Zum Jahrestag des Terroranschlags legte die Stadt eine große Extremismusstudie vor. Fazit: Viele Maßnahmen wurden gesetzt, doch neue Verschwörungstheorien sind auf dem Vormarsch.
„Wir erinnern uns in diesen Tagen an den furchtbaren Terroranschlag“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) anlässlich der Studienpräsentation und betont: „Die Stadt beschäftigt sich aber nicht erst seit diesem Vorfall mit dem Thema der Extremismusprävention.“ Um zu sehen, wie gut diese greifen, wurden die Maßnahmen von Studienautor Nicolas Stockhammer evaluiert.
„Millionenmetropolen wie Wien haben eine grundlegende Verantwortung auf diesem Gebiet tätig zu werden“, meint Stockhammer. Wien würde das mit seinem 2014 gegründeten „Wiener Netzwerk Demokratiekultur und Prävention“ (WNED) tun. Dies umfasse eine Vielzahl an Maßnahmen, insgesamt 50 große und kleinere. Dazu zählen etwa theaterpädagogische Projekte, um alltagsrelevante Situationen szenisch aufzuarbeiten, aber auch Fachkonferenzen für Sicherheitskräfte und Aus- und Weiterbildungsmodelle.
Betreuung, Beratung und Bildung
Das WNED folgt dabei dem 3-B-Schema der Extremismusvorbeugung: Betreuung, Beratung und Bildung. „Wir wollen etwaige extremistische Entwicklungen bereits im Aufkommen stoppen“, betont Stockhammer. Denn die Prävention sei die Mutter aller Taktiken, wenn es um die Verhinderung von politisch motivierter Gewalt gehe. Deswegen seien „von der Wiege bis zu Bahre“ zahlreiche Akteure in den Bemühungen vernetzt; vom Kindergarten bis zum BVT. „Es gibt in Europa keine vergleichbare Struktur, die so umfassend ist, wie jene in Wien“, erklärt der Studienautor.
Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Demokratie stärken. Unser Fokus liegt dabei stark auf Kindern und Jugendlichen.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
Besonders Projekte wie „Jamal al-Khatib“ würden Pionierarbeit leisten. Hier werden den Weltanschauungen, die extremistische Organisationen verbreiten, Gegen-Ideen gegenübergestellt. „Es wird zum Beispiel eine Figur ersonnen, die vom IS zurückkehrt und die Wahrheit über das Leben dort erzählt“, schildert Stockhammer.
Verschwörungsideologien nehmen rasant zu
Doch nicht nur linker, rechter oder islamistischer Terror steht im Fokus der Vorbeugung. „Die Verschwörungsideologien haben in letzter Zeit rasant zugenommen“, beschreibt Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs vom WNED. Hier müsse man verstärkt durch Maßnahmen in der Schule, am Arbeitsplatz oder durch Sozialarbeiter entgegenwirken. Der Studienautor warnt auch vor der größer werdenden Nische der „Reichsbürger“. Verbesserungsbedarf gibt es auch bei der Betreuung im Strafvollzug und der Entlassung.
Laut dem „Wiener Netzwerk Demokratiekultur und Prävention“ stellen folgende Strömungen die größte Bedrohung für die Sicherheit der Stadt dar:
„Man kann nie alle erreichen“
Doch auch solch weitreichende Maßnahmen können nicht immer das Schlimmste verhindern. „Ich kann nie alle erreichen, dieser Realität muss man ins Auge blicken. Aber ich kann so viele wie möglich rausfischen“, so Stockhammer.
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