Wahltag zum Nachlesen

Graz: Nagl-Rücktritt und dunkelroter Siegestaumel

Steiermark
26.09.2021 22:58

Während Österreich am Sonntagnachmittag noch über den überraschenden Erfolg der Impfgegner-Partei MFG in Oberösterreich grübelte, gab es das nächste politische Erdbeben und die größere Überraschung: In Graz holte sich die KPÖ Platz eins! Laut Hochrechnung (inkl. Briefwahlprognose) kommen die Kommunisten mit knapp 29 Prozent überraschend auf Platz eins, die ÖVP verliert stark und kommt nur noch auf Platz zwei - sie liegt nur noch bei 25,7 Prozent. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) verkündete daraufhin seinen Rücktritt.

Auf Platz drei landen die Grünen mit starken Zugewinnen, die FPÖ verliert stark und liegt nur knapp vor der SPÖ, die bei rund zehn Prozent stagniert. Die NEOS schaffen es mit rund 5 Prozent wieder in den Gemeinderat (siehe Grafik mit allen Hochrechnungsergebnissen unten). Die Wahlbeteiligung lag bei 53,8 Prozent. Das Endergebnis samt ausgezählten Wahlkarten soll am Montagabend vorliegen.

Die Kommunisten, die außer in der steirischen Landeshauptstadt in der Parteienlandschaft so gut wie nicht vertreten sind, mischen dort schon seit 1945 ununterbrochen im Gemeinderat mit. Thematisch hat sich die KPÖ, deren Mandatare seit 1998 rund zwei Drittel ihres Gehalts an Bedürftige spenden, nur auf einen Bereich konzentriert. Auf leistbares Wohnen. Und das ist aufgegangen.

Unerwartete Freude: Vorgänger Ernest Kaltenegger durfte die Siegerin als Erster umarmen, riesig auch der Jubel der Landesparteichefin Claudia Klimt-Weithaler (im Bildvordergrund). (Bild: Pail Sepp)
Unerwartete Freude: Vorgänger Ernest Kaltenegger durfte die Siegerin als Erster umarmen, riesig auch der Jubel der Landesparteichefin Claudia Klimt-Weithaler (im Bildvordergrund).

Verbunden mit dem Absturz der ÖVP, bedeutet dies nun, dass KPÖ-Frontfrau Elke Kahr (59) vor einem großen Schritt steht, den sie am Sonntagabend selbst noch nicht so ganz realisiert hatte. „Bürgermeisterin war nicht in meiner Lebensplanung“, so Kahr in einer ersten Reaktion. Sie sei aber bereit, Verantwortung zu übernehmen. Eine Koalition mit der ÖVP wurde bereits ausgeschlossen, möglich ist eine Zusammenarbeit mit SPÖ und Grünen. Zu dritt hätten die linken Parteien eine Mehrheit sowohl im Gemeinderat als auch in der Stadtregierung. 

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) spendete Siegfried Nagl Trost. (Bild: Christian Jauschowetz)
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) spendete Siegfried Nagl Trost.

Der große Verlierer des Abends ist der langjährige ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl (seit 18 Jahren Grazer Stadtchef), er trat noch am Abend zurück. Der KPÖ-Sieg ist eine Mischung aus harter Arbeit von Elke Kahr, die bei der Bevölkerung gut ankommt, und einem Abstrafen des bisherigen Systems.

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