Es geht rasant dahin: 603 Schulklassen sind allein in Wien in Quarantäne - und das in der erst zweiten Woche nach den Sommerferien. Doch auch in den anderen Bundesländern - in denen derzeit 95 Klassen geschlossen sind - verlief der Start holprig: Schuld waren logistische Probleme bei den Tests, schlecht erreichbare Gesundheitsbehörden und verbesserungswürdige Kommunikation mit den Eltern. Das Bildungsministerium betonte am Donnerstag, man habe die Probleme bei der Testabwicklung mittlerweile im Griff, alles laufe nun „wesentlich ruhiger“ ab.
Am 6. September starteten die Kinder und Jugendlichen in Ostösterreich mit einer dreiwöchigen Sicherheitsphase ins neue Schuljahr, seit diesem Montag läuft der Schulbetrieb in ganz Österreich. In Wien sind bereits 522 Schulen von Teilsperren betroffen, die Schüler von 603 Klassen lernen wieder im Homeschooling. In Niederösterreich befanden sich am Donnerstag 94 Klassen in Quarantäne, in Salzburg eine. Aus den anderen Bundesländern wurde vorerst keine Schließung an das Bildungsministerium gemeldet, wie es gegenüber krone.at hieß. Zur Einordnung: Wien hat rund 11.000 Schulklassen, bundesweit sind es rund 58.000.
An manchen Schulen richtiges Test-Chaos
Neu bei der aktuellen Teststrategie ist der Einsatz der aussagekräftigeren PCR-Tests, die in Wien zweimal, in den anderen Bundesländern mindestens einmal pro Woche durchgeführt werden müssen. Hier hat es noch am Mittwoch in Tirol, Kärnten und Salzburg Probleme gegeben. „Zulieferung, Abholung, in den Laboren, bei den Rückmeldungen - das hat alles nicht besonders gut funktioniert“, beklagte der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger Donnerstagfrüh gegenüber der APA. An manchen Standorten habe das durchaus für Chaos gesorgt.
Ministerium: Fast alle Ergebnisse kamen rechtzeitig an
Das Bildungsministerium beschwichtigt: Mittlerweile habe sich die Logistik eingespielt, betonte man gegenüber krone.at. Die PCR-Testungen am Mittwoch in Vorarlberg, der Steiermark, Oberösterreich und in den Wiener Volksschulen (die höheren Klassen in Wien setzen auf das „Alles gurgelt“-Programm) seien „wesentlich ruhiger abgelaufen“ als am Vortag in Tirol, Kärnten und Salzburg. Fast alle Ergebnisse, die man Donnerstagfrüh übermittelt habe, seien rechtzeitig vor Schulbeginn in den Schulen angekommen - in Vorarlberg und der Steiermark zu mehr als 99 Prozent, in Wien und Oberösterreich zu 95 Prozent.
Fast alle Ergebnisse konnten zeitgerecht übermittelt werden. Wir haben damit alle Schülerinnen und Schüler mindestens einmal mit PCR durchgetestet. Das ist eine enorme logistische Herausforderung, die mittlerweile gut gemeistert werden konnte.
Sprecherin des Bildungsministeriums
Wiens Lehrervertreter: Noch immer „katastrophal“
In Wien, wo das Schuljahr bereits in der vergangenen Woche startete, sah die Sache zumindest am Mittwoch noch etwas anders aus, wie auch der Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs bestätigte: Sowohl beim vom Bund organisierten „Alles spült“- als auch beim Wiener Programm „Alles gurgelt“, bei dem die Schüler ab der fünften Schulstufe sich zu Hause testen und ihren Test entweder in der Schule oder bei anderen Abgabestellen in eine Box einwerfen, gebe es auch in Schulwoche zwei noch Probleme: „Es ist katastrophal.“ In einem Fall seien 70 Tests nicht abgeholt, im Schulergebnis aber als negativ ausgewiesen worden.
Teilweise kämen die Ergebnisse erst nach zwei Tagen und seien damit unbrauchbar, berichtet auch Pflichtschul-Elternvertreter Paul Haschka. Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion ortet dabei Unterschiede zwischen den Bundesländern: Während es etwa in Wien nicht so gut klappe, bekomme sie aus Niederösterreich gute Rückmeldungen. Am System der zusätzlichen PCR-Tests will sie freilich ebenso wie die Lehrervertreter festhalten. Die Tests sorgten für mehr Sicherheit - „aber dafür müssen sie auch funktionieren“.
411 positive Ergebnisse bei „Alles spült“
Beim ersten Durchgang über alle Bundesländer hinweg gab es beim Testprogramm „Alles spült“ diese Woche insgesamt 411 positive Testergebnisse, wie Donnerstagmittag bekannt wurde. In Wiens Volksschulen waren es 134 positive Resultate (99 bei der ersten Testung, 35 bei der zweiten), in Oberösterreich 80, in Niederösterreich 77, in der Steiermark 44, in Salzburg 31, in Tirol 21, im Burgenland 13, in Kärnten sechs und in Vorarlberg fünf. Je nach Bundesland waren zwischen 0,01 und 0,15 Prozent der Testergebnisse positiv.
„Erstaunlich schlechte“ Kommunikation mit Gesundheitsbehörden
Erstaunlich schlecht funktioniert laut Lehrern und Schülern aber wieder die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie. Die Behörden seien schlecht erreichbar, die Entscheidungen dauerten lange und würden bei vergleichbaren Fällen unterschiedlich ausfallen, berichtet Kimberger. Die Gewerkschaft habe deshalb auch schon in mehreren Fällen im Bildungsministerium interveniert.
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