Ein großer Schritt in Richtung digitale Zukunft: Am Dienstag geht es endlich mit der bundesweiten Auslieferung der Laptops und Tablets an die Schulen los. Zum Start der millionenschweren Anschaffungsaktion kommen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und das Burgenland zum Zug. Bis Ende der Woche sollen 65 Schulen mit 8000 Geräten beliefert werden, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Dienstag in Linz verkündet hat.
Die Geräteinitiative ist das Herzstück des im Corona-Jahr 2020 präsentierten Acht-Punkte-Plans der türkis-grünen Regierung zur Digitalisierung. Rund 250 Millionen Euro nimmt das Bildungsministerium dafür in die Hand. Damit werde in diesem Bereich die größte Reform umgesetzt, die es seit Einführung des Schulbuchs gegeben habe, hatten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Faßmann im Juni erklärt.
Das BG/BRG Ramsauerstraße in Linz gehört nun zu den ersten Schulen, die Laptops für die 5. und 6. Schulstufe bekommen. Bildungsminister Faßmann war zur Anlieferung am Dienstag gemeinsam mit Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (alle ÖVP) vor Ort, um den Start der Geräteauslieferung zu präsentieren. Faßmann sprach dabei mit Blick auf den Auslieferungsstart von einem „erfreulichen Kapitel“, das zugleich aber eine „Mammutaufgabe“ sei.
Landeshauptmann Stelzer sprach bei der Gelegenheit den Lehrern des Landes nochmals seinen ausdrücklichen Dank aus - für die herausfordernde Arbeit während der Corona-Zeit. Die Digitalisierungsoffensive würde den Kindern jedenfalls jetzt eine gute Chance für die Zukunft bieten, die Endgeräte seien für die Modernisierung des Landes ein wichtiger Beitrag.
65 Schulen werden zum Start beliefert
Sind es zum Start diese Woche 65 Schulen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland, die mit Geräten beliefert werden, sollen es laut Bildungsministerium nächste Woche bereits 122 Schulen sein, die beliefert werden. Die Ausrollung läuft sukzessive über die nächsten Monate.
Insgesamt bekommen - wie berichtet - 150.000 Schülerinnen und Schüler Geräte. An einem Standort wird dabei künftig immer derselbe Gerätetyp verwendet. Zur Wahl standen: Windows Notebooks, Chromebooks, Windows Tablets, Android Tablets und iPads. Die Eltern müssen dabei einen Selbstbehalt von 25 Prozent bezahlen, das sind in der Regel rund 100 Euro. Dafür geht das Gerät dann auch in den Privatbesitz der Schüler über. Familien mit wenig Geld können vom Selbstbehalt befreit werden. Bei durchschnittlich vierjähriger Nutzungsdauer der Geräte würden sich die Kosten für die Eltern auf rund 25 Euro pro Jahr belaufen, wie Faßmann vorrechnete - und als „durchaus vertretbar“ bezeichnete.
Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive hatten Schulen sich für eine Ausstattung aller Schüler der fünften Schulstufe (und im ersten Jahr auch der sechsten) mit digitalen Endgeräten entschieden. Die Geräteinitiative wird von zahlreichen pädagogischen Maßnahmen begleitet. Eine für das Ministerium besonders wichtige Initiative ist dabei die „JKU CODE Initiative“, mit der die LernApp GeoGebra für die Sekundarstufe I weiterentwickelt wird. „Die Initiative leistet einen wichtigen Beitrag im Bereich der Bildungsforschung, Qualitätssicherung von Übungsplattformen und von Gütesiegeln für Lern-Apps sowie für freie Lernmaterialien im Bereich digitale Grundbildung und MINT“, wird dazu betont.
SPÖ spricht von „Farce“ und „Versagen auf ganzer Linie“
Kritisch sieht die SPÖ die Digitalisierungsoffensive und die Ausstattung der Schüler mit Laptops. So hatte die Bundesregierung die Laptops und Tablets „immer mit der Gratis-Schulbuchaktion unter Bruno Kreisky verglichen“, wie SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler gegenüber krone.at anmerkt. Stattdessen komme nun ein zusätzliches Schulgeld von 100 Euro für jedes Schulkind der 5. und 6. Schulstufe, erneuert Vorderwinkler ihre Kritik an der Anschaffungsaktion. Die SPÖ hatte zu der Digitalisierungsoffensive an den Schulen im Sommer auch eine parlamentarische Anfrage an Bildungsminister Faßmann gestellt - weil man hier weiterhin viele offene Fragen sieht. SPö-Vprschlag: Die Endgeräte sollen nach Vorbild des Gratis-Schulbuchs für alle Eltern kostenlos sein.
Die Pressekonferenz an der Linzer Schule bezeichnete Vorderwinkler als das, was sie war: „eine Farce!“ Es sei eine Zumutung, dass sich Faßmann und Stelzer vor der Wahl in Oberösterreich zu inszenieren versuchen, „während an allen Schulen Österreichs ein Corona-Chaos herrscht und tausende Kinder in Quarantäne sind“, so Vorderwinkler. Zudem sei es ja nicht damit getan, „den Laptop einfach an die Schule zu liefern. Wer soll sich denn darum kümmern, wenn eine App nicht lädt, der Akku spinnt oder das Internet nicht funktioniert? Für die laufende Wartung gibt es bisher weder Personal noch Geld“, kritisiert die SPÖ-Bildungssprecherin, die von einem „Versagen auf ganzer Linie“ sprach.
Was etwa die Infrastruktur betrifft, ließ das Ministerium am Dienstag wissen, dass alle Bundesschulen „eine auf Glasfaser basierende Breitbandanbindung am jeweiligen Standort und adäquates WLAN in allen Unterrichtsräumen bis 2023“ erhalten sollen. Alle an der Geräteinitiative teilnehmenden Bundesschulen würden dabei bevorzugt behandelt werden.
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