Das Wiener Start-up Revo Foods prescht bei veganen Alternativen zum Fisch vor: Zwei Jahre nach der Firmengründung wird jetzt pflanzlicher Lachs aus dem 3D-Drucker in allen Billa-Plus-Filialen in Österreich zu kaufen sein, ausgewählte ADEG-Filialen sollen bald folgen. Die „Krone“ sprach vor dem Marktstart mit Gründer Robin Simsa - und konnte sich bei einer Verkostung selbst ein Bild von der Qualität und dem Geschmack des weltweit ersten veganen Räucherlachses machen. Es ist nur der Anfang für das Unternehmen, das mit Fischalternativen aus Österreich zuerst Europa und dann die ganze Welt verändern will.
Kommende Woche geht es los: Erstmals werden Konsumenten in Österreich den „Lachs aus Pflanzen“ von Revo Foods kaufen können, wenn das weltweit neuartige Produkt in den rund 140 Billa-Plus-Märkten des Rewe-Konzerns ab 3. November in den Kühlregalen zu finden sein wird. Der Marktstart folgt unmittelbar auf die Ausstrahlung der Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ am 2. November auf Puls4, bei der das Start-up rund um Gründer Robin Simsa den Investoren sein Produkt präsentieren wird.
Produktion bei „lebensmittelzertifiziertem“ Partner in Österreich
Produziert wird der pflanzenbasierte Räucherlachs aus dem 3D-Drucker mit einem Partner, den Simsa namentlich nicht nennen kann. Dieser sei aber selbstverständlich „lebensmittelzertifiziert“, wie er versichert. Von einem Standort in Österreich aus werden die veganen Lachsscheiben an Rewe geliefert, der dann über seine Lieferkette die Billa-Plus-Märkte im ganzen Land damit versorgt. Also wie bei jedem anderen Lebensmittel im Sortiment der Supermarkt-Kette, erklärt der Wiener wenige Tage vor dem Marktstart.
Bei der veganen Hightech-Alternative zum beliebten Räucherlachs handelt es sich um ein gekühlt zu lagerndes Produkt. Das Lebensmittel zeichne sich durch elf natürliche Inhaltsstoffe, darunter Erbsenprotein, für einen hohen Omega 3 und Proteingehalt aus. Das Produkt könne auch eingefroren werden, wie Simsa im Gespräch mit der „Krone“ ergänzt. Spannend ist auch die Haltbarkeit, die „deutlich länger als bei konventionellem Fisch“ sei, wie er sagt. Während Räucherlachs zwischen 8 und 10 Tagen haltbar sei, liege man mit der veganen Alternative mit 21 Tagen bei mehr als der doppelten Haltbarkeitsdauer.
Preis wird mittelfristig sinken
Der Preis für den Endverbraucher? Der werde sich wohl im „guten Mittelbereich“ vergleichbarer Lachsprodukte bewegen. Der Wiener kann dazu aber nicht wirklich etwas Konkretes sagen, Stichwort Preisabsprache. Denn er werde „den Preis auch erst sehen, wenn sein Produkt im Regal steht“. Alles sei „ein bisschen teurer am Anfang, aber sicher nicht im absoluten Premiumsegment“, betont Simsa auf Nachfrage. Als Start-up seien die Kosten am Anfang sehr hoch, mittelfristig werde der Preis des „Lachs aus Pflanzen“ aber sinken, versichert er.
Revo Foods will Menschen, die gerne Fisch essen, jedenfalls eine „echte Alternative“ bieten. Wobei das Wiener Start-up den vielen Fischliebhabern in Österreich auch nicht wegnehmen wolle, dass sie gerne Lachs essen. Immer mehr Konsumenten würden heute sagen, dass ihnen Lachs zwar schmecke, nicht aber die damit verbundene Überfischung. Ebenso gefalle wohl niemanden die Tatsache, dass immer mehr Schwermetalle, Antibiotika und Mikroplastik im Fisch zu finden sind, verweist Simsa auf die traurige Realität hinter dem Essen.
Fisch mit negativen Auswirkungen für junge Konsumenten
Gerade für Kinder und Heranwachsende könne der Fischkonsum „leider immer mehr tatsächliche negative Auswirkungen“ haben, „weil die Grenzwerte immer höher“ werden würden, so die berechtigte Sorge des Wieners, der sich zugleich auch darüber freut, dass sich gerade die Jüngeren heute immer mehr für diese Problematik interessieren würden - und entsprechend auch zu bewussteren Konsumenten heranwachsen würden.
Die Reaktionen auf den pflanzlichen Räucherlachs aus dem 3D-Drucker, der in den vergangenen Monaten schon in ausgewählten Gastronomie-Betrieben in Wien aufgetischt wurde? „Für viele ungewohnt, wenn sie zum ersten Mal davon erzählt bekommen“, räumt Simsa ein. Schließlich sei das nichts, „was man schon kennen würde. Da könnten sich die Leute auch nichts darunter vorstellen“. Die Kombination „aus 3D-Druck UND veganem Fisch, also da sagen viele Leute: WAS?!?“, erinnert sich Simsa an teils „ungläubiges Lachen“.
Erster „Krone“-Bericht mit unmittelbaren Reaktionen
Doch habe das Unternehmen den „Fisch aus Pflanzen“ einmal ein bisschen mehr erklärt, dann mache es schnell auch Sinn. So habe auch der erste, kurze Beitrag im vergangenen Frühjahr in der „Krone“ und auf krone.at Simsa zufolge zu unmittelbaren Reaktionen geführt. Leser hätten Revo Foods daraufhin angeschrieben mit den Worten: „Habe von euch in der ‚Krone‘ gelesen, ich würde das gerne mal probieren.“
Was die „Krone“-Leser im Frühjahr zum Pflanzenlachs aus dem 3D-Drucker sagten, lesen Sie hier!
Die „erstaunlich positiven Reaktionen“ jener, die den veganen Lachs aus dem 3D-Drucker dann einmal gekostet haben, hätten den Firmengründer anfangs selbst überrascht. Denn „natürlich habe jeder einen anderen Geschmack und es gibt eigentlich kein Lebensmittel, was jedem schmeckt“, gibt der Wiener im Gespräch zu bedenken. Seit dem Sommer gäbe es trotz all dieser Faktoren in den Testlokalen eine „hohe Zustimmungsrate“ von mehr als 85 Prozent.
„Krone“ überzeugte sich bei Verkostung selbst
„Wow, das schmeckt ja wirklich nach Lachs“ oder „Ich kann nicht glauben, dass das kein Lachs ist“, zitiert der Firmengründer dazu das Feedback von Konsumenten aus dem Gedächtnis. Das sei für Revo Foods ein „sehr großes Kompliment“. Bei einer Verkostung konnte sich die „Krone“ kurz vor dem Marktstart von der Qualität und dem Geschmack des veganen Räucherlachses selbst überzeugen.
Fazit: Auf Weißbrot und auf veganem Frischkäse serviert, schmeckte die Fischalternative wirklich köstlich. Eine Unterscheidung zum echten Räucherlachs war weder mit dem freien Auge noch im Mund möglich; höchstens in der Nase, in die der Geruch des Pflanzenlachses um ein gefühltes Quantum weniger fischig als bei den typischen Lachsscheiben aufsteigt. Bei einer Blindverkostung wäre die vegane Alternative wohl nicht mehr vom Fisch zu unterscheiden.
Start-up nimmt sich Feedback sehr zu Herzen
Dem Start-up sei jedes Feedback enorm wichtig, und das Produkt werde ständig verbessert. So nehme man sich eben auch Anmerkungen wie „das könnte noch ein bisschen fischiger sein“ oder „von der Textur her, könnte es ein bisschen fester sein“ sehr zu Herzen, wie Simsa unterstreicht. Die veganen Räucherlachsscheiben würden jedenfalls auch hervorragend zu Pasta, Bowls oder Wraps passen; und - was auch bei der Verkostung für die „Krone“ sofort als Rezeptidee in den Sinn kam - frisch aus dem Kühlschrank auf einer heißen Pizza!
Fest steht: Der Weg von der Firmengründung vor zwei Jahren bis zum Marktstart der Räucherlachs-Alternative aus dem 3D-Drucker war eine große Herausforderung. Waren es anfangs Simsa und zwei Kollegen, beschäftigt Revo Foods mittlerweile 20 Personen, darunter Lebensmitteltechnologen und auch eine Köchin. Der Zugang des Start-ups sei stets „ein interdisziplinärer“, so der Wiener, der selbst Biotechnologie studiert hat und sich zunächst mit Fleischalternativen beschäftigt hatte.
Weltweit schon viele Fleischalternativen, aber nicht für Fisch
Bis Simsa in die Welt des 3D-Drucks eintauchte und den Fokus auf Fisch zu legen begann. Denn, wie er anmerkt: Fleischalternativen (etwa für Hamburger oder Würstel) gäbe es heute weltweit schon sehr viele, nicht aber für Fisch. Vor allem beim Lachs, der ja der meist gegessene Fisch der Welt ist. Hier gäbe es zudem „wahnsinnige Umweltprobleme, aber keine Alternativen für Leute, die trotzdem diesen Geschmack (von Lachs; Anm.) haben wollen“, sagt der Firmengründer.
Die Ausgangsüberlegung sei deshalb gewesen: „Warum ist das so?“. Gerade aufgrund seiner unvergleichlichen Struktur - die orange Farbe, die Muskelfaser und das Bindegewebe - des beliebten Speisefisches, sei der 3D-Druck „ideal geeignet“, um diese Komplexität von Lachs wiederzugeben. Als die ersten Tests „erstaunlich gut funktioniert“ hatten, sei bald darauf die Firma gegründet worden, erinnert sich Simsa an die Entstehung von Revo Foods.
Wobei der Standort Wien am weltweit boomenden Markt der veganen Fleisch- und Fischalternativen nicht unbedingt die naheliegende Wahl sei, wie er zu bedenken gibt. Trotz der „tollen Firmen im traditionellen Lebensmittelbereich“ gäbe es auf diesem Sektor in Österreich noch „relativ wenig“, sagt Simsa, der zusammen mit seinen Mitgründern Manuel und Theresa aber hofft, ein „Anstoß auch für andere hierzulande“ sein zu können. Unterstützung, darüber will sich das Start-up sicherlich nicht beklagen, gäbe es für derartige Projekte aber sehr viel in Wien, allen voran etwa die Wiener Wirtschaftsagentur, wie Simsa hervorstreicht.
Weitere Produkte sind schon in den Startlöchern
Revo Foods wolle von Wien aus seinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten und bleibe deshalb auch nicht bei der Entwicklung und Produktion von veganem Räucherlachs stehen. Schon für 2022 seien weitere vegane Fischalternativen im Entstehen, angefangen mit dem weltweit ersten veganen Fischaufstrich über Pflanzenlachs für Sushi und Sashimi bis hin „zur Königsdisziplin, dem Lachsfilet“. Letzteres habe laut Simsa weltweit „keiner sonst“. Die „Krone“ konnte davon beim Lokalaugenschein am Firmensitz in Wien-Neubau die aktuellsten Entwicklungsschritte bestaunen - die tatsächlich äußerst vielversprechend aussehen (siehe auch Instagram-Posting unten).
Und dann gibt es natürlich noch den zweiten, weltweit beliebten (aber ebenso problematischen) Speisefisch, den Thunfisch. Auch hier werde man noch von Revo Foods zu schmecken bekommen, blickt der Wiener optimistisch in die Zukunft. Konkret wird hier bereits an einem veganen Thunfischsalat gebastelt, wie er verrät. Sushi und Sashimi sind auch hier naheliegende Speisen, bei dem eine pflanzliche Thunfisch-Alternative zum Einsatz kommen könne.
Wiener wollen „das Beyond Meat von veganem Fisch“ werden
Wo sieht Simsa das Wiener Unternehmen in 5 Jahren? „Idealerweise als das Beyond Meat von veganem Fisch!“ Quasi von Wien aus zuerst Europa und dann die ganze Welt erobern, und mit geschmackvollem veganen Fisch eine echte Essensalternative für die Zukunft bieten. Interessenten aus der Gastro-Szene, die sich proaktiv an Revo Foods gewandt hätten, gäbe es bereits in zahlreichen Städten wie Barcelona, Berlin, Helsinki, Kopenhagen oder auch Mailand.
Für Robin Simsa ist klar: „Entweder die Leute essen weniger Fisch, weil es diese Alternativen gibt. Oder sie essen weniger Fisch, weil es bald keinen Fisch mehr gibt -weil wir alles so stark überfischen, was es im Meer gibt“. Man müsse es „anders machen. So, wie es jetzt laufe, mache es keinen Sinn. So kann es nicht weitergehen“, ist er überzeugt. „Wenn man wirklich einen positiven Einfluss haben will - denke ich -, wie sich die Welt entwickelt, muss man es (sein Produkt, also den veganen Fisch im Falle von Revo Foods; Anm.) auch überall verfügbar machen“, bringt es der Wiener abschließend auf den Punkt.
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