Skylink-Terminal

Interimschef freut sich, Ex-Vorstand muss zittern

Niederösterreich
24.03.2011 12:28
Nach der vernichtenden Kritik des Rechnungshofs an dem in Bau befindlichen Skylink-Terminal gibt es nun ein Lichtblick: Interimschef Christoph Herbst hat am Donnerstag verkünden können, dass die Gesamtkosten des Terminals mit 800 Millionen Euro um 30 Millionen Euro geringer als die bisher genannten 830 Millionen Euro ausfallen werden. Zudem funktioniere die Skylink-Baustelle "passabel", der Zeitplan werde eingehalten, so Herbst. Um seine in Aussicht gestellte lukrative Konsulententätigkeit für den Flughafen muss indessen der im Vorjahr abgesägte Chef des Flughafens, Herbert Kaufmann, zittern.

Grund für die Senkung der Gesamtkosten seien laut Herbst die mit 30 Millionen Euro budgetierten Totalübernehmerleistungen, die nicht in Anspruch genommen werden. Die bauliche Fertigstellung Ende Oktober werde eingehalten. Derzeit seien monatlich 900 bis 1.000 Mitarbeiter auf der Baustelle. Parallel dazu verliefen die Vorbereitungen für die technische Inbetriebnahme, ab 1. November nur mehr die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme, die wie geplant im ersten Halbjahr 2012 erfolgen werde. Für den Skylink werden bereits ab Herbst rund 100 zusätzliche Mitarbeiter gesucht.

Die laufenden Ermittlungen um Vorkommnisse rund um die Planung und Errichtung des Terminals würden die baulichen Maßnahmen nicht beeinflussen. Von den heuer geplanten Investitionen in Höhe von 320 Millionen Euro werden noch rund 120 bis 130 Millionen Euro auf den Skylink entfallen. Im Zusammenhang mit den Problemen um die Errichtung des neuen Terminals würden auch Schadenersatzansprüche gegen ausführende Unternehmen und Konsulenten geprüft, so Herbst weiter.

Die Gesamtfläche für Shopping und Gastronomie wird sich durch den Skylink auf 19.600 Quadratmeter von derzeit 11.500 Quadratmeter erhöhen, die Anzahl der Geschäfte auf 106 von derzeit 79 steigen und die Zahl der Gastronomieeinrichtungen von 26 auf 39 erhöhen. Derzeit liefen dazu bereits finale Verhandlungen mit den Betreibern, die in den nächsten Wochen abgeschlossen werden, sagte Vorstand Ernest Gabmann.

Ex-Vorstandschef muss um Konsulentenvertrag zittern
Noch nicht in Kraft getreten ist ein zweijähriger Konsulentenvertrag des Ex-Vorstandschefs Herbert Kaufmann. Er hätte eigentlich bereits ab 1. März als Aufsichtsratschef der Airports Kosice und Malta, an denen Wien eine Minderheitsbeteiligung hält, kolportierte 350.000 Euro bekommen sollen. 

"Es gibt noch Gespräche", sagte Interimsvorstand Christoph Herbst am Donnerstag. Als Grund nannte Herbst die zuletzt in der Öffentlichkeit bekanntgewordenen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Lobbyisten Peter Hochegger.

Der Flughafen Wien soll dem Lobbyisten Peter Hochegger über eine Million bezahlt haben, um mittels einer "Schmutzkübelkampagne" den Vorstandsposten von Herbert Kaufmann zu retten. Den Betrag bestritt der Flughafen, das Unternehmen habe 440.000 Euro bezahlt. Diese Vorwürfe will Herbst nun abklären. In den anderen wesentlichen Punkten gebe es bereits eine Einigung.

Jede Menge Boni für Kaufmann
Beim Flughafen Friedrichshafen (25 Prozent Beteiligung) wird Kaufmann einfaches Aufsichtsratsmitglied. Dies ist Teil der Vertragsauflösung - Kaufmann musste ja mit Ende 2010 seinen Hut nehmen und erhielt für die vorzeitige Vertragsauflösung 350.000 Euro.

Laut Herbst stehen Kaufmann neben seiner Vorstandsgage vertragsgemäß noch Boni in maximaler Höhe von 66 Prozent seines Grundgehaltes von 252.000 Euro zu. Die Hälfte davon bei Erreichung von Budgetzielen, die andere Hälfte für die Inbetriebnahme des Skylink-Terminals. 2010 sei für die Budgeterreichung 2009 ein Bonus von 33 Prozent bzw. 82.500 Euro angefallen. Sollte der Skylink rechtzeitig in Betrieb gehen, stünden ihm bis 2010 die entsprechenden jährlichen Boni von ebenfalls 33 Prozent zu. Auch einen Bonus für die Budgeterreichung 2010 könnte es für Kaufmann noch geben.

Interimschef Herbst will keinen Konsulentenvertrag
Der Flughafen Wien konnte im Geschäftsjahr 2010 sowohl Umsatz als auch das Ergebnis steigern können (siehe Infobox), wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Verträge der Flughafen-Vorstände Ernest Gabmann und Gerhard Schmid laufen Ende Dezember 2011 aus. Beide wollten am Donnerstag noch nicht sagen, ob sie sich für den nächsten Vorstand bewerben werden. Sie wollen sich zuerst die Ausschreibung ansehen, betonten sie. Herbst will sich nicht bewerben: "Ich habe immer gesagt, dass ich maximal für ein Jahr bleibe", so Herbst. Er werde auch keinen Konsulentenvertrag anstreben. Herbst selbst bezifferte seinen Bezug mit 250.000 Euro. Bonus gebe es für ihn keinen.

Die Ausschreibung für die ab 2012 neu zu besetzenden Vorstandsposten werde in den nächsten Woche erfolgen. Nach der Auswahl eines Beratungsunternehmens werde zügig vorgegangen werden, so Herbst.

Herausforderung: Dritte Piste
Die geplante dritte Piste am Flughafen werde man nur dann errichten, wenn es das Marktumfeld erlaube und es für sich für die börsenotierte Flughafen Wien AG auch rentiere, betonte Herbst. Derzeit seien keine "seriöse" Angaben zu den möglichen Gesamtkosten möglich. Die Errichtung sei viel komplexer, als man es sich vorgestellt habe und umfasse etwa Lärmschutzmaßnahmen, Grundstückerweiterungen, zusätzliche Infrastruktureinrichtungen oder die Verlegung einer Landesstraße. Dabei handle es sich um flankierende Projekte mit hohen Kosten, die sehr schwer kalkulierbar seien. Das Projekt sei auch für die Behörden herausfordernd.

Bis Ende 2011 erwartet sich Herbst einen erstinstanzlichen Bescheid und bis 2013 einen rechtskräftigen Bescheid, um mit dem Bau beginnen zu können. Nach der Fertigstellung der dritten Piste würde sich die Zahl der möglichen Flugbewegungen von derzeit 17 auf 100 pro Stunde erhöhen, so Vorstandsmitglied Gerhard Schmid.

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