Am Donnerstag hat das Land Steiermark einen positiven Bescheid zum Bau des umstrittenen Wasserpumpkraftwerks im Koralm-Gebiet vorgelegt. Seit Jahren lässt das Bauvorhaben die Wogen hochgehen. Die „Krone“ hat Argumente der Gegner und Befürworter zusammengefasst.
Eine Bürgerinitiative, Grüne, der Alpenverein oder die steirische Umweltanwältin: Die Liste der Kraftwerks-Gegner ist lang. Sie wollen die Beeinträchtigung der Natur nicht hinnehmen.
Auch wenn das Land Steiermark dem Projekt in einem fast 400-seitigen Bescheid samt zahlreichen Expertengutachten Umweltverträglichkeit bescheinigt, ist der Kraftwerk-Bau noch nicht in Stein gemeißelt. Viele Kritiker haben gestern schon angekündigt, dagegen berufen zu wollen, darunter auch Umweltanwältin Ute Pöllinger oder die Bürgerinitiative „Nein zum Industriepark Koralm“.
Zu den Hauptkritikpunkten zählt, dass natürliche Gewässer in künstliche „degradiert“ würden und die Vegetation im Almgebiet durch die Errichtung der Speicherseen und eines Staudamms massiv beeinträchtigt würde. Naturschützern stößt auch sauer auf, dass im Zuge des Bescheids Naturdenkmäler aufgehoben werden sollen: Auf einer Strecke von etwa 500 Meter entlang der Schwarzen Sulm fällt der Schutzstatus weg. Zudem soll eine „artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung“ die Rodung von 74 Hektar Wald ermöglichen.
„Dieses gigantische Bauwerk mit großen Volumsverschiebungen in unberührter Landschaft ist für uns absolut nicht gerechtfertigt“, sagt Norbert Hafner, Alpenvereins-Vorsitzender in der Steiermark. Die Koralm werde durch den Bau auch in ihrer Funktion als Erholungsgebiet beeinträchtigt. Nun wandert der Akt an die nächste Instanz, das Bundesverwaltungsgericht.
Das Kraftwerk gleicht Schwankungen bei der Stromproduktion durch Photovoltaik und Windkraft aus und leistet einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion, sagen Befürworter
Bis 2030 will sich Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen versorgen - so zumindest das hochgesteckte Ziel. Das Wasser-Pumpspeicherkraftwerk soll dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Hinter dem Jahrhundert-Bauvorhaben - sowie auch hinter dem Wasserkraftwerk Schwarze Sulm - stehen Forstwirt Peter Masser sowie Unternehmer und Großgrundbesitzer Alfred Liechtenstein.
Den großen Vorteil eines Pumpspeicherkraftwerks sehen Befürworter in der Flexibilität. Wenn im Netz Stromüberschuss herrscht, befördern die Pumpen Wasser nach oben und „speichern“ so Energie. Wenn Strom gebraucht wird, werden die Schleusen geöffnet und die Produktion startet. So lassen sich wetterbedingte Schwankungen bei Fotovoltaik und Windenergie gut ausgleichen. Denn genau das sind die großen Schwächen dieser Ökostrom-Lieferanten.
Die gigantische Dimension des Koralm-Kraftwerks soll zudem die heimische Energieversorgung sichern und die Abhängigkeit von Importstrom reduzieren. Damit wäre Österreich weit weniger auf Strom aus dem Ausland angewiesen - wo oft noch Kohle- oder Atomkraftwerke im Einsatz sind. Auch in puncto Versorgungssicherheit und Blackout-Vorsorge wäre ein Pumpspeicherkraftwerk ein Gewinn für die heimische Energieversorgung.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.