Am 20. Oktober ist der „Equal Pay Day“ in der Steiermark. Frauen arbeiten bis zum Ende des Jahres gratis - zumindest statistisch gesehen. Wieso schaffen wir es noch immer nicht, für gleiche Arbeit gleich viel zu bezahlen?
Die gute Nachricht zuerst: Jahr für Jahr verkleinert sich die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen in der Steiermark. Vergangenes Jahr waren es noch 20,7 Prozent, heuer sind es 19,8 – also immer noch ein massiver Unterschied.
Am 20. Oktober ist dieses Jahr der Tag, an dem Männer verdient haben, wofür Frauen bis Ende des Jahres arbeiten müssen – der „Equal Pay Day“. Um diese Zahl zu errechnen, vergleicht die Arbeiterkammer die Gehälter von Männern und Frauen, die das ganze Jahr lang Vollzeit angestellt waren. So kommen Frauen auf ein durchschnittliches Brutto-Monatseinkommen von 3022 Euro (vor Abzug von Steuern), Männer auf 3770. „Was man dabei aber nicht vergessen darf: Die Hälfte der Frauen arbeitet in Teilzeit und verdient diese Summe gar nicht wirklich“, ergänzt Bernadette Pöcheim, Gleichstellungs-Expertin bei der Arbeiterkammer Steiermark.
Frauen wählen schlecht bezahlte Berufe
Woran liegt es, dass Frauen noch immer so viel weniger verdienen? Einerseits daran, dass sie in schlechter bezahlten Branchen arbeiten. „Zum Beispiel im Handel oder in der Pflege. Ob ein Beruf systemrelevant ist, spiegelt sich in der Bezahlung nicht wieder – auch nach der Pandemie. Wieso ist Arbeit an Maschinen mehr wert als Arbeit mit Menschen?“, sagt Pöcheim. Ein Beispiel: Der beliebteste Lehrberuf bei Mädchen ist nach wie vor Einzelhandelskauffrau, bei Burschen Metalltechniker.
Ein weiterer Grund für schlechte Bezahlung: Frauen haben oft Lücken in ihrer Karriere. Sie kümmern sich um Kinder, gehen in Karenz und Elternteilzeit – währenddessen steigen Männer in höhere, besser bezahlte Positionen auf. Nur 76 von 286 steirischen Gemeinden bieten genug Kinderbetreuung an, damit beide Eltern Vollzeit arbeiten können.
„Und dann gibt es einen unerklärlichen Rest von etwa 13 Prozent, wie die Wirtschaftsuniversität Wien berechnet hat. Das ist reine Geschlechtsdiskriminierung“, sagt Pöcheim.
Wissen Sie, wie viel Ihre Kollegen verdienen?
Was also tun, um diese Ungerechtigkeit zu beenden? Mehr Lohntransparenz wäre wichtig, sagt die AK-Expertin. „Aber in Österreich redet man nicht übers Geld. Das geht zulasten der Frauen.“ Und das, obwohl seit 30 Jahren gesetzlich geregelt ist, dass gleiche Arbeit gleich entlohnt werden muss. „Der Arbeitgeber ist verpflichtet und dafür verantwortlich, dass das auch so passiert. In der Praxis hängt die Bezahlung aber leider auch vom Verhandlungsgeschick ab.“
Was geschieht, wenn man herausfindet, dass männliche Kollegen bei gleicher Qualifikation und Leistung signifikant mehr verdienen? „Eine Einkommensdifferenz kann man vor Gericht einklagen“, sagt Pöcheim. „Das ist aber schwierig nachzuweisen. Oft wird dieser Schritt erst nach einer Kündigung ein Thema.“
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