„Krone“-Interview

Wien baut: Sima rückt nicht von der Stadtstraße ab

Wien
12.09.2021 14:23

Die Stadtstraße erhitzt die Gemüter. Verkehrschefin Ulli Sima (SPÖ) will das Gespräch mit den Klimaaktivisten suchen, stellt aber klar: Wien baut! Auch wenn der Bund nicht mitzieht, werde die Seestadt mit der Stadtstraße an die Südosttangente angeschlossen, so Sima im Gespräch über den Bau, Radwege und die Markthalle.

„Krone“: Frau Stadträtin, wie viele Kilometer Radwege wird die Stadt Wien Ende 2021 neu gebaut haben? 
Ulli Sima: Wir werden die 8,5 Kilometer, die wir zum Antritt präsentiert haben, übertreffen. Für 2022 arbeiten wir an einem großen Paket.

Paris wandelt gerade alleine 52 Kilometer Corona-Pop-up-Radwege in dauerhafte um, insgesamt werden 1000 Kilometer neu errichtet. Ihr Großprojekt ist ein Radweg in der Donaustadt, der vom roten Bezirkschef gelobt wird, weil keine Autospur wegkommt. Warum verteilen Sie den Platz nicht gerechter? 
Ich habe immer gesagt, ich will nicht mutwillig Autofahrer beschneiden. Dort wo gutes Nebeneinander nicht möglich ist, muss man aber Maßnahmen für eine gute Radinfrastruktur setzen. In der Thaliastraße haben wir etwa auf Kosten von einigen Parkplätzen verkehrsberuhigt, begrünt und mit Nebelduschen gekühlt.

(Bild: Gerhard Bartel)

Reichen Nebelduschen und Bäume denn im Sinne einer Verkehrswende?
Die Verkehrswende lebt vom Angebot des Umstiegs. Wir haben ein sehr gutes Öffi-Netz. Als zweiten Schritt wird es wichtig sein, dass man kein Auto besitzen muss. Wir haben uns vorgenommen, 100 WienMobil-Stationen für die letzte Meile in den nächsten fünf Jahren zu bauen. Sich von einem selbstfahrenden Bus fahren zu lassen und nicht mit einem Reifenwechsel zu ärgern, das ist meine Vision.

Was Sie in jedem Fall bauen wollen, ist die Stadtautobahn, die... 
Ich baue keine Autobahn!

Es handelt sich um eine vierspurige Straße. 
Ich kenne keine Autobahn, auf der Tempo 50 gilt.

Die Stadtstraße wird gerade von Klimaaktivisten besetzt, die Autobahn sagen. Die Besetzer finden es von der Stadt zynisch, eine Klimamusterstadt zu propagieren und so ein Projekt als entlastende Klimamaßnahme darzustellen. 
Es wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die Seestadt gemacht, sie hat vier Jahre gedauert, ging durch alle Instanzen. Eine Auflage von den Experten war, dass wir diese Straße bauen, sonst können wir die Seestadt nicht weiterentwickeln.

(Bild: twitter.com/Fridays For Future Wien)

Welchen Sinn macht der Wiener Teil, wenn Sie nicht wissen, ob der Bund seinen Teil der S1 bauen wird?
Wir haben dieses Verfahren Hand in Hand mit dem Bund durchgeführt. Uns ist nie übermittelt worden, dass der Teil nicht gebaut wird. Bauträger haben Flächen gekauft und Projekte geplant, im Vertrauen, dass die Zusagen eingehalten werden. Wenn die Stadtstraße nicht kommt, ist der Bereich Seestadt Nord Geschichte. Dann können wir Wohnungen für rund 60.000 Menschen nicht bauen.

Wenn der Bund trotzdem die Stopptaste drückt?
Wir haben immer einen Plan B. Wir werden die Seestadt mit der Stadtstraße an die Südosttangente anschließen, was auch eine höherrangige Straße wäre.

Zitat Icon

Wir haben immer einen Plan B. Wir werden die Seestadt mit der Stadtstraße an die Südosttangente anschließen, was auch eine höherrangige Straße wäre.

Stadträtin Ulli Sima

Sie ziehen Ihr Programm in jedem Fall durch? 
Es gibt keine Alternative. Wir haben versprochen, die Wohngebiete zu entlasten, Schleichwege zu schließen, und auf der anderen Seite haben wir die Vorgabe durch die UVP, wenn wir dort weiter Stadt entwickeln wollen.

Glauben Sie, dass Sie damit Klimaaktivisten überzeugen? 
Von der Stadt wird es eine Kontaktaufnahme mit ihnen geben. Das haben wir damals im Nationalpark auch so gehandhabt und eine Lösung gefunden.

Sie wollten bis 2022 den Verkehr in der Inneren Stadt beruhigen. Wir haben jetzt September 2021, ist mir etwas entgangen? 
Wir sind in intensiven Verhandlungen mit dem Bezirk. Die einzige Möglichkeit, wie das funktionieren kann, ist mit einem Kameraüberwachungssystem. Wir haben im 1. Bezirk 7000 Garagenplätze, wo Leute zufahren können müssen.

Was kommt nun auf den Naschmarktparkplatz hin? 
Es gab Tausende Beiträge zur Bürgerbefragung. Die werten wir gerade aus.

(Bild: Zwefo)

Wird es eine Markthalle werden? 
Ich bin damit angetreten, dass es dort einen Grätzelhauptplatz sowie Begrünung geben soll.

Sie haben zuerst von einer Markthalle gesprochen. 
Ich wollte Begrünung und eine Überdachung, damit wir einen regionalen Markt schaffen können.

Markthalle nennen Sie es nicht mehr? 
Wir nennen es nicht mehr Markthalle.

Porträt von Maida Dedagic
Maida Dedagic
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