Mit 73 Jahren

Ex-Innenminister Caspar Einem verstorben

Politik
09.09.2021 21:09

Caspar Einem war Innenminister in der Regierung von Franz Vranitzky, später unter Kanzler Viktor Klima Wissenschaftsminister. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der SPÖ-Politiker im Alter von 73 Jahren überraschend gestorben ist. Erst vor wenigen Tagen war Einem noch beim Forum Alpbach, dessen Vizepräsident er lange Jahre war, aufgetreten. Einem war verwitwet und Vater eines Sohnes.

Einem entstammte einem bürgerlichen Haushalt - sein Vater war der Komponist Gottfried von Einem. In der SPÖ galt er aber lange als Paradelinker. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er als Staatssekretär unter anderem für Beamtenagenden im Jahr 1994. Die turbulente Zeit begann danach, als Einem im April 1995 Innenminister wurde. Diese Zeit war von Machtkämpfen mit der Exekutive und dem Briefbomben-Terror von Franz Fuchs gekennzeichnet. Dessen Festnahme verbuchte dann schon Nachfolger Karl Schlögl, während Einem ins Wissenschafts- und Verkehrsressort gewechselt war.

Kontakte zu Anarchisten-Szene
In schwere Bedrängnis brachten Einem seine Kontakte zur linken Anarcho- und Hausbesetzerszene und Spenden an die anarchistische Zeitschrift TATblatt - Jörg Haider hatte 1995 die Spenden bekannt gemacht.

Nach dem Aus der Großen Koalition ging er ins Parlament, wo er im SPÖ-Klub unter anderem als Europasprecher fungierte. Aus der Politik zog sich Einem schließlich 2007 zurück. Damals wurde er zum Vorstandsmitglied im Bedarfsflugunternehmen „Jetalliance AG“. Vor dem Einstieg in die Politik war der studierte Jurist unter anderem für die OMV im Gasgeschäft tätig gewesen.

Caspar Einem verabschiedete sich 2007 aus der Politik (Im Bild Einem im Vorfeld eines EU-Gipfels im Jahr 2006). (Bild: APA/HARALD SCHNEIDER)
Caspar Einem verabschiedete sich 2007 aus der Politik (Im Bild Einem im Vorfeld eines EU-Gipfels im Jahr 2006).

Arbeitete „braune Flecken“ im BSA auf
Verdienste holte er sich bei der Aufarbeitung der Geschichte des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA), dem er eine Zeit lang vorstand. Unter Einem wurde die Aufarbeitung der „braunen Flecken“, also die Integration ehemaliger Nazis in der Organisation, vorangetrieben.

Kritik an Rendi-Wagner
Zur Parteipolitik äußerte sich Einem, der einst Wunschkandidat der Linken bei der Nachfolge Viktor Klimas war, in den vergangenen Jahren selten. Allzu glücklich war er mit der Performance der Bundespartei aber nicht. So sagte er heuer in einem Interview zur Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner: „Sie hätte nicht umgepolt werden dürfen auf SPÖ-Funktionärin mit Parteisprech.“

Politik nimmt Anteil
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) schrieb auf Twitter, Einem habe der Republik in einer besonders herausfordernden Zeit als Ressortchef gedient. Er habe im Rahmen eines persönlichen Gesprächs im vergangenen Jahr seine weitreichenden Erfahrungen und Kenntnisse zur Sicherheitspolitik kennen und schätzen lernen dürfen, so Nehammer.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nannte Einem einen ausgewiesenen Antifaschisten und aufrechten Kämpfer gegen Rechtsextremismus: „Er wird unvergessen bleiben.“

Auch zahlreiche weitere SPÖ-Politiker und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger kondolierten via Twitter den Angehörigen des Verstorbenen. 

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