Mehr als 24 Stunden lang war die zweijährige Valentina alleine mit ihrer toten Mutter (38) in der Wohnung im oberösterreichischen Ried im Innkreis, bis eine Freundin Alarm schlug. Die Kleine hatte geistesgegenwärtig einen Sessel zur Wasserleitung geschoben, um wenigstens etwas trinken zu können. Woran die Mutter gestorben war, ist immer noch völlig unklar, ein Gewaltverbrechen steht nicht im Raum. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet.
„Die Nichte der Toten ist eine Kollegin. Sie hat mich gebeten, meine Nachbarin zu besuchen, weil sie sich nicht mehr gemeldet hat“, erzählt Isabella G. (27) der „Krone“: „Ich bin zuerst gegen 17 Uhr hin, hab’ geklingelt und geklopft – und dann nochmals um 20.15 Uhr. Ich hab’ die Kleine hinter der Tür gehört und mit ihr geredet, sie hat aber immer nur ,Ja, ja‘ gesagt. Dann hab’ ich die Polizei gerufen.“
Die Rieder Stadtwache ließ die Wohnung im Zentrum der Messestadt von der Feuerwehr öffnen. Die Einsatzkräfte fanden Silvia O. (38) tot im Bett liegend vor. Sie trug ein Leiberl und Leggins. Ihre kleine Tochter Valentina (das Kind wird Ende Dezember drei Jahre alt), saß nackt und ohne Windel neben der Leiche. Das Mäderl dürfte sich selbst etwas zu trinken besorgt haben, in dem es einen Sessel zur Küchenzeile geschoben hatte.
Nachbarin Isabella G. war mit ihrer Zivilcourage so mehr oder weniger zur Lebensretterin der kleinen Valentina geworden, die sonst in der Wohnung in der Rieder Altstadt wohl hilflos dahinvegetiert wäre.
Die Tote wies Leichenflecken auf, die Totenstarre war aber schon wieder verebbt, deshalb wird von den Behörden derzeit davon ausgegangen, dass Silvia O. bereits länger als 24 Stunden tot gewesen war. Denn die Leichenstarre lässt 24 bis 48 Stunden nach dem Todeseintritt wieder nach.
Mädchen ins Rieder Spital gebracht
Die kleine Valentina wurde zur Kontrolle ins Spital gebracht, begleitet von der Nichte ihrer Mutter. Sie wird vermutlich in Zukunft von den Angehörigen betreut werden. Das muss aber das Jugendamt entscheiden. „Sie fragt ständig nach ihrer Mutter“, weiß Nachbarin Isabella G.
Es gibt keine Anzeichen für ein Gewaltverbrechen, wir gehen aber auf Nummer sicher. Das ist aber reine Routine, wir wollen einfach wissen, woran die Frau gestorben ist.
Alois Ebner von der Staatsanwaltschaft Ried
Und der Vater der Kleinen? Silvia O. hatte sich von dem Afrikaner, der in Linz lebt, unmittelbar nach der Geburt getrennt. Ob der Kindesvater einen Antrag auf Obsorge stellen wird, ist unklar. Wie es weitergeht, muss das Rieder Jugendamt entscheiden. Die Staatsanwaltschaft Ried ordnete eine gerichtsmedizinische Obduktion an. Leiter Alois Ebner: „Es gibt keine Anzeichen für ein Gewaltverbrechen, wir gehen aber auf Nummer sicher. Das ist aber reine Routine, wir wollen einfach wissen, woran die Frau gestorben ist. “
Noch einmal Nachbarin Isabella G. zur „Krone“: „Ich hab’ die Silvia eigentlich von Kindesbeinen an gekannt. Ich hab’ sie zuletzt am Dienstag noch gesehen. Da war sie fit und voll gut drauf. Sie hat sich so gefreut, weil sie ein Vorstellungsgespräch hatte, das gut gelaufen ist. Sie hätte einen Job in der Krankenhausküche bekommen.“
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