne taucht die Pyhrnpasshöhe in warmes Licht, würzige Waldluft zieht uns in die Nase: Ein Bilderbuch-Altweibersommer untermalt ein ernstes Thema. Wir treffen uns mit Global 2000 an der steirisch-oberösterreichischen Grenze, kurz nach Liezen - unser Ziel: die Recherche möglicher Langzeitfolgen nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl von 1986.
Das Passgebiet ist eine jener Gegenden in der Steiermark, wo nach dem Super-GAU radioaktiver Regen auf die Erde niederprasselte. Soviel ist bekannt. Nun möchte die Umweltorganisation jedoch genauer hinschauen: Gibt es noch „strahlende“ Erinnerungen an den Reaktorunfall, der 35 Jahre zurückliegt? Oder hat unsere Umwelt die gefährliche Giftstoff-Belastung bereits „verdaut“? Problem ist das Metall Cäsium-137, dessen Konzentration die Umweltexperten überprüfen wollen. Dazu ist ein Team aus Wien angereist.
Anti-Atom-Sprecher Reinhard Uhrig sticht mit einem Probenstock in den Boden. Zehn Zentimeter tief, das genügt. Anschließend schabt der Aktivist die Erde aus dem Stock und schaufelt sie in ein Gefäß. „Im Forschungszentrum Seibersdorf lassen wir zwei Bodenschichten untersuchen. Eine Probe aus einer Tiefe von null bis fünf Zentimetern und eine aus fünf bis zehn Zentimetern. Das meiste Cäsium lagert sich nämlich an der Bodenoberfläche ab“, berichtet Uhrig. Die „Steirerkrone“ wird über das Ergebnis berichten. Gobal 2000 hat eine Proben-Seite eingerichtet.
Zuvor hat Global 2000 bereits Schwammerl auf der Wurzeralm, wenige Fahrminuten entfernt, gesammelt. Denn auch Jahrzehnte nach dem Reaktorunglück schlagen bei heimischen Pilzen die Messgeräte noch aus.
Schwammerl-Proben gehen nach Seibersdorf
Aber das soll kein Grund zur Besorgnis sein: Um den Jahresgrenzwert bei der Aufnahme zu erreichen, müssten schon 45 Kilogramm Pilze verzehrt werden. Reinhard Uhrig bleibt dennoch vorsichtig: Bei zwölf Prozent der Eierschwammerl seien noch immer Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden.
Und dann geht es schon weiter zur nächsten Station unserer Tour. Wir fahren von der Ober- in die Weststeiermark, und zwar nach Freiland bei Deutschlandsberg. „Auch dieses Gebiet ist ein Cäsium-137-Hotspot. Das ist schlicht Pech, weil es hier nach der Tschernobyl-Katastrophe Niederschlag gab.“ Was Ruhrig besonders betroffen macht: Das Unglück von damals hat den Boden bei uns auch in 1000 Kilometern Entfernung kontaminiert. Die Belastung wird man noch 265 Jahre lang nachweisen können.
„Die Halbwertszeit von Cäsium-137 liegt bei 30 Jahren. Nicht auszudenken, was passiert, wenn es in Krško, das nur 80 Kilometer von der steirischen Grenze steht, zu einem Unglück kommt!“ Der Schrottreaktor liegt bekanntlich auf einer Erdbebenzone.
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