„Die Situation ist paradox: Wir haben die geringste Impfbereitschaft - und das bei den seit Langem höchsten Infektionszahlen.“ So beschreibt der stellvertretende steirische Landesamtsdirektor Wolfgang Wlattnig die aktuelle Corona-Situation: „Wir befinden uns an einem Wendepunkt.“ Auch in den Spitälern droht ein „riesengroßes Problem“, erklärt Infektiologe Robert Krause. Denn neben Corona-Erkrankten müssen auch andere Patienten isoliert werden.
Mehr als 5000 Erstimpfungen in der Kalenderwoche 39, mehr als 4000 in der Kalenderwoche 40, in der Vorwoche dann nur noch 3700, diese Woche werden es noch weniger sein: Der Trend in der Steiermark ist eindeutig, ein neuer Tiefstand ist erreicht. Mittlerweile gibt es deutlich mehr Auffrischungsimpfungen pro Woche, insgesamt haben bereits mehr als 43.000 Personen den dritten Stich - nur in Tirol sind es im Bundesländervergleich mehr.
Parallel dazu steigen die Infektionszahlen wieder deutlich an. So gab es in den vergangenen 24 Stunden wieder 466 Neuinfektionen, mehr als 3900 Personen sind aktiv infiziert. Experten erwarten eine weitere deutliche Steigerung in den nächsten Wochen.
Es droht eine Überlastung der Spitäler
In den Krankenhäusern könnte es zu einem „riesengroßen Problem“ kommen, warnt Infektiologe Robert Krause von der Med-Uni Graz: Denn nicht nur Corona-Patienten müssen isoliert werden, auch für Patienten mit sogenannten RS-Viren (Respiratorische Syncytial-Virus) gilt das - und für Influenza-Erkrankte, die bald in die Spitäler kommen werden. Es droht eine Überlastung.
„Besorgniserregend“ findet Krause auch die hohe Zahl an geimpften Menschen, die derzeit auf den Normalstationen liegen. Er rät daher dringend zum dritten Stich. Auf den Intensivstationen - dort liegen derzeit 29 Covid-Erkrankte - wiederum sind nach wie vor die Ungeimpften deutlich in der Überzahl.
Not-Kaiserschnitte gefährden Babys
Besonders schwer sei der Verlauf gerade bei schwangeren Frauen, immer wieder komme es zu frühzeitigen Kaiserschnitten, welche Babys gefährden. Er rät daher junge Frauen unbedingt zur Impfung. Auch Männer müssten laut Krause keine Sorgen haben: Die Corona-Schutzimpfung habe keinen Einfluss auf Spermienqualität und -menge.
Höhere Nachfrage nach Tests erwartet
Die ab 1. November geltende 3-G-Regel am Arbeitsplatz könnte wieder mehr Menschen zu einer Immunisierung bewegen, hoffen die Verantwortlichen des Landes. Laut Katastrophenschutzreferent Harald Eitner ist jedenfalls zu erwarten, dass die Nachfrage nach Tests zunehmen wird. Ob die Steiermark Kapazitäten ausbaut, sei noch offen. Zum einen sei es derzeit schwer, Personal für die Teststraßen zu finden. Zum anderen gibt es strategische Überlegungen, das Testangebot nicht „besonders gut zu servicieren“. Eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen folgen.
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