Immer mehr Betriebe

Vorreiterrolle: Steirer läuten Vier-Tage-Woche ein

Steiermark
30.10.2021 09:53

Kreative Lösungen im immer härter werdenden Kampf um ausreichend Personal sind gefragt. Mit neuen Arbeitszeitmodellen leistet die Steiermark Pionierarbeit: In immer mehr Betrieben ist ein langes Wochenende die Regel. Bei (potenziellen) Mitarbeitern kommt das sehr gut an.

„Seit ich am eigenen Leib spüre, wie gewinnbringend eine kurze Arbeitswoche ist, kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen“, erzählt Günter Steininger, Inhaber von drei Friseursalons in Graz und Gleisdorf. Wobei sich der Gewinn nicht nur auf das Privatleben bezieht: „Ich bin an meinem Arbeitsplatz produktiver geworden, ein Phänomen, das man ja schon seit Langem von den skandinavischen Ländern kennt“, sagt der 34-Jährige.

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Ich bin an meinem Arbeitsplatz produktiver geworden, ein Phänomen, das man ja schon seit Langem von den skandinavischen Ländern kennt

Günter Steininger, Friseursalon Fell

Drei Monate Testphase
Aufgrund dieser Erfahrung war der nächste Schritt nur logisch: Ab Jänner wird in einer dreimonatigen Testphase von der Fünf- auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt, samstags bleibt geschlossen: „Für mich ist das ein Experiment. Wenn meine Mitarbeiter darauf ansprechen und meine Kunden mitmachen, behalte ich das Modell bei“, so der 34-Jährige.

Günter Steininger vom Friseursalon Fell in Graz hofft auf das Verständnis seiner Kundinnen und Kunden. (Bild: Christian Jauschowetz)
Günter Steininger vom Friseursalon Fell in Graz hofft auf das Verständnis seiner Kundinnen und Kunden.

Mitarbeiter zu finden, war für den innovativen Friseur, der parallel als Ausbildungsbetrieb geführt wird, bislang kein Problem. Stärkstes Motiv Steiningers ist die Zufriedenheit seines Teams als „wichtigstes Kapital“.

Bewerbungen sogar aus Italien
Weniger um dem Zeitgeist zu entsprechen, sondern mehr aus einer echten Not heraus, hat die Tischlerei Schneider im obersteirischen Mariahof als eine der ersten Firmen in Österreich die Vier-Tage-Woche ausgerufen. Seither kann man sich vor Interessenten fast nicht mehr erwehren: „Wir haben etwa 50 Bewerbungen bekommen, darunter auch ausgezeichnete Tischler“, ist Geschäftsführer Johannes Forstner erfreut.

Sonja und Johannes Forstner leiten die Tischlerei Schneider. (Bild: Armin Grabner)
Sonja und Johannes Forstner leiten die Tischlerei Schneider.

Das Bedürfnis nach flexiblerer Arbeits- und mehr Freizeit kann der Murtaler nachvollziehen: „Ich selbst zähle zur Generation Y, in meinem Freundeskreis ist das Thema mittlerweile ein Hauptkriterium für die Jobauswahl.“

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In meinem Freundeskreis ist das Thema mittlerweile ein Hauptkriterium für die Jobauswahl

Johannes Forstner von der Tischlerei Schneider in Mariahof

Angemessene Entlohnung wichtig
Forstner denkt sogar noch einen Schritt weiter, neue Arbeitszeitmodelle alleine werden seiner Meinung nach in dem immer schwieriger werdenden Kampf um gutes Personal nicht reichen: „Angemessene Entlohnung, ein gutes Betriebsklima und spannende Projekte müssen wohl ebenso garantiert werden.“

Die ungewöhnliche Werbung brachte den gewünschten Erfolg (Bild: Tischlerei Schneider/Grabner)
Die ungewöhnliche Werbung brachte den gewünschten Erfolg

500 Euro Trinkgeld pro Monat
Ein weiteres Beispiel: Dass es in der Gastro besonders schwer ist, gutes Personal zu bekommen, ist bekannt. Vollblut-Wirt Franz Friessnegg vom Restaurant Schicker in Kapfenberg kann das aber nicht so recht verstehen: „Der Verdienst ist ja bitte längst in Ordnung, 500 Euro Trinkgeld kommen monatlich dazu, von Ausbeutung kann keine Rede sein. Man hat direkten Kundenkontakt, bekommt anders als eine Verkäuferin ein direktes Feedback, kann seine Persönlichkeit formen und im Team arbeiten.“

Lieben ihre Arbeit: Franz (rechts) und Hannes Friessnegg. (Bild: Meieregger )
Lieben ihre Arbeit: Franz (rechts) und Hannes Friessnegg.

Auch bei dem Traditionsunternehmen brachte die Umstellung auf flexiblere Arbeitszeiten den gewünschten Erfolg: „Der Entscheidung habe ich zwei neue Jungköche, drei Kellner und einen Lehrling zu verdanken - ein sensationeller Erfolg!“, jubiliert Friessnegg.

„Model Resi“ bringt superlanges Wochenende 
Besonders innovativ und kreativ agiert der Metallbearbeitungsbetrieb Koller mit Sitz in Aflenz: „Unsere 85 Mitarbeiter können neuerdings über eine 4- oder 5-Tage-Woche entscheiden, ob Früh- oder Nachmittagsdienst steht ebenso zur Disposition“, berichtet Co-Geschäftsführer Wolfgang Grabner. Für einen Schichtbetrieb eine immense logistische Herausforderung, doch der Aufwand lohnt sich: „Die Mitarbeiter-Zufriedenheit und damit das Betriebsklima haben sich seit der Umstellung enorm verbessert, deshalb zieht unser Schwesterbetrieb in Lannach im Jänner mit“, so der Leiter.

Das „Resi-Modell“- benannt nach Initiatorin Theresa Payer (Bild: Stefan Nadrag)
Das „Resi-Modell“- benannt nach Initiatorin Theresa Payer

Auf Vorschläge der Mitarbeiter wird ebenso reagiert: So gibt es beispielsweise das „Modell Resi“ mit superlangem Wochenende von Donnerstag- bis Montagmittag benannt nach Theresa Payer.

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